Hervest/Essen. . Aus schwierigen Familienverhältnissen stammt der erst im Alter von 15 Jahren nach Dorsten umgezogene Angeklagte. Im Internet gab sich der 24-Jährige als junges Mädchen aus - um Jungen anzulocken. Seit Mittwoch steht der Dorstener vor Gericht. Seit Masche war stets die gleiche.

Stefanie Müller, 13 Jahre alt – so nannte der 24 Jahre alte Mann aus Dorsten-Hervest sich im Internet. Er nutzte die falsche Identität, um Jungen anzulocken, die sich für ihn vor laufender Internet-Kamera auszogen. Seit Mittwoch muss er sich deshalb vor der III. Essener Strafkammer verantworten.

Aus schwierigen Familienverhältnissen stammt der erst im Alter von 15 Jahren nach Dorsten umgezogene Angeklagte. Ob dies seine Taten erklärt, dazu sitzen Psycho-Gutachter im Prozess. Ausgelöst hatte das Verfahren die Anzeige der Eltern eines in Norddeutschland lebenden Jungen, der sich ihnen anvertraut hatte. Das Landeskriminalamt Hamburg ermittelte, schließlich übernahm die Kripo Recklinghausen. Auf den Computern und Handys des 24-Jährigen fanden sie im April 2012 genügend Belege für die Schuld des Angeklagten. 52 Fälle aus der Zeit von 2008 bis 2012 sind angeklagt, viele gleich gelagerte Fälle eingestellt worden.

Die Masche war immer gleich. Als Stefanie Müller gab er sich im Internet aus und schickte den Jungen, die mit ihm chatteten, Nacktfotos eines jungen Mädchens. Dann forderte er, immer noch getarnt als Stefanie Müller, die Jungen auf, sich vor der Kamera auszuziehen und an sich zu manipulieren. Die Bilder speicherte er. Dadurch erhielt er kinderpornografische Aufnahmen, die er anderen Pädophilen anbot.

Angeklagter hat Geständnis abgelegt

„Ich stehe auf sechs bis dreizehn Jahre alte Jungen, Mädchen interessieren mich nicht“, hatte er im Geständnis während des Ermittlungsverfahrens gesagt. Mit 16 Jahren habe er entdeckt, dass er homosexuell sei und sich vor allem für Kinder interessiere. Vor der III. Kammer erzählt er aus seinem Leben, das von vielen Schulwechseln geprägt ist. Als Einzelgänger habe er gegolten und sei vor allem in Dorsten auf der Hauptschule gemobbt worden: „Da bin ich gehänselt worden, weil ich der Neue war.“ Viel Zeit verbrachte er am Computer mit Ballerspielen oder im Internet: „So zehn bis dreizehn Stunden saß ich am Tag davor.“

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Mittlerweile, nach mehreren gescheiterten Ausbildungen, erlernt er wohl recht zielstrebig einen Beruf. Sein Arbeitgeber wisse von dem Strafverfahren, sagt er. Seine berufliche Zukunft wird von der Strafhöhe abhängen. Sein Geständnis wird die Kammer sicher strafmildernd berücksichtigen.

Eher schlecht ist für ihn, dass er erneut auffiel, nachdem er im Sommer 2012 nach vier Monaten U-Haft auf freien Fuß kam. Da entdeckte die Kripo im Dezember, dass er wieder kinderpornografische Aufnahmen an andere Pädophile verschickte. Aber direkten Kontakt zu fremden Jungen hatte er dafür nicht gesucht.