Moers/Kamp-Lintfort. Die vierte Corona-Welle ist in den Krankenhäusern von Moers und Kamp-Lintfort angekommen. In einem Fall wurde eine Notentbindung erforderlich,

Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus anstecken, steigt auch am Niederrhein schnell. Von Donnerstag auf Freitag registrierte das Gesundheitsamt im Kreis Wesel 55 Neuinfektionen. In den drei Krankenhäusern in Moers und Kamp-Lintfort ist die Lage noch vergleichsweise entspannt, sie haben in den letzten zwei Wochen aber spürbar mehr Patienten aufnehmen müssen. Schwere Krankheitsverläufe, heißt es dort unisono, treffen fast durchweg Menschen, die sich nicht haben impfen lassen. In einem Fall führte das im Bethanien-Krankenhaus zu einer dramatischen Situation.

Wie Dr. Thomas Voshaar, Chef der Lungenklinik am Bethanien, berichtet, musste dort eine 28-Jährige notentbunden werden. Die Frau sei nicht geimpft, habe entgegen der Empfehlung auch die Impfung im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft abgelehnt. Wegen der Schwere ihrer Covid-Erkrankung habe man sich am Donnerstagabend zur Notentbindung entschlossen: „Andernfalls wären beide gestorben“, so Voshaar. „Nun ist das Kind wohlauf. Ob die Mutter die Covid-Erkrankung übersteht, wissen wir nicht.“

Dr. Christoph Vogt, Direktor des Zentrums für Innere Medizin am St. Josef-Krankenhaus in Moers.    
Dr. Christoph Vogt, Direktor des Zentrums für Innere Medizin am St. Josef-Krankenhaus in Moers.     © Foto: St. Josef

Die junge Frau ist nun einer von drei Patienten, die auf der Bethanien-Intensivstation mit 16 Betten liegen und beatmet werden müssen. Auf der Isolierstation befinden sich sechs Patienten. Die Notwendigkeit, eine spezielle Covid-Intensiv-station zu eröffnen, sieht Thomas Voshaar noch nicht. Ob dieser „Notfall-Modus“ überhaupt erforderlich wird, lasse sich nicht vorhersehen: „Eine Pandemie ist immer sehr komplex, es gibt zu viele Einflussgrößen für ihren Verlauf.“ Deshalb solle man mit pauschalen Aussagen vorsichtig sein.

Sehen, was Covid mit den Menschen macht

Das Moerser St. Josef-Hospital behandelt aktuell einen Covid-Kranken auf der Intensiv- und vier auf der Isolierstation. Auch hier kommen vor allem Menschen ohne Corona-Schutz an: 90 Prozent der Patienten, die in den letzten Wochen im St. Josef behandelt wurden oder noch behandelt werden, sind nicht geimpft, teilt Dr. Christoph Vogt, Direktor des Zentrums für Innere Medizin, auf Anfrage mit. Der Krankheitsverlauf sei bei ihnen in der Regel deutlich schwerwiegender als bei Geimpften. Klinik-Sprecherin Regina Ozwirk zitiert eine Krankenschwester aus dem Haus so: Die Schwester wünsche sich manchmal, dass Impfverweigerer und Corona-Leugner auf der Intensiv-Station sehen könnten, was Covid mit den Menschen macht.

Madeleine Martens arbeitet als Pflegefachkraft auf der Covid-Isolierstation des St. Bernhard-Hospitals in Kamp-Lintfort.  
Madeleine Martens arbeitet als Pflegefachkraft auf der Covid-Isolierstation des St. Bernhard-Hospitals in Kamp-Lintfort.   © Foto: Jörg Verführt

Wie an den Moerser Kliniken so müssen auch am St. Bernhard-Hospital derzeit keine Operationen verschoben werden. In Kamp-Lintfort wurden am Freitag zehn Patienten auf der Isolier- und zwei auf der Intensivstation betreut. Die Entwicklung gehe mit den steigenden Inzidenzen im Kreis Wesel einher, so Pressesprecher Jörg Verfürth. Mit Personal aus anderen Bereichen des Hauses habe man die Besetzung der Isolierstation aufgestockt. Dort arbeitet Madeleine Martens: „Der deutliche Anstieg der Covid-Patienten belastet uns natürlich, aber die Zusammenarbeit in unserem gut eingespielten und erfahrenen Team gibt uns Kraft“, sagt die Pflegefachkraft. „Die Boosterimpfung, die nun für uns angeboten wird, gibt uns persönlich zusätzliche Sicherheit.“

Dr. Thomas Voshaar rät eindringlich, sich impfen zu lassen: „Das gibt einen enorm hohen Schutz vor einem schweren Verlauf der Erkrankung“, sagt der Mediziner. Die Impfung sei ein wichtiger Schritt, denn erneute Infektionen seien dann in der Regel nicht mehr so schlimm und stärkten vor allem den natürlichen Schutz. „Die Pandemie wird erst beendet sein, wenn wir das menschliche Immunsystem so weit hochgefahren haben, dass sich eine Corona-Erkrankung im schlimmsten Fall durch Kopf- oder Halsschmerzen äußert.“

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