Oberhausen. Baustellen, Schultoiletten und unpünktliche Bahn: Der Hoppeditz hat mit einer Spottrede in Oberhausen den Karneval eröffnet. Ein Thema erstaunt.
Wer verfrüht aus den Federn muss, ist erfahrungsgemäß selten gut gelaunt. Kein Wunder, dass der erweckte Hoppeditz die Karnevalssession am Freitagabend besonders giftig eröffnete. Am Abend vor dem Elften im Elften, dem eigentlichen Starttermin. Die Spottrede hat zum Startschuss auf dem Friedensplatz gute Tradition und krallt sich überwiegend lokale Themen. Ernst bis albern, polemisch bis pointiert - alles ist erlaubt.
Offenbar hatten einige Narren allerdings vorher ihren Teller nicht aufgegessen. Denn bei der Open-Air-Sause prasselt zwischenzeitlich viel Regen nieder. Schirmplätze hatten sich Narren früh reserviert. Trotz des ungastlichen Schmuddelwetters versammelten sich mehrere hundert Menschen.
Und sie lauschten denn auch gespannt dem Hauptdarsteller. Hagen Hoffmann schlüpfte zum neunten Mal in die Rolle der närrischen Galionsfigur. Der fiktive Schelm wurde von der Interessengemeinschaft Preußisches Rheinland unterstützt, die bei der Rede in passenden Kostümen Spalier standen.
Karneval Oberhausen: Hoppeditz seziert das 49-Euro-Ticket
Durchaus überraschend: Die Augsburger Puppenkiste (feiert heuer 75 Jahre) diente als Rahmenhandlung seiner Reimrede. Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer fuhren diesmal weder nach Bayern noch nach Lummerland. Denn zwischen der Insel mit zwei Bergen, da liegt schließlich Oberhausen, reimt sich Hoppeditz-Hoffmann zusammen: „Umweltbewusst wie ich bin, kam ich mit der Bahn dorthin.“
Der Hoppeditz plaudert über seine Erfahrung mit dem 49-Euro-Ticket und Verspätungen durch Böschungsbrände, Hauereien zwischen Fußballfans im Abteil sowie süßlich-widerliche Gerüchen am Bahnsteig. Also: Bahnromantik für Choleriker. Soll heißen: Nur, wenn auch das Produkt stimmt, wechseln mehr Bürger auf die Schiene.
Auch die Umsetzung von hohen Innenstadt-Investitionen für fiese Gammelecken nimmt der Hoppeditz auf die Schippe. „Da werden Star-Architekten wieder alles kunstvoll richten und die Kohle schnell vernichten.“ Und auch Vandalen bekommen ihr Fett weg: „Kaum hat man die Sachen angeschafft. Schon wird’s von Chaoten dahingerafft. Kaum ist die Eröffnung grad passiert, ist schon wieder alles vollgeschmiert.“
Öffentliche Bierspender statt Wasserspender einzurichten, kann der Hoppeditz nicht ernst meinen - und tut es natürlich nicht. Besonders böse wird er dagegen bei den hiesigen Schulen. Er spitzt zu: „Dort, wo man das Geld wirklich brauchen kann, kommt leider selten etwas an. Schultoiletten stinken vor Dreck. In den Klassenzimmern rennt man vor Ratten weg.“ Kein Umgang sei das mit den Schülerinnen und Schülern. „Und wenn es zu spät ist, fängt das Gemecker wieder an, dass man mit dem Nachwuchs nichts anfangen kann.“
Karneval Oberhausen: Massig Baustellen und Dönerhausen
Ja, Baustellen gibt es in der Stadt viele. „Im letzten Jahr hab ich mich über 27 Straßenbaustellen lustig gemacht, heute über 4 x 11 Baustellen keiner mehr lacht.“ Selbst Fußgänger kämen nicht mehr pünktlich an. „Man fragt sich, wer bei Stadt so etwas planen kann.“ Helau-Stau!
Auch bei der schönen, aber sieben Millionen Euro teuren Rathausdecke oder Laubkörben am Straßenrand reimt sich der Hoppeditz um Kopf und Kragen. Und bei all dem Hype um Ein-Cent-Döner zur Eröffnung neuer Imbisse, sieht er gar schon einen neuen Stadtnamen: Dönerhausen.
Doch auch dem Hoppeditz selbst könnte man auf den Zahn fühlen. Schließlich preschte er nicht nur inhaltlich vor - sondern scherzte einen Tag vor dem traditionellen Sessionsstart.
Spaß bei Seite: Dass die jecke Schlafmütze vor dem Elften im Elften erwachte, lag daran, dass am Samstagabend bereits die Prinzenkürung terminiert war. Da Ehrenamtliche den Auf- und Abbau beider Veranstaltungen stemmen, wollten die Planer diese nicht doppelt belasten. Ihr Argument: „Nach den Karnevalsregeln darf der Hoppeditz um den 11.11. herum erwachen.“
Eine lange Rede schreibt sich auch für einen erfahrenen Bühnenmenschen nicht nebenher. Hoppeditz-Hoffmann: „Die Themen sammle ich über das gesamte Jahr. Aus 16 Seiten Material ist letztlich eine neunseitige Rede entstanden.“
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Die Narren starten in eine besonders kurze Session. Bereits am 14. Februar 2024 ist Aschermittwoch. Nach der Prinzenkürung von Jörg I. (Becker) geht es am kommenden Woche weiter. Am Freitag, 17. November, wird Lothar Haustein in der Atriumhalle (Wehrstraße 1) ab 19 Uhr zum Prinz im Dreigestirn der Karnevalsgemeinschaft Dampf drauf gekürt.
Die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) organisiert am Samstag, 18. November, die Kinderprinzenkürung Annabell & Christiano. Diese findet ab 14.45 Uhr in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums (Lohstraße 29) statt.
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