Am Niederrhein. “Der Schutz von Trinkwasser muss in diesen Gebieten Priorität haben“ fordert Ditrk Jansen vom BUND. Montag Anhörung im NRW-Landtag.

Umweltverbände fürchten, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung durch eine Änderung des Wasserrechts Tor und Tür öffnet für weitere Kiesabgrabungen. "Das Abgrabungsverbot in Wasserschutzgebieten muss bleiben - ohne Wenn oder Aber", forderte Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND in NRW, an diesem Samstag (7. November 2020) gegenüber der Redaktion.

Schon seit geraumer Zeit versuche die Kiesindustrie in Rheinauen, FFH-Schutzgebiete oder eben auch Wasserschutzgebiete, so Jansen weiter. Der Kiesgewinnung dort stehe bislang Paragraph 35 des Landeswassergesetzes mit dem Abgrabungsverbot entgegen, dieses solle aber nun aufgeweicht werden.

Gemeinsame Stellungnahme erarbeitet

Mit dem Naturschutzbund (Nabu) sowie der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) hat der BUND eine Stellungnahme erarbeitet. An diesem Montag steht im Landtag eine Anhörung zur geplanten Änderung des Landeswasserrechts an. Der BUND will die Argumente da vortragen. "Der Schutz des Trinkwassers muss absolute Priorität haben", fordert Jansen.

Bei einer Abgrabung werde dem Grundwasser das darüberliegende schützende Deckgebirge genommen. Das eröffne alle Möglichkeiten für Schadstoffeinträge, so der BUND-Vertreter. Dass die schwarz-gelbe Landesregierung in Aussicht stelle, die Rohstoffgewinnung in Schutzgebieten durch eine künftige Verordnung zu regeln, mache die Sache nicht besser: "Es muss in diesen Bereichen beim generellen Abgrabungsverbot bleiben."

Schutz von Lebensräumen

Die Umweltverbände sehen weitere Gründe, die gegen zusätzliche Abgrabungsflächen sprechen - beispielsweise der Schutz von Lebensräumen. An Waldstandorten, Wiesenlandschaften oder Streuobstwiesen gehen pro zehn Hektar Fläche etwa 200 Vogelreviere verloren, rechnet Jansen vor.

Proteste gegen weitere Abgrabungen kommen - auch aus Gründen jenseits des Wasserrechts - von Bürgern und Kommunen am Niederrhein. Der Kreis Viersen hat unlängst einen Forderungskatalog verabschiedet, der die weitere Kiesgewinnung beschränken soll. Die Kiesindustrie macht geltend, dass bestehende Abgrabungen auslaufen aber bisher kaum neue in Sicht sind. Rohstoffe würden dringend benötigt.