Oberhausen. Im Ebertbad Oberhausen haben hunderte Narren die erste Prunksitzung der Session gefeiert. Ein Ständchen überrascht auf der Bühne. Die Höhepunkte.

Streng genommen tanzen sie in diesem Jahr auf einer Briefmarke. Gerade einmal sechs Wochen bleiben den knapp 20 Oberhausener Karnevalsvereinen bis zum Aschermittwoch. Eine verhältnismäßig kurze Session, die am Samstag auch beim Auftakt bei der Karnevalsgesellschaft „Echte Fründe“ im ausverkauften Ebertbad aufs Tempo drückte. Dort dauerte es nur Minuten, bis Sitzungspräsident Tim Lufen die fein dekorierte Kulturstätte närrisch umdichtete: „Willkommen in unserem Oberhausener Olympiastadion.“

So ganz verkehrt lag der neue Fründe-Chef damit nicht. Wo früher ganze Schwimm-Generationen die Bewegung im Nass lernten, bewegten sich Bein-Paare während fast fünf Stunden Programm quasi im Dauereinsatz. 14 Seniorengarden, 15 Kindergarden und sieben Tanzmariechen haben in Oberhausen in der karnevalsfreien Zeit eifrig gelernt. Die Garde der „Echten Fründe“ durfte nun sozusagen vorlegen. Und sie passten sich in Ferrari-roten Formel-Eins-Overalls gleich dem sportlichen Sessionstempo an. Flotte Show!

Karneval Oberhausen: „Jedöns“ erfindet den „Karnevals-Punk-Rock“

Was ausgeschlafene Karnevalisten längst kennen, lässt sich immer noch mit Überraschungen würzen. Der eigene Geburtstag ist jedenfalls kein Grund für einen Tanzgarden-Kurzurlaub. Tänzerin Julia wird auf der Bühne ein Ständchen gebracht. Taschentuch-Alarm!

Den gab es auch bei einer weiteren Überraschung zum Start: Ihren früheren Fründe-Präsidenten und frisch gewählten Präsidenten des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval, Marcel Habendorf, schmückte der Verein als neuen Ehrenpräsidenten. Habendorf: „Damit haben sie mich wirklich überrascht. Und sprachlos bin ich selten.“

Überhaupt scheint nach dem eher schwierigen Corona-Comeback-Jahr 2023 an den Sitzungskassen der Trend deutlich nach oben zu zeigen. „Wir haben alle Eintrittskarten binnen drei Wochen verkauft“, sagt Orga-Leiter René Bargatzky. Schon im November gab es keine der knapp 350 Tickets mehr. Auch andere Vereine melden Erfolge. Die Bärensitzung der Alstadener Bären ist am kommenden Freitag (12. Januar, 20 Uhr) sogar in der großen Stadthalle schon jetzt ausverkauft.

Und das Programm? Grundsolide Karnevalskost ohne spektakuläre Ausreißer. Den Fokus legten die Sitzungsarchitekten deutlich auf die Stimmungsmusik. Hier schallten durchaus interessante Varianten. Die Bonner Band „Jedöns“ feierte Oberhausen-Premiere und war angetan: „Wir haben im Rheinland schon Einiges gesehen, aber das hier…“

Karneval Oberhausen: Prunksitzung mit Instagram-Recherche

Ungewöhnlich: Die Band mischte neben klassischen Karnevalsklängen auch Rock- und Ska-Elemente bei - und steht damit für die Generation moderner Narrenbands wie Querbeat. Sie fassten die feine Fusion gleich in einem eigenen Song zusammen und ließen den „Karnevals-Punk-Rock“ krachen. Frisch komponiert!

Pluspunkte sammelte die Band auch, weil sie Kölner Fachvokabeln wie Nubbel (bei uns: Hoppeditz) für Laien übersetzten. „Jedöns“ sind übrigens ein Fundstück aus den sozialen Netzwerken, die auch im sonst eher traditionell geprägten Karneval eine stärkere Rolle spielen. Bargatzky: „Wir haben die Band bei Instagram entdeckt.“

Schlagermusik hat sich im Oberhausener Karneval dagegen schon seit Jahrzehnten gefestigt - und ist manchmal Geschmackssache. Das Duo „Pures Party Glück“ funktionierte auf der Ebertbad-Bühne aber gut. Sicher auch, weil der eigene Dauerbrenner „Norderney“ nicht kaputtzukriegen ist. Dazu im Party-Glück-Programm: „Warum hast du nicht nein gesagt“ von Roland Kaiser und Maite Kelly. „Lotusblume“ von den Flippers.

The Jolly Family („Lecker Mädche“, „Jemeensam Jeck“) durfte das Ebertbad quasi abschließen. Die bekannte Düsseldorfer Band ist am Karnevalssamstag bei der WDR-Fernsehsitzung im TV zu sehen. Auch ohne Kameras kam die Gruppe schnell in Fahrt. Die Frage „Schunkelt man im Ruhrpott auch?“ war eigentlich überflüssig.

Karneval Oberhausen: The Jolly Family schiebt Kölner Songs „später rein“

Dafür konnten sich die Narren Songs aus dem Kölner wie Düsseldorfer Narrenkosmos wünschen. Sticheleien gehören unter den rivalisierenden Karnevalshochburgen zum guten Ton: „Wir schieben die Kölner Lieder später rein. Das machen die Kölner mit den Düsseldorfern auch immer so.“

Wer auf einen Büttenredner wartete - dürfte dagegen noch heute im Ebertbad sitzen. Der fehlte gänzlich. Da diese zuletzt in unruhigen Sälen kaum Gehör fanden, sind Sitzungsplaner zurückhaltender geworden. Schade eigentlich.

>>> Tollitäten greifen beim Auftakt zum Song-Mikrofon

Keine Prunksitzung ohne närrische Regenten: Stadtprinz Jörg I. (Becker) zeigte sich bei der ersten Prunksitzung der Session gut bei Stimme. Sang nach seinem Einmarsch live sein Prinzenlied. Der Tanz der Prinzengarde wurde im Ebertbad von einer hervorragenden Licht-Show begleitet.

Das Dreigestirn um Prinz Lothar I. konnte ebenfalls punkten. Mit ihrem Tanzmariechen Talina Peters stand zudem eine Leihgabe der „Echten Fründe“ auf der Bühne. Dafür gab es lang anhaltenden Applaus.

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