Mülheim/Essen. Nach dem tragischen Unfall an der Stadtgrenze Mülheim/Essen wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Mutter (46) kam ums Leben. Gab es ein Rennen?
Nach dem schrecklichen Unfall am Donnerstagabend an der Auffahrt zur A40, Anschlussstelle Mülheim-Winkhausen, wurde jetzt Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Die Polizei teilte am Sonntagvormittag mit, dass Ermittler der eingerichteten Mordkommission den 27-jährigen Fahrer noch am Freitagnachmittag im Krankenhaus festgenommen und ins Polizeigewahrsam gebracht hätten.
Die Staatsanwaltschaft Duisburg habe Haftbefehl wegen Mordes beantragt, der am Samstag (9. März) durch den zuständigen Richter des Amtsgerichts Duisburg verkündet worden sei. Der 27-Jährige wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen und in eine Justizvollzugsanstalt überstellt, so die Polizei. „Die Ermittlungen der Mordkommission dauern an.“ Laut Pressesprecher Pascal Pettinato geht es um stark überhöhte Geschwindigkeit, um extreme Rücksichtslosigkeit und auch darum, dass ein Auto durchaus als gemeingefährliches Mittel und als Tatwaffe - und somit als Mordmerkmal im Sinnes des Gesetzes - eingestuft werden kann.
Schwerverletzte des Mülheimer Unfalls schweben „aktuell nicht in Lebensgefahr“
Der 10-jährige Sohn der Verstorbenen und sein 46-jähriger Vater, die ebenfalls in dem völlig zerstörten Smart Forfour saßen, befinden sich laut Polizei weiterhin in stationärer Behandlung. Auch der 25-jährige Beifahrer des nun Inhaftierten sei noch im Krankenhaus. „Bei ihnen besteht aktuell keine Lebensgefahr“, so die Beamten. Mittlerweile haben sich erste Zeugen des Horrorunfalls gemeldet - man suche aber weiter dringend nach weiteren.
Wenige Stunden nach dem schweren Verkehrsunfall auf der Aktienstraße zwischen Mülheim und Essen an der A40 war die 46-Jährige ihren Verletzungen erlegen. Die Mülheimerin starb in der Nacht auf Freitag (8. März) in einem Krankenhaus, obwohl die Ärzte vorher mit einer Notoperation um das Leben der Mutter gekämpft hatten. Die Frau hinterlässt nicht nur ihren Ehemann und den gemeinsamen Sohn, sondern auch weitere enge Angehörige, darunter laut Polizei eine erwachsene Tochter.
Auch interessant
Am Tatort in Mülheim finden sich noch viele Schrottteile, zerfetzt in kleinste Teile
Am Freitagmorgen rollt der Verkehr am Verkehrsknotenpunkt wieder so, als wenn nichts gewesen wäre. An der Abfahrt der A40 ist ein Mann wutentbrannt aus seinem Wagen raus und liefert sich ein Wortgefecht mit der Fahrerin des Wagens, der hinter ihm auf Grün wartet. „Bleib auf deiner Spur, verdammt noch mal!“, schreit er sie an. Nur wenige Meter entfernt stehen zwei Friedhofslichter und ein Topf mit roten Rosen am Rande des Rad- und Fußweges, der Winkhausen und Borbeck verbindet. Direkt daneben: ein Haufen mit zahlreichen Schrottteilen, zerfetzt in kleinste Stücke.
Gern gelesen in Essen
- Neue Therapie: Wenn das innere Kind die Psyche krank macht
- Tränen getrocknet: Essener Buchhandlung Proust gerettet
- EM-Stimmung: Achim (68) macht Essener Straße zum Fahnenmeer
- Gruga-Sommerkirmes in Essen: Diese Fahrgeschäfte sind dabei
- Projekt Rüttenscheid von „Essen diese“: Headliner steht fest
Sie sind - wie die zahlreichen leuchtend grünen Markierungen, kleineren Splittern und Reinigungsspuren - beklemmendes Zeugnis jenes tragischen Unfalls, der sich am Vorabend an dieser Stelle ereignet hat.
In einem Cupra Leon Richtung Essen unterwegs: mit überhöhter Geschwindigkeit
Zum Unfallgeschehen äußerte sich die Polizei zunächst so: Gegen 20.15 Uhr fuhren zwei Männer aus Essen (25 und 27 Jahre alt) in einem Cupra Leon in Richtung Essen auf der Aktienstraße, offenbar mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit. Auf der Aktienstraße sind in diesem Abschnitt 50 km/h erlaubt. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei fuhr der Cupra über Rot. Gleichzeitig kam der Smart von der A40, Anschlussstelle Winkhausen, und wollte nach links abbiegen auf die Aktienstraße Richtung Mülheim. Er hatte Grün. Dann kam es zu der Kollision.
Direkt nach dem Unfall stellten Polizisten fest, dass die Mutter nicht mehr ansprechbar war. Die Polizisten reanimierten die Frau. Eine Zeugin, zufälligerweise Intensiv-Krankenschwester, half ihnen dabei. Auch die jungen Männer des Cupra, den der Hersteller als „Zeitgeist und Rennsport-Spirit für die Straße“ preist, wurden bei dem Unfall schwer verletzt. Alle vier Beteiligten kamen in umliegende Krankenhäuser. Es bestehe bei ihnen keine Lebensgefahr, hieß es seitens der Polizei.
Unfallspuren ziehen sich fast über die komplette Breite der Aktienstraße
Am Tag danach zeugen die Spuren von der immensen Wucht des Zusammenpralls. Sie ziehen sich fast über die komplette Breite der Aktienstraße. Ölspuren und Markierungen verlaufen über die Straßenbahntrasse hinaus bis auf die ebenfalls zweispurige Gegenfahrbahn, die stadteinwärts nach Mülheim führt. Sie durchkreuzen die provisorische Ruhrbahn-Haltestelle der Straßenbahn 104. Zum Glück haben sich hier offenbar zum Zeitpunkt des Unfalls nicht noch wartende Bahnkunden aufgehalten.
Am Freitagmittag teilt die Polizei mit, dass sie für die weiteren Ermittlungen eine Mordkommission eingerichtet hat. Denn nach ersten Zeugenaussagen ist klar, dass der Essener (27), der den Cupra steuerte, massiv zu schnell unterwegs war und „rücksichtslos“ gefahren sei. Entsprechend, so ein Sprecher der Polizei, bestehe jetzt „der Anfangsverdacht eines Tötungsdelikts.“ Der 27-Jährige ist bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Womöglich war die fatale Fahrt aber Teil eines illegalen Autorennens.
Polizei prüft, ob ein „Einzelrennen“ ursächlich war für den tragischen Unfall
Von Rennen spricht man nach Angaben des Polizeisprechers Pascal Pettinato, „wenn die Person hinterm Steuer ihr Fahrzeug gezielt maximal beschleunigt und dadurch schnell 70 bis 100 km/h erreicht.“ Im Jahr 2023 habe die Direktion Verkehr allein in Mülheim zehn solcher Einzelrennen registriert, allerdings keines auf der Aktienstraße.
Fünf der illegalen Rasereien endeten im vergangenen Jahr mit einem Unfall. Einen besonderen Hotspot, also eine ausgemachte Lieblingsstrecke für Raser, gebe es in Mülheim nicht, so Pettinato, genauso wenig eine ausgeprägte Szene. Anders als von manchen Usern in den sozialen Netzwerken behauptet, könne man bei der Aktienstraße auch nicht von einem Unfallschwerpunkt sprechen. Für ihn sei die Kollision auch deswegen tragisch, „weil man genau weiß: ein paar Minuten vorher oder nachher - und es wäre nichts passiert“. Dass der Zehnjährige mit im Auto saß und alles miterleben musste, sei „schon extrem hart“.
Die Polizei sucht jetzt Zeugen: Wer kann etwas über das Fahrverhalten des Cupra-Fahrers sagen? Er war zwischen 19 und 20.15 Uhr in Mülheim unterwegs. Hinweise an 0201 8290.
Mehr Nachrichten aus Mülheim - lesen Sie auch:
- Brandruine: Ein Schrotthaus verschwindet langsam
- Mülheims neues Hallenbad: Das sind die beiden Knackpunkte
- „MaDamm“ eröffnet mit viel Glamour: „Für gehobene Ansprüche
- „Hatten eine harte Zeit“: Restaurant Platinum ist Geschichte
- Weiterer Drogen-Toter in Mülheim: Was bis jetzt bekannt ist
>> Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden: Weitere Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Sie wollen keine Nachrichten aus Mülheim verpassen? Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter! +++ Haus, Wohnung, Grundstück - Alles zum Wohnen und Bauen in Mülheim +++ Gastronomie in Mülheim - Hier finden Sie unsere Extra-Seite dazu. +++ Einkaufen in Mülheim - Unsere Extra-Seite zum Handel +++ Hier geht es zum Mülheimer Freizeitkalender. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Blaulicht! Hier geht es zu weiteren Meldungen.+++Abonnieren Sie uns kostenlos bei Whatsapp!