Essen. Emanzipation sieht noch ein wenig anders aus: Kinostart für „Einmal ist keinmal“ mit Katherine Heigl und „Haus der Sünde“ von Bertrand Bonello.

Als Mitte der Neunziger Janet Evanovich ihren ersten Roman um die Hobby-Kopfgeldjägerin Stephanie Plum mit dem Titel „Einmal ist keinmal“ veröffentlichte, da waren die Filmrechte schnell verkauft. Inzwischen hat die Autorin mehr als ein Dutzend weiterer Titel mit ihrer unorthodoxen Heldin veröffentlicht, stets angesiedelt zwischen Krimi und leichter Unterhaltung. Doch erst jetzt taucht die Verfilmung jenes Debütromans im Kino auf.

Da muss aber jemand mächtig an der Entwicklung gearbeitet haben, denkt man sich – was sich aber als Trugschluss herausstellt. Und das, obwohl sich hier mit Regisseurin Julie Anne Robinson und den drei weiblichen Drehbuchautoren hauptsächlich Frauen der für Frauen geschriebenen Leichtlektüre angenommen haben.

Wir lernen die Hauptfigur Stephanie in Gestalt von Ka­therine Heigl („Grey’s Anatomy“) kennen, die ganz passabel spielen könnte, wenn das Buch sie nicht ständig mit Fettnäpfchen versorgen würde.

Die Unterwäsche-Verkäuferin Stephanie also, völlig abgebrannt, klopft bei ihrem schmierigen Cousin Vinnie an, der ein Büro für Bounty Hunter unterhält. Hier arbeiten Profis, die gegen Fremdkaution freigelassene und mittlerweile abgängige Angeklagte wieder aufstöbern und dem Gericht zuführen. Stephanie wird ganz wuschig, als sie in ihrem ersten Zielobjekt einen ihrer Ex-Lover erkennt. Eine blutige Anfängerin macht sich auf den Weg.

Man mag Frau Heigl noch so sympathisch finden, aber an diesem Film stimmt kaum etwas. Eine mit leichtem Komödienton angegangene Geschichte mündet plötzlich in blutigen Ernst. Und ausgerechnet die Hauptfigur ergeht sich in abstoßenden Zynismen und hat am Ende ein paar Tote zu verantworten. Unser Titelvorschlag: Einmal und nie wieder.

Das echte Leben hinter dem Freudenhaus-Plüsch

Dass Kinobesuche eine recht lustvolle, aber gemeinhin zahme Form von Voyeurismus sind, mit diesem Wissen hat das Kino oft gespielt. Mit „Haus der Sünde“ geht Regisseur Bertrand Bonello das Thema ganz explizit an. Bonello führt uns in ein Pariser Edelbordell aus der Zeit der Jahrhundertwende. Die Mädchen sind jung und zauberhaft, die Freier sind Männer mit Geld und Geschmack. Und einmal im Monat kommt der Amtsarzt, um die Frauen auf Schwangerschaft und Syphilis zu untersuchen.

Bonello zeichnet diese Abläufe eher wie ein impressionistisches Gemälde, so als hätten ein Degas oder Cézanne an der Bildfindung mitgewirkt. Und wie die großen Maler sucht auch Bonello hinter dem Freudenhaus-Plüsch nach dem echten Leben: Stolz, Demütigung, Eigensinn, aber vor allem den Zeitenwandel skizziert er im „Haus der Sünde“. Dass der Versuch von Selbstbestimmung im Korsett der Zeit nicht ohne Verletzungen abgeht, beweist nicht nur die verstümmelte „Frau, die lacht“, weil ihr von einem Freier die Mundwinkel aufgeschnitten wurden. Ein nostalgisch gefärbter, freilich nicht verklärender Abgesang auf eine Epoche, der weder ästhetisch noch inhaltlich so ganz zu überzeugen vermag.