Mülheim. Nach mehrstündigem Krisentreffen zu Ausfällen bei Bus und Bahn in Mülheims neuem Nahverkehr äußern sich der OB, die Ruhrbahn und Politiker.

Dreieinhalb Stunden dauerte die Diskussion am Donnerstagabend in Mülheims Rathaus zu den massiven Ausfällen bei Bus und Bahn zum Start des grundlegend neu gedachten Liniennetzes. „Intensiv“ sei die Debatte gewesen, sagte OB Marc Buchholz am Freitagmorgen.

Weit ins Detail gehen wollte Buchholz indes nicht. Aus der Runde mit Management der Ruhrbahn und Vertreterinnen und Vertretern aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen sei der Wunsch gekommen, zunächst Stillschweigen zu dem vertraulichen Gespräch zu wahren. Die Antworten der Ruhrbahn auf einen Katalog aus Politik und Verwaltung mit 25 kritischen Fragen zum eingeschränkten Angebot im Ruhrbahn-Fahrbetrieb und zur als ungenügend empfundenen Öffentlichkeitsarbeit des Nahverkehrsunternehmens sollen erst für die Sitzung des Mobilitätsausschusses am 7. September aufbereitet und veröffentlicht werden.

Kritik an Mülheims neuem ÖPNV-Angebot – unsere Berichte:

Mülheims OB: „Ruhrbahn hat hoffentlich Gefühl für unsere Erwartungshaltung“

Auch interessant

Laut OB hat die Ruhrbahn zu den offenen Fragen am Donnerstag eine lange Präsentation offengelegt. Ohne viele Einzelheiten nennen zu wollen, sagte Buchholz, dass „der überwiegende Teil der Fragen“ beantwortet worden sei, er deshalb ein zufriedenes Fazit für den Krisengipfel ziehe. Drei Schwerpunktthemen seien zur Sprache gekommen: die Fahrten-Ausfälle, Probleme im neuen Liniennetz und Mängel bei der Öffentlichkeitsarbeit der Ruhrbahn. „Die Ruhrbahn hat hoffentlich ein Gefühl dafür bekommen, was unsere Erwartungshaltung ist an unser ÖPNV-Unternehmen“, so Buchholz in der Hoffnung, die Ruhrbahn möge Lösungsvorschläge zu Problemen aufzeigen.

In Aussicht stellte der OB, dass zumindest die Probleme im Schülerverkehr kurzfristig zu lösen sein sollten durch Nachbessern bei E-Bussen. Dass Probleme im neuen Liniennetz schnell gelöst werden können, sieht er nicht. Für Änderungen schon zum Fahrplanwechsel im Januar sei die Zeit mit Blick auf eine nötige Beteiligung von Politik und Bezirksregierung wohl zu knapp. So werde sich das Nachjustieren an neuralgischen Punkten wohl leider bis Sommer 2024 hinziehen.

„Die Kommunikation in beiden Richtungen ist verbesserungswürdig“

Auch interessant

„Die Kommunikation in beide Richtungen ist verbesserungswürdig“, stellte der OB in Aussicht, weiteren Austausch zwischen Verwaltung, Politik und Ruhrbahn terminieren zu wollen. Ruhbahn-Sprecherin Simone Klose äußerte sich zum Krisengipfel nur knapp und bat „um etwas Geduld“. Die angesprochenen Themen würden nun aufgearbeitet für eine öffentliche Debatte am 7. September im Mobilitätsausschuss. Im Vorfeld werde es seitens der Ruhrbahn keine Stellungnahmen geben.

Die Politik hielt sich am Freitag an die Stillhalte-Vereinbarung. „Ich glaube, ein Großteil der Beteiligten hatte den Eindruck, dass bei allen nun ein Problembewusstsein da ist und wir jetzt konstruktiv weiterarbeiten“, warb Grünen-Politiker Timo Spors dafür, den Blick nach vorne zu richten und für Verbesserungen zu sorgen. Insbesondere die Fahrtausfälle und Verspätungen gelte es in den Griff zu kriegen, um damit das neue Netz zu stabilisieren. Siegfried Rauhut bestätigte für die CDU die Aussagen des OB und kündigte an, die Probleme auch im Ruhrbahn-Aufsichtsrat noch mal zum Thema machen zu wollen.

Mit all den Problemen geht Mülheim an diesem Samstag in seinen ersten von zwei Gratis-Tagen im ÖPNV. 24 Stunden lang werden Bus und Bahn kostenfrei zu nutzen sein, um das neue Netz kennen zu lernen. Ein weiterer Gratis-Tag ist für den 2. September geplant.

Gratis-Tag in Mülheims Nahverkehr am Samstag: Bus und Bahn für lau

Die Grünen, in der Ratskoalition mit der CDU politisch verantwortlich für die Änderungen im Liniennetz, wollen an diesem Tag Präsenz zeigen für Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern an Infoständen: ab 10 Uhr in Winkhausen an der Kreuzung Nord-/Aktienstraße und an der Haltestelle „Stadtmitte“, ab 13 Uhr in Holthausen (Bäckerei Hemmerle) und Styrum (Sültenfuß). Am 2. September stehen die Grünen ab 10 Uhr an der Haltestelle Hansastraße in Speldorf und ab 13 Uhr an der Broicher Mitte. Zusätzlich wollen die Bezirksvertreter Britta Stalleicken und Edgar Simon am Donnerstag, 31. August, um 9 Uhr auf dem Markt in Heißen das Gespräch suchen.

Die Grünen wollen für das neue, aber schon vielfach kritisierte neue Netz werben. Ihre Verkehrsexperten Timo Spors und Axel Hercher nennen beispielhaft die beiden Ringbuslinien 129 und 139, die Direktverbindung von Raadt in die Innenstadt (Linie 130, NE 4) sowie die Linien 125 und 135, die jeden Tag im 15-Minuten-Takt nach Saarn, Speldorf und Dümpten fahren sollen, wenn die Ruhrbahn genug Fahrpersonal zur Verfügung hat.

Mülheims Grüne wollen Kritik für mögliche Änderungen aufnehmen

Spors und Hercher versprachen, die auch in den sozialen Medien geäußerte Kritik aufzunehmen, man habe dort auch „auf mögliche Änderungen und Verbesserungen hingewiesen“. Die Fahrplanumstellung sei von einem ungewöhnlich hohen Krankenstand überschattet gewesen. Die Ausfälle seien aber kein Sinnbild für die Qualität des neuen Netzes. Sie stünden damit „nicht unbedingt in Zusammenhang“.

Es sei immer schwierig, wenn das Vertraute, seit Jahren Eingeübte wegfalle oder auch nur eine neue oder eine andere Nummer oder einen anderen Namen erhalte, wirbt Spors für die Umstellung. „Daran muss man sich erst gewöhnen. Das muss man am besten im wahrsten Sinne des Wortes erfahren.“

Mülheims neuer Nahverkehr - mehr Infos hier: