Schermbeck. In Schermbeck wird es einen zweiten Verkehrsversuch geben – allerdings nicht sofort. Worauf sich Autofahrer ab Montag einstellen müssen.

Am 17. September endet der erste Verkehrsversuch in Schermbeck. Soviel war schon lange klar. Doch wie geht es danach weiter? Der Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses hatte sich (bei riesigem Publikumsinteresse) am 5. September mit großer Mehrheit dazu entschieden, dem ersten Experiment einen zweiten Verkehrsversuch folgen zu lassen – dieser soll zwei Monate dauern. Die Verwaltung wurde beauftragt, bei der Straßenverkehrsbehörde die hierfür notwendigen Erlaubnisse und Genehmigungen einzuholen mit dem Ziel, den Versuch unmittelbar an das Auslaufen des derzeitigen Verkehrsversuches anzuschließen. (Lesen Sie hier den Kommentar zum Schermbecker Verkehrsversuch: Erst testen, dann entscheiden!)

Am Freitag gab die Gemeinde bekannt, wie dieser politische Beschluss nun konkret umgesetzt werden soll. Ab Montag, 18. September, beginnt dabei allerdings erstmal eine Übergangsphase: So werden die mobilen Schranken und Verkehrseinrichtungen am Vormittag entfernt, die „Netztrennung“ (so der offizielle Begriff) im Ort endet dadurch. Die Mittelstraße, der Kapellenweg und die Landwehr werden dann wieder in beiden Richtungen durch den motorisierten Verkehr befahrbar sein. Die Durchfahrt für Autos auf der Marellenkämpe wird auf Höhe des Pastoratsweges gesperrt, sodass an dieser Stelle wieder von der Schlenke und vom Kapellenweg aus eine Sackgasse entsteht, heißt es von der Verwaltung.

Es bleibt aber dabei, dass das Szenario 1 erprobt wird – allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt, der noch nicht feststeht: Konkret wird dabei die Mittelstraße nicht mehr am unteren Ende durch eine Schranke verschlossen, die nur Rettungsfahrzeuge und Busse passieren durften, sondern in Süd-West-Richtung befahrbar sein. Der Radverkehr wird in Gegenrichtung zugelassen werden.

In Richtung Norden-Osten dürfte dann weiterhin (im Vergleich zur Zeit vor dem 15. Mai) der motorisierte Verkehr verstärkt durch die Marellenkämpe fließen, die ebenfalls zu einer Einbahnstraße wird, was schon mehrmals zu wilden Bürgerprotesten geführt hat. Viele Anwohnerinnen und Anwohner forderten eine (sofortige) Schließung der Marellenkämpe, am 15. Mai hatten sie sogar versucht zu verhindern, dass diese überhaupt geöffnet wurde. Die Straßen Kapellenweg und Landwehr bleiben in dem neuen Szenario vollständig geöffnet.

„Die örtliche Sach- und Diskussionslage erfordere einen außergewöhnlichen Abstimmungs- und Prüfungsbedarf, sodass der Einbahnstraßenversuch nicht im nahtlosen Übergang erfolgen kann, schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung. Über den genauen Startzeitpunkt der probeweisen Einbahnstraße im Ortskern soll rechtzeitig informiert werden.

Schermbeck: Erst zweites Experiment, dann sollen die Bürger entscheiden

Nach dem Ende des zweiten Verkehrsversuches, der auf rund zwei Monate angesetzt ist, sind dann alle Schermbecker gefragt, was sie davon halten: Per Ratsbürgerentscheid soll geklärt werden, was die Mehrheit der Einwohner der Gemeinde sich für die Zukunft für eine Verkehrsführung im Ortskern wünscht. Über Inhalt und die Ausgestaltung des Ratsbürgerentscheide muss der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden.

Bürger demonstrierten am 5. September vor dem Rathaus in Schermbeck. Der Initiator Michael Spix hatten die Veranstaltung angemeldet als  „Stiller Protest gegen den zurzeit laufenden und gegebenenfalls verlängerten Verkehrsversuch
Bürger demonstrierten am 5. September vor dem Rathaus in Schermbeck. Der Initiator Michael Spix hatten die Veranstaltung angemeldet als „Stiller Protest gegen den zurzeit laufenden und gegebenenfalls verlängerten Verkehrsversuch". © FFS | Rüdiger Bechhaus

Zur Vorgeschichte: Innerhalb der Städtebauförderung hat die Gemeinde Schermbeck bereits im Rahmen der Regionale 2016 erstmals ein integriertes Handlungskonzept für den Ortskern Schermbeck erarbeitet. Dabei lag der Schwerpunkt in der Umsetzung eines Spiel- und Bewegungskonzeptes und in der Erarbeitung eines Rahmenplanes für den Ortskern.

Intensive Bürgerbeteiligung schon seit Jahren

In Zuge dessen wurde die im Grunde zentrale Verkehrsachse, die Mittelstraße, als teilräumlicher Schwerpunkt für eine städtebauliche Neuordnung identifiziert: Der damit zusammenhängende Planungsprozess,bei dem auch die Erstellung eines Verkehrskonzeptes vorgesehen war, wurde 2020 und 2021 durch eine intensive Bürgerbeteiligung mit Auftaktforum, Ideenwerkstatt, Planungswerkstatt und Abschlussforum begleitet. Dann begann am 15. Mai der erste auf vier Monate ausgelegte Verkehrsversuch, der das Szenarios 2b erproben soll und von Beginn an zu teils heftigen Diskussionen führte.