Essen. . Wild, emotional und voller Zuversicht: „Das Leben gehört uns“ erzählt eine authentische Geschichte vom Kampf eines Paars um sein krebskrankes Kind. Die französische Schauspielerin Valérie Donzelli hat vieles von dem, was sie in ihrem bewegenden und zuversichtlichen Film erzählt, selbst erlebt.

Romeo und Julia! Wer diesen Namen heute im Kino begegnet, ist auf alles gefasst. Auf Liebe in XXL natürlich. Auf Streit zwischen Nachbarn, Ehrenmord und was einem sonst noch zur größten Lovestory der Welt einfallen kann. Aber nichts davon passiert in „Das Leben gehört uns“. Romeo (Jérémie Elkaim) und Juliette (Valérie Donzelli) verlieben sich wie im Rausch, küssen sich, heiraten und bekommen ein Kind, Adam. Als bei dem kleinen Jungen ein Hirntumor diagnostiziert wird, geht die Liebesgeschichte erst richtig los.

Die französische Schauspielerin Valérie Donzelli hat vieles von dem, was sie in ihrem bewegenden und ungemein zuversichtlichen Film über ein eigentlich zerstörerisches Schicksal erzählt, selbst erlebt. Ihr eigenes Kind war schwerkrank. Donzelli und ihr langjähriger Lebenspartner Jérémie Elkaim, der auch im Film die männliche Hauptrolle spielt, haben über Jahre den gemeinsamen Kampf ihres Lebens zwischen Krankenhaus-Fluren und Wartezimmern gefochten. Eine Liebe in keimfreien OP-Kitteln und schmucklosen Krankenzimmern, in ständiger Sorge und dem doch ungebrochenen Wunsch nach Normalität. Dass eine Prüfung wie diese am Ende auch der blühendsten Romanze die Wurzeln kappt, verheimlicht Donzelli, die heute von Elkaim getrennt lebt, nicht. Und trotzdem ist „Das Leben gehört uns“ ein bedingungsloses Plädoyer für die ganz großen Gefühle, für den Glauben an die Liebe und die Bedeutung solcher Herausforderungen, die aus einem verliebten Pärchen ein Paar macht.

So wild und atemlos, so vital und verspielt

„Sie waren zerstört, aber gefestigt“, heißt es am Ende dieses französischen Oscar-Kandidaten, der wie ein heftiger Hindernislauf der Glückshormone daherkommt. So wild und atemlos, so vital und verspielt, dass man erst ungläubig zusammenzuckt, wenn die zarte Valérie auf dem Krankenhausflur ein Liebeslied anstimmt. Geht das denn zusammen, Chanson und Chemotherapie, Komödie und Drama?

Aber Donzellis Film zieht seinen Reiz gerade aus der mutigen Mischung der Stilmittel. So wie er mal mit Off-Stimme, mal mit Zeitlupe, vor allem aber mit viel Musik arbeitet, wechselt er auch die Erzählstimmung. Verzweiflung, Depression, Selbstmitleid sind nicht erlaubt. Jede Sackgasse hat noch ihre kleinen Fluchten. Jeder Verzweiflungsschrei mündet irgendwann in ein Lachen.

Und so sieht man zwei Menschen, die am Ende so ziemlich alles verloren haben -- Wohnung, Geld, Jobs. Nur nicht sich selbst. Zwei, die uns wieder mal auf mitreißende Art beweisen, dass es seit Shakespeare eigentlich kein anderes großes Thema gibt als Eros und Thanatos, Liebe und Tod. Eine Paarung, untrennbar wie Romeo und Julia.