Dorsten/Essen. . Erst soll er seine acht Jahre alte Stieftochter sexuell missbraucht haben. Als diese sich endgültig weigerte, soll der 40-jährige Dorstener den Missbrauch an ihrer sechs Jahre alten Cousine fortgesetzt haben. Vor der Jugendschutzkammer am Landgericht Essen bestreitet er am Freitag alle Vorwürfe. So hatte er sich auch schon im Ermittlungsverfahren verhalten.
Freundlich, bieder wirkt der Angeklagte. Vielleicht ist das der Grund, dass ihm zunächst oft eher geglaubt wurde als den Mädchen. Ob er schuldig ist? Oder doch unschuldig? Laut Anklage hatte er ab 1993 die leibliche Tochter seiner damaligen Ehefrau missbraucht. Acht Jahre alt war sie zu Beginn der mutmaßlichen Taten. Der Angeklagte soll es ausgenutzt haben, wenn seine Ehefrau die Wohnung verließ, und das Kind missbraucht haben.
Im Jahre 1997 soll die mittlerweile Zwölfjährige ihrer Mutter angedeutet haben, dass der Stiefvater sich nicht richtig verhalte. Das hielt sie nicht lange aufrecht. Denn er soll ihr dann in einem Vier-Augen-Gespräch gesagt haben, dass die Mama sehr traurig werde, wenn das herauskomme. Daraufhin hätte das Mädchen tatsächlich gesagt, es habe gelogen, die Vorwürfe stimmten nicht. Vorher hätte es aber eine Gegenleistung vom Stiefvater verlangt: Ab jetzt keinen Missbrauch mehr.
„Es ist aus mir rausgebrochen“
Daran soll er sich gehalten haben, ist der Anklageschrift zu entnehmen. Allerdings soll er das Objekt seiner Begierde nur getauscht haben. Denn zwischen 1998 und 2006 soll er sich insgesamt sechsmal an der anfangs sechs Jahre alten Nichte seiner Frau vergangen haben, die öfter zu Besuch kam. Diese offenbarte sich Weihnachten 2009 ihrer Mutter. „Es ist aus mir rausgebrochen“, erzählt die heute 20-Jährige. Schwierigkeiten bekam sie, wurde als Lügnerin hingestellt. Ihre Mutter hätte daran erinnert, dass die Cousine auch mal so etwas behauptete, tatsächlich aber gelogen hätte.
Die Ehefrau des Angeklagten sei skeptisch gewesen. „Sie verlangte einen Lügendetektortest“, sagt die 20-Jährige. Ihre Cousine hätte still daneben gesessen, plötzlich geweint und sich dann zu Wort gemeldet: „Sie lügt nicht.“ Gemeinsam blieben die Mädchen dann bei ihren Vorwürfen, zogen nichts von ihrer Aussage zurück. Der Prozess wird fortgesetzt. Am nächsten Verhandlungstag will die Strafkammer eine Glaubwürdigkeitsgutachterin hören.