Neukirchen-Vluyn. Im Dorf Neukirchen stehen viele Sanierungsarbeiten an. Der Brunnen auf dem Vluyner Platz wird prominent. Und das Neukircher Feld bleibt strittig.

Im Dorf Neukirchen finden diverse Sanierungsarbeiten statt. Für die Umgestaltung des Spielplatzes im Herzen des Dorfes werden im Februar eine Kiefer und Gehölz entfernt. Einen Steinwurf entfernt wird Ende März der Dorfgarten abgebaut. Nicht, weil ihn niemand mehr schön findet. Schuld sind Vandalen. Es ist aus Sicht der sich kümmernden Ehrenamtsgemeinschaft ein bisschen viel mit der Zerstörung.

An der Mozartstraße beginnen im April die Arbeiten; zunächst startet die Enni mit den Versorgungsleitungen. Die Tätigkeit an der Mozartstraße wird in Bauabschnitte geteilt. Das ist aus Sicht der Anlieger nicht immer glücklich. Mit den Arbeiten wird ein neuer Baustein des Integrierten Handlungskonzeptes angestoßen, Grafschafter- und Denkmalplatz sollen folgen. Auf dem „Grafi“ werden dazu im Januar bereits 14 Bäume gefällt. Das hatte in den sozialen Netzwerken durchaus für Diskussionen gesorgt.

>> Das Dilemma mit dem Brunnen <<

Im Frühjahr ist die Welt auf dem Vluyner Platz noch in Ordnung. Im März diskutiert die Politik über die Errichtung des Fontänenfeldes auf dem Platz. Zwar müssen die Damen und Herren aus der Kommunalpolitik ebenso wie die aus der Stadtverwaltung zur Kenntnis nehmen, dass die Errichtung des Brunnens rund 72.000 Euro teurer wird als ursprünglich vorgesehen. Aber Rettung naht. Die Kosten können durch ein Förderprogramm gedeckt werden. „Klimaresilienz in Kommunen“, heißt es.

Das Fontänenfeld>
Das Fontänenfeld> © NV | Stadt

Und weil ein Wasserspiel Hitze reduziert, da es für Kühlung und Verdunstung sorgt, ist das Projekt auch förderfähig. Auf dem Südende des Vluyner Platzes wird also gebaut und im Juni ist das Fontänenfeld fertig. So scheint die Geschichte nun ein gutes Ende zu nehmen, nachdem die Überlegungen in der Vergangenheit ein paar Schlenker nehmen mussten.

Bedauerlicherweise ist der schöne Brunnen schon nach kurzer Zeit wieder trocken. Es gibt eine defekte Steuereinheit, zwei Düsen fallen aus, und die Beauftragung der zwei Firmen, die die Reparatur vornehmen sollen, gestaltet sich corona- und ferienbedingt schwierig. Mit Wassersparen habe das nichts zu tun, erklärt die Stadt.

Das dicke Ende aber kommt erst in der zweiten Jahreshälfte. Im Oktober kommt die Stadt Neukirchen-Vluyn zur ungewünschten Prominenz: Ihr Wasserspiel auf dem Vluyner Platz steht im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Die Stadt habe versäumt, für Schattenspender zu sorgen. Die Verwaltung weist den Vorwurf von sich und erklärt das mit den Ausbauplänen aus der Vergangenheit.

>> Niederlage am Neukircher Feld <<

In puncto Stadtentwicklung muss die Stadt im ersten Quartal des Jahres eine empfindliche Niederlage einstecken. Dabei geht es um die Entwicklung des Neukircher Feldes. Dort soll eigentlich ein neues Wohnquartier entstehen, wenn es nach den Wünschen der Verwaltung geht. Und auch politisch hat es mal eine Mehrheit für eine Wohnbebauung gegeben. Die gibt es aber nicht mehr.

Das Neukircher Feld.
Das Neukircher Feld. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Weil sich im Stadtrat und in den Ausschüssen jetzt andere Mehrheiten gebildet haben, steht auch das Neukircher Feld auf dem Prüfstand. Mehr noch: RAG Montan Immobilien und Stadtverwaltung treffen sich vor Gericht wieder. Es geht um die Frage, ob der Kaufvertrag rechtens ist. Das Essener Unternehmen, das auf der Fläche das Erfolgsmodell Niederberg mit einem Wohnquartier 5 fortsetzen will, vertritt klar die Auffassung, dass es am Vertragswerk nichts zu bemängeln gibt. Die Fraktionsmehrheit im Stadtrat sieht das anders.

Es sind 49.000 Quadratmeter, über die sich die Parteien streiten. Schon vor der Hauptverhandlung lässt die Vorsitzende Richterin im Zuge eines mündlichen Verhandlungstermins durchblicken, dass sie eher die Rechtsauffassung der RAG MI teilt und die geänderten Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl weniger relevant und somit unterzuordnen sind.

Im Februar ist es amtlich: Der Klage der RAG MI wird vollumfänglich stattgegeben. Folglich gehört der RAG MI das Grundstück. Die frohlockt natürlich und kündigt an, dass sie die Fläche nach wie vor entwickeln möchte. Man sei zu Gesprächen bereit, heißt es. Die Stadt verzichtet auf eine Berufung, wohl auch deswegen, weil ein Erfolg nicht zu erwarten ist. Politisch wird die Lage weiter zu beraten sein.

Derweil stocken die Bemühungen, die Süd-Ost-Fläche auf Niederberg mit einem Mix aus Kultur, Gastronomie und Handel zu bebauen. Auch hier heißt einer der Vertragspartner RAG MI. Der andere heißt Jürgen Tempelmann, ist Chef der Ruhrstadt-Stiftung und hat in Dorsten bewiesen, was man aus einem ehemaligen Zechengelände machen kann: ein CreativQuartier. Das stellt er sich auch für Neukirchen-Vluyn vor.

Problem: Nachdem es einen Letter of Intent gegeben hat und auch die Stadt als vermittelnde Moderatorin schon die Bagger und Maurer kommen sieht, entfernen sich Tempelmann und RAG voneinander. Beobachtende Kritiker behaupten, das Unternehmen räche sich auf diese Weise für die Unerfreulichkeiten auf dem Neukircher Feld. Bewiesen wird das nicht. Er stehe weiterhin bereit, sagt Tempelmann.