Oberhausen. Oh, Jammer! Die Karnevalssession ist mit der Hoppeditz-Beerdigung in Oberhausen zu Ende gegangen. Was Jecken gefiel und was besser werden muss.

Am Veilchendienstag haben sie die Orden abgelegt. Der im November auf dem Friedensplatz erwachte Hoppeditz wurde bei den jecken Gesellschaften betrauert. Auch bei der AOK Weiß-Rot hieß es im „Uerige Treff“ wehmütig: „Oh, Jammer! Oh Jammer!“ Wie kam die Karnevalssession 2023/2024 an? Unsere Analyse.

Wie funktionierten die Karnevalszüge?

Oberhausen hat trotz hoher Kosten für die Zugteilnehmer (Kostüm, Uniform, Kamelle) seine vier Karnevalsumzüge behalten. Und die Gäste dankten es mit besten Besucherzahlen. Der Tulpensonntagszug in der City blieb mit von der Polizei geschätzten 130.000 Jecken gegenüber dem Vorjahr stabil. Der Kinderkarnevalszug in Osterfeld konnte mit 80.000 Fans spürbar zulegen. Es war so voll wie schon lange nicht mehr. Auch der Pöstertreck in Alstaden und der Nachmittagszug in Vondern überzeugten am Rosenmontag mit mehreren Tausend Jecken. Klares Top: Bis auf kleinere Vorfälle meldete die Polizei keine Bambule.

Bei den Sitzungen herrschte meist tolle Stimmung - wie hier beim Altweiberball der KG Weiss-Grün Hoag in der Stadthalle. Die Besucherzahlen stiegen wieder an.
Bei den Sitzungen herrschte meist tolle Stimmung - wie hier beim Altweiberball der KG Weiss-Grün Hoag in der Stadthalle. Die Besucherzahlen stiegen wieder an. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Wie klappte der Sitzungskarneval?

Es war ein Sprint - kein Marathon. Die sehr kurze Session ließ kaum Ausweichtermine zu. Trotz einiger Termin-Dopplungen meldeten die meisten Vereine steigende Besucherzahlen. Im Ebertbad blieben meist keine Plätze frei. Selbst in der großen Stadthalle gelang den Alstadener Bären ein Einlassstopp. Im (beinah konkurrenzlosen) Norden schaffte die 1. KG Königshardt mit Prunksitzung, Altweiberball und Kinderkarneval sogar einen Ausverkauft-Hattrick - immerhin mit Turnhallen-Volumen.

Handschlag! Stadtprinz Jörg I. (Becker) zeigte sich in der kurzen Karnevalssession volksnah und mit einem kurzweiligen Narren-Programm.
Handschlag! Stadtprinz Jörg I. (Becker) zeigte sich in der kurzen Karnevalssession volksnah und mit einem kurzweiligen Narren-Programm. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Was sind die Überraschungen?

Stadtprinz Jörg I. (Becker) unternahm streng genommen den dritten Anlauf - schließlich bremste ihn vorher die Corona-Pandemie doppelt aus. Die kurze Session meisterte er mit mehr als 250 Terminen überraschend kurzweilig und fand die genau richtige Balance zwischen Redebeiträgen, (eigenen) Songs und sehenswerter Prinzengrade. Mit dem Kinderprinzenpaar Annabell I. & Christiano I. (aufwendiger Tanz aus 1000 und einer Nacht) harmonierte er bestens - mit dem Dreigestirn leider nicht. Für die Besucher unsichtbar: Stadtprinz und Babcock-Prinz Lothar I. waren sich am Ende nur einig, nicht einig zu sein. Bedauerlich!

Was sind die Flops?

Der Cityzug startete eine halbe Stunde verspätet. Mehrere parkende Autofahrer hatten trotz rechtzeitiger Beschilderung die Zugstrecke blockiert. Dafür gibt es die goldene Pappnase! Bei den Karnevalszügen sollten Erwachsene zudem bessere Vorbilder sein und für ausreichend Abstand zu den großen Narrenfahrzeugen sorgen - vor allem in engen Kurven. Das klappte auch diesmal nicht immer, sodass die Boliden abrupt stoppen mussten. Auch mehr Gelassenheit beim Kamelle-Grapschen sei manch reiferem Jeck dringend ans Herz gelegt.

Beim Empfang der schönsten Stadttöchter muss dringend an Stellschrauben gedreht werden: Das mehrstündige Programm ging im Busdepot fast komplett im Palavern der Gäste unter. Das hatten Redner und Tanzgarden nicht verdient.

Die Prinzengarde tanzt im Busdepot der Stoag: Doch die meisten Gäste sind beim Empfang der schönsten Stadttöchter in Gespräche vertieft.
Die Prinzengarde tanzt im Busdepot der Stoag: Doch die meisten Gäste sind beim Empfang der schönsten Stadttöchter in Gespräche vertieft. © FUNKE / Foto Services | Dirk Hein

Was sind die Baustellen?

Party oder Tradition? Oder beides? Oder nichts? Wie die Prunksitzungen der Zukunft aussehen, wird sich in den kommenden Jahren maßgeblich entscheiden. Verschwinden Brauchtums-Bausteine wie gesellschaftlicher und politischer Witz? Übernehmen Ballermann-Sänger, die jüngeres Publikum anlocken, immer mehr die Bühnen? Der neue Hauptausschuss-Präsident Marcel Habendorf wird den Spagat meistern müssen, die Reihen der Vereine geschlossen zu halten und den vielfältigen Bauchladen des Oberhausener Karnevals zu erhalten.

Was sind die heißesten Gerüchte?

Büttenredner haben es in feierwütigen Sälen immer schwerer. Doch in der kommenden Session könnte eine neue Veranstaltung hinzukommen, so munkelt man. Hinter den Kulissen wird an einer stillen Sitzung gearbeitet, in der ausschließlich humoristische Redner Platz finden - und dadurch auf offene Ohren stoßen. Als Austragungsort könnte die Bernarduskapelle dienen.

Hitliste: Unsere meistgelesenen Prunksitzungs-Artikel im Internet

  1. Ehrengarde Stadt Oberhausen
  2. KG Schwarz-Weiß Buschhausen
  3. Alte Oberhausener Karnevalsgesellschaft (AOK)
  4. Karnevalsgesellschaft Styrumer Löwen
  5. Karnevalsgesellschaft Echte Fründe
  6. 1. KG Königshardt
  7. Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK)
  8. KG Weiss-Grün Hoag
  9. Karnevalsgemeinschaft Alstadener Bären
  10. KG Blau-Gelb St. Marien
  11. Lebenshilfe