POLITIK. Düsseldorf will den Abbau trotz öffentlicher Widerstände nicht stoppen.

DÜSSELDORF. Trotz heftiger öffentlicher Widerstände schiebt der Landtag dem großflächigen Kies- und Sandabbau am Niederrhein vorerst keinen Riegel vor. Mit ihrem Antrag, den "Raubbau" zu stoppen und den damit verbundenen Flächenverbrauch zu reduzieren, blieben die Grünen gestern in der Minderheit. "Die Heimat wird vielen Menschen quasi unter den Füßen weggebaggert", so ihr Umweltexperte Johannes Remmel. Der Fachausschuss wird das Thema weiter beraten. Außerdem ist ein fraktionsübergreifendes Abgeordneten-Treffen geplant.

Selbst Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) gestand "erhebliche landschaftliche Eingriffe" ein, verteidigte aber die wirtschaftlichen Interessen. "Wir reden hier über ein Abwägen von prinzipiell gleichwertigen Belangen", sagte sie. Remmel rechnete vor, die Ausbeutung der Lagerstätten stoße an ihre Grenzen. Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf seien bisher 76,7 Quadratkilometer abgegraben worden. Knapp 200 Quadratkilometer seien entweder genehmigt oder als Interessengebiete angemeldet. 82 Prozent der niederländischen Kiesimporte stammten vorrangig vom Niederrhein. Die Grünen sehen darin eine Zerstörung wertvoller Böden und Gefahren für das Trinkwasser. Thoben widersprach. Der Kiesexport über die Grenze sei geringer als von den Grünen behauptet. Der Abbau von Sand und Kies sei seit Mitte der 90er Jahre von 90 auf 65 Millionen Jahrestonnen reduziert worden. Auch die Planungszusagen für die Kiesindustrie habe man verringert.

Während Bodo Wißen (SPD) für einen Ausgleich der Interessen von Industrie und Naturschutz plädierte, wiederholte die FDP ihr Ansinnen, mit großflächigem Kiesabbau am Niederrhein ein zweites Ijsselmeer zu schaffen. Holger Ellerbrock wörtlich: "Wir müssen mehr Wasserfläche schaffen, damit wir von Kalkar nach Kalkutta segeln können."