Kamp-Lintfort. Theo Rams blickt zurück: Dreieinhalb Jahre Kampf ums Wickrather Feld haben sich gelohnt. Aber zu Ende ist es mit dem Thema Kies nicht.

Seine Nächte sind jetzt wieder ruhiger geworden, sagt Theo Rams. Er ist einer der führenden Köpfe der IG Dachsbruch, die darum gekämpft hat, das Wickrather Feld vor der Kiesindustrie zu retten. Seit er weiß, dass der Alptraum von Baggerseen im Kamp-Lintforter Erholungsgebiet erst mal vorbei ist, die Auskiesungspläne an dieser Stelle aufgegeben worden sind, kann Rams durchatmen. Wieder einmal. Denn die Kiesindustrie hatte das idyllische Fleckchen Erde schon drei Mal im Visier. Der jüngste Protest gegen den Landesentwicklungsplan und gegen Pläne des RVR begann 2018. Da stellte ein kampfbereiter Theo Rams im Namen seiner Mitstreiter fest: „Wir müssen richtig Tullus machen.“

Jetzt geht es dem Flugplatz an den Kragen

Das haben die Leute im Wickrather Feld dann auch gemacht: Unterschriften gesammelt, immer wieder die Öffentlichkeit dazu geholt, um aufmerksam zu machen auf das, was da geplant ist. Unterstützung haben sie viel erfahren – zumindest vor Ort – von Parteien und nicht zuletzt einem Bürgermeister Christoph Landscheidt, der ebenfalls nicht gut auf die Kiesindustrie zu sprechen ist. Die will jetzt, das sagen die aktuellen Pläne des Regionalverbands Ruhr, den Flugplatz Saalhoff zur Insel machen.

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Der Kampf geht also weiter, nur an anderer Stelle. Und die Leute der IG Dachsbruch ziehen sich natürlich nicht zurück, sondern wollen helfen. Das fängt im Kleinen an, etwa, wenn Helmut Wiedemann berichtet, dass Banner und Flyer weitergegeben wurden. Und natürlich hat das Team in all den leidvollen Jahren jede Menge Know How im Umgang mit Behörden und Behörendeutsch gesammelt, das es weiterzugeben gilt. Denn Kies bleibt am Niederrhein ein großes Thema.

Gegen die Menschen am Niederrhein gestimmt

In einem offenen Brief hat Theo Rams Bilanz gezogen aus den vergangenen Jahren. Und da fühlt er sich

Links Wasser, rechts wasser, in der Mitte der Flugplatz Saalhoff: So sehen die aktuellen Pläne des RVR aus.
Links Wasser, rechts wasser, in der Mitte der Flugplatz Saalhoff: So sehen die aktuellen Pläne des RVR aus. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

vor allem von der Politik allein gelassen. Rams steht nicht im Verdacht, ein Urgrüner zu sein, aber gerade der CDU und FDP im Land stellt er in diesem Brief ein ziemlich desolates Zeugnis aus: „Wir hatten uns mehrmals an die Mitglieder des Landtages Frau Quik, Frau Voßeler-Deppe, Herrn Dr. Bergmann (alle CDU) sowie auch an Herrn Haupt (FDP) gewandt, die ihren Wahlkreis am Niederrhein haben. Wir hatten sie gebeten im Sinne ihrer Wähler, also für den Niederrhein und nicht gegen die Menschen des Niederrheins zu stimmen.“

Den Willen Tausender ignoriert

Sein Appell an Charlotte Quik, den Kies aus der Abstimmung zum LEP (Landesentwicklungsplan) in 2019 erstmal herauszunehmen bis man sich in der „Kiessache“ auf eine für beide Seiten verträgliche Lösung geeinigt hätte, blieb unerhört. „Frau Ouik hat mir gesagt, dass sie für den LEP stimmen wird. Aber auch die vorgenannten anderen MdL der CDU und FDP haben leider bei der Abstimmung im Landtag zugestimmt und damit den Willen von tausenden Niederrheinern ignoriert.“

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Der Landesregierung unter Armin Laschet wirft er bei der Exportfrage vor, „keine Maßnahmen ergriffen“ zu haben, um für transparente und nachvollziehbare Datengrundlagen gesorgt zu haben. Dass Charlotte Quik die Neuregelung des Wassergesetzes verteidigt, nach der Kiesabbau auch in Wasserschutzgebieten erlaubt sein soll, verärgert ihn: „Dabei ist Trinkwasser unser höchstes Gut, unantastbar und unser wertvollstes Lebensmittel für uns und die nachfolgenden Generationen.“

Ein unfairer Vorstoß

Den Vorstoß der CDU im Kreis, aus dem RVR auszutreten, hält er für „nicht richtig und fair“: „Die Wahrheit ist doch: Die Vorgaben, die der RVR vom Land „aufgebrummt“ bekommen hat, müssen eingehalten werden. Das weiß Frau Quik doch ganz genau.“ Rams fürchtet, dass das Kiesthema jetzt auch Wahlkampfthema wird. Dafür spricht sicher die jüngste Abstimmung im RVR, das unpopuläre Thema in den Oktober zu schieben.

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Rams erinnert an einen, wie er sagt, „legendären“ Arbeitsbericht einer Wirtschaftsministerin Christa Thoben, in dem es hieß, dass der „Niederrhein seit Jahrzehnten einseitig mehr als überbeansprucht wird, was Kies-, und Sandabgrabungen betrifft. Das was 2005!“

Was tun? Theo Rams fasst zusammen: „Um den Niederrhein vor der weiteren Zerstörung zu retten, ist ein Umdenken der Landesregierung erforderlich. Ich wünsche mir, dass alle Politiker bei der Wahrheit bleiben und alle gemeinsam sich für den Erhalt des Niederrheines einsetzen. Das sind wir unseren Nachkommen schuldig.“

>>> Auftaktveranstaltung am Montag

Die jüngsten Planungen sehen laut RVR vor, dass nach Vorgaben der Landesregierung im Landesentwicklungsplan von 2019 in Saalhoff und im Niephauser Feld 200 Hektar zur Abgrabung ausgewiesen werden sollen.

Um diese Abgrabung zu verhindern, findet am Montag, 13. September, 19 Uhr, in der Stadthalle eine Auftaktveranstaltung statt zur Bildung einer Bürgerinitiative, die den Widerstand gegen Kiesabbau auf die neu ausgewiesenen Gebiete ausweiten will. Angestrebt ist eine Zusammenarbeit mit der IG Dachsbruch und anderen Initiativen auch der Nachbarstädte. Es gelten die 3 Gs.