Berlin. Ein neue Initiative, die “Allianz für Menschen mit Demenz“, soll im Auftrag der Bundesregierung Demenzkranken und deren Angehörigen unter die Arme greifen. Dadurch soll auch das Thema Demenz, das in der Gesellschaft immer noch ein Tabu ist, mehr in den Mittelpunkt gerückt werden.
Demenz ist noch weitgehend ein Tabu in der Gesellschaft. Erkrankte und Angehörige sind in der Regel isoliert. Bund, Länder und Gemeinden sowie Sozial- und Gesundheitsverbände wollen dies ändern.
Mit in einer "Allianz für Menschen mit Demenz" will die Bundesregierung Betroffenen ermöglichen, Familie, Pflege und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. Die Familien bekämen mit der Initiative, "was sie brauchen: mehr Zeit, um die Doppelbelastung zu bewältigen", sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Montag in Berlin anlässlich der Unterzeichnung der Agenda.
Gesamte Gesellschaft gefordert
Damit werde der Grundstein für eine nationale Demenzstrategie gelegt. "Wir dürfen Demenzkranke und ihre Angehörigen nicht alleinlassen. Sie sollen so lange wie möglich am sozialen Leben teilnehmen und im vertrauten Umfeld leben können", sagte Schwesig.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erklärte: "Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Dazu gehört neben einer guten medizinischen und pflegerischen Versorgung und Rehabilitationsmaßnahmen auch ein kompetenter Umgang mit Demenzkranken, sei es in Arztpraxen, Krankenhäusern oder in Bürgerämtern."
Fortschrittsbericht für 2016 geplant
An Demenz leiden 1,5 Millionen Menschen. Die Zahl steige bis 2050 auf rund 3,0 Millionen. Schwesig wie Gröhe sprachen sich dafür aus, die Krankheit zu enttabuisieren und die Betroffenen - Erkrankte und Angehörige - aus ihrer Isolierung zu holen.
An der Erarbeitung der nationalen Strategie unter Vorsitz der beiden Bundesministerien und dem Ko-Vorsitz der Deutschen Alzheimer Gesellschaft - Selbsthilfe Demenz waren die kommunalen Spitzenverbände, die relevanten Verbände aus dem Bereich Pflege und Gesundheit, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft sowie die Länder beteiligt. Ein erster Fortschrittsbericht ist für das Frühjahr 2016 geplant.
"Menschen mit Demenz gehören in die Mitte der Gesellschaft"
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) betonte in München: "Menschen mit Demenz brauchen eine Betreuung, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist." Bereits im vergangenen Jahr habe die Regierung in München eine eigene Demenzstrategie veröffentlicht. "Ziel sind Lösungen für alle Lebensbereiche. So haben wir in Bayern neue Wohnformen für Menschen mit Demenz geschaffen. Zudem gibt es stundenweise Betreuungsangebote, mit denen Angehörige von Menschen mit Demenz entlastet werden."
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne), sagte: "Menschen mit Demenz gehören in die Mitte der Gesellschaft. Dazu müssen wir lernen, auch Verhaltensweisen zu akzeptieren, die vielleicht nicht unserer Norm entsprechen, aber Menschen mit dieser Krankheit in die Ruhe bringen und sie zufrieden machen. Unter einer Ausgrenzung leiden die Betroffenen und nicht zuletzt auch ihre Angehörigen." Das erfordere neben einer andern gesellschaftlichen Haltung "auch Lebensorte, die auf die Bedürfnisse dieser Menschen eingerichtet sind und ihnen dieses "Ausleben" weitgehend gefahrlos ermöglichen". (dpa)