Schermbeck. Die Anwohner der Marellenkämpe müssten den Verkehrsversuch aushalten, erklären Politiker und kontern die Vorwürfe der Demonstranten.

Die Aufregung zum Start des Verkehrsversuchs in Schermbeck war groß am Montag. Wie berichtet hatten rund 50 Anwohner der Marellenkämpe heftige Vorwürfe vor allem gegen Bürgermeister Mike Rexforth erhoben – ihm und dem Rat unter anderem Betrug vorgeworfen. Der Ausgang des Versuchs stehe schon vorab fest, behauptete unter anderem Josef Sebastian: „Der Rat ist doch geimpft durch den Bürgermeister!“ Und der wütende Bürger sagte zudem voraus: „Der Arbeitskreis zum Verkehrsversuch geht doch in die Hose“.

Anwohner fordern Benzingeld für Umwege

Mehrere Anwohner schimpften über weite Umwege, die für sie unzumutbar wären: „Für 30 Meter muss ich jetzt 2,5 Kilometer Umweg fahren.“ Ein älterer Herr schrie den Bürgermeister an: „Sparen Sie schon mal, Sie bezahlen mir das Benzingeld“. Und eine Frau rief: „Unsere Marellenkämpe wird die Zubringerstraße zur A 31.“ Ein Mann behauptete: „Wir sind so aufgebracht, weil wir nicht vorher informiert wurden.“ Davon könne überhaupt nicht die Rede sein konterte der Bürgermeister: Per Hauspost, über die Medien und in vielen Veranstaltungen seien die Bürger mehrmals unterrichtet worden.

Josef Sebastian (vorne links) diskutierte heftigst mit Bürgermeister Mike Rexforth (rechts).
Josef Sebastian (vorne links) diskutierte heftigst mit Bürgermeister Mike Rexforth (rechts). © FFS | Erwin Pottgießer

Als sich die Wogen nach knapp einer Stunde heftigster Diskussionen etwas geglättet hatten, ergriff CDU-Ratsherr Hubert Große-Ruiken das Wort: „Was wir nicht machen werden, ist in Aktionismus zu verfallen.“ Heute Hü und morgen Hott werde es wird nicht geben. Der Christdemokrat: „Dafür ist es ja ein Versuch, wir wollen ja gucken, was dabei herauskommt. Man muss das auch mal wirken lassen über mehrere Wochen. Man muss auch mal ein bisschen Ruhe und Geduld haben, auch mal bereit sein etwas auszuprobieren, sonst kommt man nie zu Veränderungen.“ Alle würden Veränderungen fordern, aber stets nach dem Motto verfahren „Bloß nicht bei mir!“.

Raus aus der Wohlfühlatmosphäre

Dann erinnerte Große-Ruiken an die Vorbereitungen zur Öffnung der Marellenkämpe: „Als wir hier eine Begehung gemacht hatten, sind wir natürlich darauf angesprochen worden, dass die Marellenkämpe-Leute das nicht gut finden, weil sie natürlich vorher hier in einer Wohlfühlatmosphäre gewesen sind.“ Was der CDU-Mann damit meint, erklärte er: „Die haben im Prinzip einen Luxus hier gehabt – nämlich keinen Verkehr vor der Tür. Dafür haben die anderen Straßen den Verkehr gehabt. Und aus dieser Wohlfühlatmosphäre kommen die jetzt natürlich raus.“ Was Hubert Große-Ruiken vor allem ärgert, seien unberechtigte Anschuldigungen: „Den Vorwurf, wir hätten keine umfangreiche Bürgerbeteiligung gemacht, kann man uns wirklich nicht machen. Eine bessere Möglichkeit sich einzubringen, gibt es ja wohl gar nicht.“

Dem Verkehrsversuch eine Chance geben

Wolfgang Lensing, Sprecher der Schermbecker Werbegemeinschaft, argumentiert ganz ähnlich: „Ich finde es extremst unfair, jetzt schon auf die Verwaltung einzuprügeln. Man muss dem Verkehrsversuch doch erstmal überhaupt eine Chance geben. Natürlich haben auch unsere Kaufleute Sorgen, dass Kunden ausbleiben könnten, aber vielleicht gibt es auch die Chance zu etwas Positivem. Schließlich besteht ja die Chance nachzuschärfen. “