Oberhausen. Hunderte Jecken haben frisch gekürte Tollitäten gefeiert. Prinzenpaar zeigt ein Talent. Dreigestirn bricht mit einer Tradition. Das fällt auf.
Seit einer Woche dürfen sie wieder jeck sein. Stadtprinz Jörg I. (Becker) legte am Elften im Elften bereits in der ausverkauften Stadthalle vor. Am Wochenende zogen zwei weitere Kürungen mit drei Tollitäten und fünf Hauptdarstellern mehrere Hundert Narren in ihren Bann. Närrische Mathematik gehört in Oberhausen einfach dazu!
Die Session kennt keinen Feierabend. Und trotzt sogar dem Schulschluss. In der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums sitzen sie am Samstag jedenfalls mit Wonne nach: Bunte Girlanden, launige Schunkelmusik und sogar ein Kinderclown sorgen für 1-A-Stimmung.
Das Kinderprinzenpaar Annabell I. (Brock) und Christiano I. (Stuhlemmer) schüttelt alle Aufregung ab. Die Alte Oberhausener Karnevalsgesellschaft Weiß-Rot stellt die Mini-Tollitäten - und zeigt sich jung und jünger. Die Kinder geben die Marschrichtung vor: „Mit Phantasie und Zauberei, erobern wird die Narretei“ - Tusch!
Karneval in Oberhausen: Prinzenpaar fordert doppeltes Taschengeld für Kinder
350 Besucherinnen und Besucher in der nahezu ausverkauften Halle wissen: Den Kindern gehört die Bühne. Das Protokoll ist etwas lockerer gestrickt. Knirpse tollen durch die Gänge. Einen offiziellen Teil, organisiert von der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft, gibt es trotzdem. Die Kinder nehmen Zepter und Krone stolz in Empfang.
Die Mini-Regenten geben sich volksnah: Kinderprinzessin Annabell (12) nennt Gemüse und Obst als ihren Lieblingsschmaus und hat selbst in sportlich schwer verdaulichen Zeiten viel für den FC Schalke 04 übrig. Dafür gibt es im bekanntlich geteilten Fußball-Revier überraschend viel Zustimmung im Saal.
Kinderprinz Christiano (13) muss sich vor berühmten Kickern mit ähnlichen Vornamen nicht verstecken, stärkt sich gerne mit Bratwurst, Kartoffelbrei und Bratensoße und zeigt sich auf dem E-Roller richtig rasant.
Dass beide auch tanzen können, beweisen sie als ihre junge Prinzengarde auf die Bühne marschiert. Die Mini-Tollitäten sind selbst Teil der tänzerischen Reise aus Tausend und einer Nacht. Ein Hauch von Aladdin, ein wenig Flaschengeist und fliegende Teppiche - alles dabei.
Für den aufwendigen Tanz gibt es langen Applaus. Vergleichbarer Jubel folgt nur noch zur Proklamation, die Eltern ein gequältes Lachen abverlangt: „Nicht nur in Oberhausen, sondern in der ganzen Welt, Kinder bekommen doppeltes Taschengeld.“
Karneval in Oberhausen: Ex-Prinzessin berichtet von McDonald's-Pausen
Die Jugendbeauftragte des Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval, Isabell Lück, verrät den Kindern schnell noch Geheimnisse aus dem Leben eines Kinderprinzenpaares. „Genießt die tolle Zeit - und freut euch auf den Zwischenstopp bei McDonald’s zwischen den Terminen.“ Lück muss es wissen: Vor 15 Jahren wurde sie mit Timo Buschmann selbst als Kinderprinzenpaar inthronisiert.
Auch neu: Schon seit Freitag trägt das Dreigestirn die Insignien der närrischen Macht auf dem Kopf und hält sie in den Händen. Hier gibt es streng genommen drei Hauptdarsteller. In der Atrium-Halle biegt Lothar I. (Haustein) mit Jungfrau Michi und Minister Männy auf die ersten Narrenmeter. Den Spaß sieht man ihm an. „Der Karneval für Alt und Jung, drum lasst uns feiern fröhlich bunt!“
Auffällig: Bei seiner Garderobe gibt sich der Veedelsprinz ungewöhnlich bedeckt. Statt traditionelle weiße Strumpfhosen trägt Lothar I. eine schlichte helle Hose. Als erster Dampf-drauf-Prinz überhaupt. Sein Programm garniert er aber klassisch: Mit der rheinischen Stimmungsband Solala aus Wegberg. An Schunkelzeilen wie „Pass op, pass op, Prinzessin! Dat Krokodil well dich fresse…“, im Original von den Höhnern, kommt wohl auch in dieser Session kaum ein Kölner Mundart-Künstler vorbei.
Karneval in Oberhausen: Dreigestirn - ein Stück Babcock ist geblieben
Auszeichnungen und Ordensvergaben geraten bei der Kürung allerdings zu ausufernd. Das bremst die Dramaturgie. Dafür beschleunigen das Tanzgeschick von Mariechen Talina und der „Blauen Funken“ aus Oberhausen. Sängerin Miriam aus Königshardt, „Ruhrpott-Guggis“ und „Ruhrpott Liners“ runden den recht lokal gestrickten Reigen ab.
Den „Kölschen Jung“ von Brings reimen sie im Frohsinn einfach in „Oberhausener Jung“ um. So viel Narrenfreiheit muss sein. Und ganz am Ende zeigt sich noch ein Schlagersänger, der sich als künftiger Stadtprinz positioniert. Ecki („Bodo mit dem Bagger“) verwandelt die Atrium-Halle in eine närrische Baustelle.
Im Gegensatz zum Stadtprinz stellt das Dreigestirn in Oberhausen ein einzelner Verein - nämlich die Karnevalsgemeinschaft „Dampf drauf“. Die Karnevalsgruppe der ehemaligen Babcock-Werke (seit 1957) war damit außerhalb von Köln sogar Vorreiter. Doch die Gemeinschaft hat seit einigen Jahren mit Nachwuchssorgen zu kämpfen.
Die Zukunft des traditionsreichen Regenten-Trios wackelte das ein oder andere Mal. Die Prinzen stammen meist leihweise aus anderen Vereinen. Laut „Dampf drauf“ haben diesmal 250 Jecken bei der Kürung mitgefeiert. Weniger als in den Vorjahren.
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Die Narren treffen sich in der kurzen Session am Samstag, 2. Dezember, zum tradionsreichen „Sturm auf die Burg Vondern“ (gegen 16 Uhr) an der Arminstraße. Eintritt frei.
Am Mittwoch, 17. Januar 2024, startet die Kindersitzung um 16 Uhr in der Luise-Albertz-Halle (Düppelstraße). Tickets: 3,50 Euro. Die Damensitzung steigt am Freitag, 19. Januar 2024, ab 19.11 Uhr in der Atrium-Halle (Wehrstraße). Karten: 22 Euro. Die Herrensitzung beginnt am Sonntag, 21. Januar 2024, um 11.11 Uhr in der Stadthalle. Tickets: 28 Euro.
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