Essen. . Den französischen Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten Luc Besson siedelt man in letzter Zeit zumeist im Bereich des Actionfilms an. Doch der unentwegte Macher kann auch anders: In „The Lady“ beleuchtet er das Schicksal der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.

Kämpferin für die Freiheit, Trägerin des Friedensnobelpreises und nun auch mit einem Sitz im Parlament von Birma vertreten - Aung San Suu Kyi ist im politischen Dienste für Volk und Vaterland keineswegs eine Person aus der Vergangenheit. Genau dort aber ist Luc Bessons filmische Biografie „The Lady – Ein geteiltes Herz“ angesiedelt, in jener Zeit, als Suu Kyi den vielleicht schwersten seelischen Konflikt ihres Lebens auszufechten hatte.

Grande Dame des Hongkong-Kinos

Dafür holte Besson sich mit Michelle Yeoh, der Grande Dame des Hongkong-Kinos, eine charismatische Hauptdarstellerin, die nach erster Karriere als KungFu-Action-Star hierzulande vor allem durch ihre Auftritte als dekorative Bond-Partnerin im 007-Abenteuer „Der ,Morgen’ stirbt nie“ und Ang Lees „Tiger & Dragon“ Beachtung fand. In diesem Jahr wird Michelle Yeoh 50 und verbindet auf der Leinwand natürliche Schönheit mit Anmut und edlem Ernst, die sie im besten Sinne zum Spiegelbild ihres Vorbilds Suu Kyi werden lassen.

Beschaulich ist das Leben in Oxford am Ende der 1980er Jahre. Suu Kyi lebt hier mit ihrem englischen Mann Michael Aris (David Thewlis), der an der Uni eine Anstellung als Professor für Tibetkunde hat, und zwei gemeinsamen Söhnen. Die Nachricht, dass ihre Mutter schwer erkrankt ist, führt Suu Kyi erstmals in ihrem Leben nach Birma. Als Tochter eines Generals, der für die Unabhängigkeit kämpfte und einem Anschlag zum Opfer fiel, erweckt sie schnell das Interesse intellektueller Kreise, die sie als Hoffnungsträgerin begreifen und überreden, in Birma zu bleiben.

Im Visier der Militärjunta

Damit ist sie nicht länger Touristin und rückt ins Visier der Militärjunta, die jegliche demokratischen Bemühungen mit brutaler Gewalt deckelt. Dennoch wird Suu Kyi politisch aktiv und nimmt dafür sogar Hausarrest in Kauf. Ihr Mann unterstützt sie von England aus nach Kräften, aber als er tödlich an Krebs erkrankt, wird Suu Kyi die Reise nach England nur unter der Bedingung frei gegeben, dass sie danach nie mehr nach Birma zurückkehren darf.

Der Lauf der Geschichte hat diesen schier unmenschlichen Konflikt längst gelöst. Umso beeindruckender ist es daher, dass Luc Besson es gelingt, den Betrachter durch das intensive Ringen zwischen Politik und Privatleben zu fesseln.

Stilsichere intime Dramatik

Besson, der es seit drei Jahrzehnten quasi im Alleingang schafft, Frankreichs Kommerzkino mit harten Actionstreifen gegenüber Hollywood konkurrenzfähig zu halten, zeigt sich für „The Lady“ auch als Könner im epischen Fach. Seine Regie vereint stilsicher intime Dramatik und große Panoramen eines gehobenen Unterhaltungsromans, der nicht deutet, sondern nacherzählt; das aber sehr gekonnt.