Kamp-Lintfort. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die beiden Kamp-Lintforter Karnevalsvereine alles abgesagt haben. Nicht mal ein Zelt war zu buchen.

Mitte Dezember empfahl NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst den Karnevalsvereinen, ihre Veranstaltungen in der Karnevalssession abzusagen. Die sich ausbreitende Omikron-Virusvariante mache es nicht möglich, Massenveranstaltungen durchzuführen. Klaus-Ludwig Fess, Präsident des Bund Deutscher Karneval (BDK) pflichtete ihm bei. Aber was bedeutet die Absageempfehlung für Karnevalsvereine in Kamp-Lintfort?

„Karnevalistisch gesehen passiert bei uns momentan gar nichts“, erklärt Hans-Peter Peißer, ehemaliger Präsident und Ehrenpräsident des Kamp-Lintforter Karnevals-Komitees Kolping 1954. Schweren Herzens haben sich die 55 Vereinsmitglieder im August entschieden, den Rosenmontagszug abzusagen. „Es wäre unmöglich gewesen, die 2G- und 3G-Regelungen zu kontrollieren. Außerdem sind wir uns der Verantwortung bewusst, dass sich Menschen anstecken können und das Virus weitertragen“, so Peißer.

Seit zwei Jahren kommt kein „Zoch“ mehr

Seit zwei Jahren fällt der Rosenmontagszug, der normalerweise jährlich abwechselnd in Kamp-Lintfort und Rheinberg stattfindet, inzwischen aus. Auch Altweiber, das am 17. Februar mit einem Rathaus-Sturm der

Vertreter von KKV und KKK beim Rathaussturm 2020.
Vertreter von KKV und KKK beim Rathaussturm 2020. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Möhnen gefeiert werden sollte, entfällt. Das zweite Problem: „Wir können kein Festzelt buchen, weil den Zeltbetreibern das Absagerisiko und die Kosten zu hoch sind.“

Zudem liegt die Kinder- und Jugendarbeit brach. „Unsere Kinder- und Jugendtanzgarden können nicht trainieren. Es gibt keine Auftritte in sozialen Einrichtungen, auf die sich alle sonst freuen“, so Peißer.

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Ausweichen auf den Sommer, wie es der Düsseldorfer Karneval mit dem Rosenmontagszug im Mai macht? „Nein, denn wir tragen unsere Kleidung und Karnevalsmützen eigentlich nur vom 11. November bis Aschermittwoch. Das ist Tradition.“

Ähnlich beschreibt Armin Linsinger, Präsident des 200 Mitglieder starken Kamp-Lintforter Karnevalsvereins (KKV), die Situation: „Unser Sitzungs- und Straßenkarneval ist abgesagt. Wir hoffen auf Förderung durch die Förderfonds des Landes und Bundes für Kulturveranstaltungen und Karnevalsvereine.“

Künstler müssten früh eingekauft werden. Kostüme, die zwei Jahre nicht gebraucht wurden, und aus denen die kleinen Gardetänzer rauswachsen, müssen erneuert werden. Diesmal habe der Verein kostengünstiger eingekauft. Trotzdem blieben Kosten im zweistelligen Zehntausender-Bereich.

Einnahmequellen wie Eintrittskarten und Werbung fielen weg. „Am Sessionsende ist das Budget oft nahezu auf null“, erklärt Linsinger und hofft, nächstes Jahr das 44-jährige Vereinsjubiläum zu feiern.

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Aber es gibt auch Lichtblicke: Beim Karnevals-Komitee-Kolping und beim Karnevalsverein Kamp-Lintfort sind die Mitgliederzahlen stabil geblieben. Das Karnevals-Komitee Kolping verlieh seinen Sessionsorden, der die Fördertürme und den Schirrhof zeigt, an Mitglieder und an Inserenten, die den Verein mit ihren Anzeigen im Sessionsheft unterstützen.

Halloweenparty per Videokonferenz

Der Vorstand des Kamp-Lintforter-Karnevalsvereins plante per Videokonferenz vereinsintern eine kleine Halloweenparty sowie ein Sommer- und Oktoberfest unter 3G und überreichte allen Mitgliedern einen Karnevalssticker als Symbol für den unerschütterlich jecken Zusammenhalt.