Dorsten. . Die Taucherstaffel der Feuerwehr Dorsten ist die einzige im Kreis. Ein Knochenjob: Allein die Grundausrüstung bringt 17 Kilogramm auf die Waage

Gar nicht so leicht. Für das Foto schlüpft Holger Schlieper extra in die Taucherausrüstung. „Ohne Hilfe ist das kaum zu schaffen“, sagt er. Sein Kollege Andre Schreur steht mit im Gerätewagen. Er schließt den Reißverschluss des Anzugs, reicht die Handschuhe an, dann zurrt er die Atemmaske fest. Geschafft, Holger Schlieper wäre jetzt einsatzbereit. 17 Kilogramm Gewicht hat allein die Grundausrüstung, zu der auch eine 50 Meter lange Leine gehört, mit der der Taucher unter Wasser Signale in der „Tauchersprache“ empfängt.

Die Tauchergruppe der Dorstener Feuerwehr ist die einzige im Kreis Recklinghausen, ihr Einsatzgebiet ist entsprechend groß. Zum Einsatzgebiet gehören in erster Linie die örtlichen Gewässer wie der Wesel-Dattel-Kanal, die Lippe, der Blaue See und der Barkenberger See. „Wir sind aber auch über die Kreisgrenzen hinaus unterwegs“, sagt Lehrtaucher und Feuerwehrmann Martin Spieckermann.

Vier Taucher bilden die Einheit

Der 53-Jährige erinnert sich noch gut an einen Einsatz am Hohen Ufer in Gahlen. Zwei Männer, die von der Brücke ins Wasser sprangen, waren mit den Köpfen zusammengestoßen, einer tauchte nicht mehr auf. „Ihm haben wir das Leben gerettet. Ohne Taucher wäre er verstorben“, sagt Spieckermann.

Bei der Feuerwehr Dorsten sind in den drei Wachabteilungen derzeit 24 ausgebildete Feuerwehrtaucher beschäftigt. Sie sind Taucher der Stufe II und kommen bei Einsätzen zur Rettung oder Bergung von Personen oder zur Bergung von Gegenständen zum Einsatz.

Der Schichtplan sieht vor, dass mindestens vier von ihnen anwesend. Denn gemäß der Feuerwehrdienstvorschrift werden für einen Taucheinsatz grundsätzlich vier Taucher benötigt: ein Taucheinsatzführer ein Feuerwehrtaucher, ein Sicherheitstaucher und ein Signalmann.

Feuerwehrleute entscheiden sich immer häufiger für zusätzliche Ausbildung zum Taucher. Der Großteil schwimmt leidenschaftlich gerne oder ist bereits im Dienst der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG).

Die Ausbildung zum Feuerwehrtaucher ist aber kein Zuckerschlecken: Allein die theoretische Ausbildung umfasst 35 Arbeitsstunden. Hinzu kommen mindestens 20 Stunden praktische Ausbildung und 50 Tauchgänge. Ein Ausbildungstauchgang dauert mindestens 20 Minuten, 20 Tauchgänge sind unter Einsatzbedingungen in Tauchtiefen von mehr als zehn Metern zu leisten. Jeder Tauchgang wird im Tauchdienstbuch festgehalten.

Früher konnten die Trainingseinsätze im alten Hallenbad stattfinden, nun wird in Gelsenkirchen geübt. Im Sommer fahren die Feuerwehrleute entweder zum Kanal oder zum Silbersee II nach Haltern am See. „Übungen sind unerlässlich. Man muss sich im Einsatz blind auf den anderen verlassen können. Daran hängt ja auch das eigene Leben“, sagt Martin Spieckermann.

Eine Taucherstaffel zu unterhalten, ist für eine Kommune zum einen nicht verpflichtend und zum anderen ziemlich kostenintensiv. Daher gab es immer mal wieder Überlegungen, die Staffel aufzulösen. Für Martin Spieckermann wäre das im wahrsten Sinne des Wortes der Untergang. „Man muss sich nur mal überlegen, wenn eine Mutter mit ihrem Kind am Kanal spazieren geht und das Kind ins Wasser fällt. Ich will der Mutter nicht erklären, dass sie sich drei Stunden gedulden soll, dann kommt ihr Kind von alleine hoch.“

Feuerwehr-Pressesprecher Markus Terwellen klärt über die Konsequenzen auf: „Würde es die Taucherstaffel in Dorsten nicht geben, müssten wir die Truppe aus Gelsenkirchen anfordern. Wenn die hier in Dorsten sind, können die höchstens noch eine Leichenbergung durchführen.“

Leben zu retten, unter erschwerten Bedingungen – das ist die Berufung der Feuerwehrtaucher. Dass das gelingt, zeigen zahlreiche Beispiele.