Schermbeck. In Schermbeck folgt ein neuer Verkehrsversuch. Sinn der Experimente ist, ein Umdenken in der Mobilität zu erreichen und eine Lösung zu finden.
Es war wenige Tage nach dem Start des ersten Verkehrsversuches in Schermbeck: Da beschwerte sich ein Anwohner der Marellenkämpe, er habe mit seinem Auto viele Kilometer Umweg fahren müssen, weil er bei Aldi für seine Geburtstagsparty habe einkaufen wollen. Er könne ja dafür schlecht gleich mehrmals mit dem Fahrrad losfahren. Warum eigentlich nicht? Ist einem gesunden Mann mittleren Alters wirklich nicht zuzumuten, zwei oder gar dreimal die etwa 500 Meter weite Strecke zu radeln? Ich meine schon, doch viele ziehen einfach das bequeme Auto weiterhin vor – auch, wenn dafür große Umwege nötig sind, die die Umwelt schädigen.
Hier muss ein Umdenken stattfinden – genau auf diesen Effekt setzten auch die Schermbecker Verkehrsversuche. Kurze Strecken im Ortskern sollten grundsätzlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden – wenn nicht ein gravierender Grund (wie eine körperliche Beeinträchtigung oder ein Unwetter) dagegen spricht.
Auch an anderer Stelle ist auch eine Verhaltensänderung erforderlich: Wenn in einem verkehrsberuhigten Bereich wie der Kastanienstraße Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist, bei Messungen der Verkehrsplaner aber alle registrierten Fahrzeuge schneller unterwegs sind, ist das nicht akzeptabel. Hier müssen wirksame Kontrollen her – und saftige Strafen für krasse Überschreitungen!
Verkehrsversuch in Schermbeck: Möglichkeiten nutzen
In Teilen sind die Forderungen einiger Anwohner von der Marellenkämpe nachvollziehbar, doch die Form der Kritik war teils völlig daneben, weshalb sie sich selber ins Abseits befördert haben. Trotzdem muss die Politik auch auf deren berechtigten Einwände (wie Probleme an der Engstelle, Falschfahrer) eingehen. Letztlich wird es sowieso auf einem Kompromiss hinauslaufen, bei dem sich viele einschränken müssen. Dass es für alle durch Veränderungen besser wird als vorher, war sowieso illusorisch. Deshalb sollte sich jeder Betroffene fragen, wieweit er sein Verhalten ändern kann. Denn demnächst wird die Mittelstraße für ein bis zwei Jahre wegen einer Großsanierung nicht komplett befahrbar sein, dann wird den Schermbeckern im Ortskern ohnehin einiges abverlangt.
Nun folgt also bald ein zweiter Versuch, danach hat der Bürger per Ratsbürgerentscheid die Möglichkeit mitzureden. Diese Möglichkeit sollten alle Schermbecker nutzen: Also erstmal die zweite neue Verkehrsführung testen und dann entscheiden - dies ist ein fairer und transparenter Prozess. Wenn es dann eine Mehrheitsentscheidung gibt, muss diese aber auch akzeptiert werden – das ist Demokratie.