Oberhausen. Prinz Jörg I. stand zum letzten Mal mit Garde auf einer Karnevalsbühne. Taschentücher benötigten Jecken zur Prunksitzung in Buschhausen mehrfach.
Ganz zum Schluss kehrt der Karneval dorthin, wo er eigentlich groß geworden ist: In kleine Säle mit dem Charme des Kneipenkarnevals. Auf diese Art feierte am Samstagabend die Karnevalsgesellschaft Schwarz-Weiß Buschhausen. Und in der Gaststätte Alt-Buschhausen haben sie über die Jahre schon etliche Taschentuch-Ladungen verteilt - es ist schließlich traditionell die letzte Prunksitzung der närrischen Jahreszeit. Auch diese Session bildet keine Ausnahme. Die letzte Prunksitzung bot neben Heiterkeit viel Moll: Abschiede, Emotionen und kullernde Schweißperlen.
Zunächst muss man den Buschhausenern eine ordentliche Kondition und keinen Hang zum Trödeln attestieren. Schließlich durchbricht bereits das erste dreifach schallende Helauuuu die Stille des Kneipensaals, als der Kinderkarnevalszug in Osterfeld gerade einmal zwei Stunden beendet ist.
Karneval Oberhausen: Wuseliger Kneipenkarneval - Schnitzel, Schunkeln, Schlagerkost
Mit Luftschlangen behängte Kellnerinnen bringen Teller mit Schnitzeln und Pommes zu den Tischen. Bunt angemalte Clowns schunkeln mit Möhnen in Glitzerfracks. Das Technik-Pult ist so nah am Fetenvolk aufgebaut, dass man dem DJ auf die Tasten schauen kann. Und Sitzungsplaner rennen im Dauerlauf mit einem Programmzettel hin und her. Ein bisschen Narren-Chaos gehört hier einfach dazu. Hauptsache, die Show läuft - und das tut sie ordentlich. Die Stimmung kocht hoch. Das Partyduo „Bruderherz“ spielt gern akzeptierte Schlagerkost. „Cordula Grün!“ Ganz bunt!
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In einer ruhigen Sekunde schaut der Vorsitzende Volker Lindenberg auf sein Handy-Display. Und pustet durch. „200 Besucher sind dabei. Der Saal ist ausverkauft.“ Er fängt die eintrudelnden Künstler am Kneipeneingang ab - und hat an diesem Abend noch einiges vor der Brust. „Der Schlagersänger Mike Bauhaus kommt ganz zum Schluss. Ansonsten haben wir noch mehr Oberhausener Tanzgarden eingebunden.“
Hinter der Bühne, das ist in Buschhausen streng genommen: vor der Bühne. Der Kneipenvorraum mit seiner wuseligen Theke schließt seitlich an den offenen Saal an. Er ist jetzt Empfangshalle, Aufwärmraum und Künstlergarderobe in einem. Gerade steht die Tanzgarde der KG Harmonie am Saaleingang aufgereiht. Einige Mädchen senken den Kopf und reiben konzentriert ihre Hände. Andere winken schnell noch Bekannten zu. Es liegt kribbelige Aufregung in der Luft. Dann: Es dröhnt die Ansage von der Bühne. Das Getuschel-Musik-Gemisch weicht rhythmischem Klatschen. Der Einmarsch führt durch schmale Gänge. Zwischen auseinandergerückten Stühlen vorbei. Alle Mundwinkel sind jetzt oben...
Karneval Oberhausen: Prinz gerührt - Tänzerinnen erhalten zum Abschied eine Rose
Die Kneipentür geht wieder auf. Stadtprinz Jörg I. (Becker) ist angekommen und bringt Tänzerinnen, Hofstaat und Fahrer mit. Auch dabei: Jede Menge Emotionen. „Trotz der kurzen Session haben wir 250 Termine geschafft“, sagt er nachdenklich. In Buschhausen lässt der Regent zum letzten Mal seine Tanzgarde auftreten.
Beim Einmarsch läuft noch alles wie immer. Zum Abschied zücken die Zuschauer ihre Taschentücher zur Melodie von „Goodbye, auf Wiedersehen...“ Manche Augen sind längst feucht. Was Laien kaum spüren können: Die kurze Zeit hat die Gruppe eng zusammengeschweißt, trotz hektischer Momente. Im Foyer wird jeder einzelnen Tänzerin eine Rose als Abschiedsgeschenk überreicht. Jetzt sind auch die letzten Taschentücher-Verpackungen leer.
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Ein bärtiger Mann beobachtet die Szenerie auf einem Kneipenhocker. Prompt steht er auf - und läuft im Klatschmarsch selbst zur Empore. Es ist der Büttenredner Johnny Armstrong - immerhin bekannt aus TV total, Quatsch Comedy Club und Nightwash. Tatsächlich wurde er in der Grafschaft Lancashire geboren. Seine Witze sind bitterböse: „Ich bin Engländer und habe irisches Blut... an den Händen.“ Die Zeiger haben allerdings schon 23 Uhr passiert. Für Redner ist es einfach zu spät. Schade, der Saal ist eher in Partylaune.
Karneval Oberhausen: Starke Kondition - nach dem Karnevalszug ist vor dem Karnevalszug
Zeitpläne sind manchmal alles. Vorher hat Jörg I. dem Mariechen Talina ein wenig seiner Auftrittszeit abgegeben. Eigentlich sollte sie, wie bei den Auftritten zuvor, mit dem Dreigestirn auftreten. Doch deren Auftritt ist zu spät, nämlich erst nach 22 Uhr anvisiert. Minderjährige dürfen dann aber nicht mehr auf die Bühne treten, sagt der Jugendschutz. Durch das frühe Gastspiel beim Stadtprinzen darf sie nun doch noch tanzen. Dem Vernehmen nach gefiel das aber wiederum einem Teil des Dreigestirns nicht. Drama!
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Am Ende sind die Buschhausener zufrieden mit ihrem wuseligen Kneipenkarneval. Auch der junge Präsident Bastian Rittmann (24) hat seine Feuertaufe bestanden. Die Aftershowparty fällt knapp aus - am Tulpensonntag startet ja schon wieder der nächste Karnevalszug.
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