Kalkar/Kleve. Künstler Ottmar Hörl hat seine Skulpturen in die Wallgrabenanlage der Nikolaistadt und den Klever Tiergarten einbezogen. Das steckt dahinter.
Was haben Wölfe und Erdmännchen gemeinsam? Auf den ersten Blick wohl erstmal wenig. Doch dank des renomierten Künstlers Ottmar Hörl bilden sie jetzt quasi eine Kunst-Achse zwischen Kalkar und Kleve. Der 73-Jährige reiste extra aus Hessen an, um in der Nikolaistadt den „Sommer der Wölfe“ einzuläuten und in der Schwanenstadt einen „Besuch bei Verwandten“ im Erdmännchen-Gehege vorzustellen.
Ottmar Hörl: Die Wölfe bewachen die Stadt Kalkar
Die lebensgroßen Wolfs-Skulturen stammen ursprüglich aus einer Ausstellung in einem Ravensbrurger Museum zum Titel „Das Tier in der bildenden Kunst“, erläuterte Hörl. Dort habe er 150 Wölfe an den Hängen installiert: „Die Wölfe bedrohten im Prinzip die Stadt, weil es damals in der Gegend Wölfe gab und die Menschen ein wenig Bedenken hatten, dass das irgendwie nicht gut geht“, so der Künstler.
In Kalkar sind die Wölf jedoch so aufgestellt, dass sie aus der Stadt heraus in die Natur gucken. Was ist die Intention dahinter? „Die bewachen die Stadt!“, erklärt Ottmar Hörl und ergänzt: „Die Idee ist natürlich auch, die Bevökerung zu überraschen mit einer Arbeit im öffentlichen Raum, wo man nicht so lange rätseln muss: Ist das Kunst oder kann das weg?“
Weg können die 21 Kalkarer Wölfe übrigens erst nach dem 6. Oktober. Bis dahin wachen sie am Wallgraben unweit der Kalkarer Mühle.
„Botti“ Bottenbruch hatte die Idee
Der Kalkarer Künstler und Galerist Hans-Hermann Bottenbruch – genannt „Botti“ – ist quasi Initiator des Kunst-Projekts „Wölfe in der Stadt“. Er erinnert sich: „Die Idee stammt von mir: Die Stadt Kalkar war irgendwann so liebenswürdig und hat einige Pappeln gefällt. Da kamen wir auf die Idee, auf diese ganzen Baumstümpe könnte man doch ganz hervorragend Skupturen drauf stellen.“
Dann ergänzt er: „Die Wölfe hier am Niederrhein, unter anderem Wölfin Gloria, sind ja ein großes Thema. Also haben wir im Herbst 2021 die ersten Gespräche mit Ottmar Hölf geführt.“
Kalkar ruft den Sommer des Wolfes aus
Nun stehen – beziehungsweise sitzen – die aus Märchen bekannten Tiere täuschend echt am Stadtrand. Doch es soll nicht bei den 21 Skulpturen bleiben, wie Galleristin Alexandra Bottenbruch erläutert: „Wir nennen das den ,Sommer des Wolfes‘“. Führungen zu den Wölfen mit Erklärungen und auch zu anderen kunstobjekten im öffentlichen Raum seien ebenso in Planung wie eine Zusammenarbeit mit der Bücherei in Kalkar. Auch eine Gesprächsrunde zum Thema Wolf mit einer Naturschutzenverein soll den Wolfs-Sommer abrunden. „Klaus Tamm, der beste Naturfotograf, wird im Anschluss an die Hörl-Austellung in unserer Galerie 20.21 seine besten Wolf-Fotos austellen“, verrät Bottenbruch bereits jetzt.
Bekannt für seine bunten Skulpturen, von denen schon mehrere hundert Beethoven-Nachbildungen die Bonner Innenstadt schmückten oder zahlreiche rote Karl-Marx-Figuren in Trier zu sehen waren, war Namibia die Inspiration für die beliebten Erdmännchenskulpturen von Ottmar Hörl: „Namibia hat mich bei der Schaffung der Erdmännchenskulpturen inspiriert, da Erdmännchen dort auch immer in großen Gruppen leben“, so der Künstler wenige Kilometer weiter westlich in Kleve.
Erdmännchen-Ausstellung läuft bis zum 25. August
Hörl: „Sie gehören zu meinen beliebtesten Figuren und haben jetzt im Tiergarten Kleve einen schönen Platz gefunden. Nach einer Pinguin-Ausstellung in Großbritannien ist dies nun der zweite Zoo, der meine Skulpturen ausstellt.“
Die Erdmännchen-Ausstellung mit dem Titel „Besuch bei Verwandten“ ist noch bis zum 25. August täglich in Kleve zu erleben – sie ist im Tiergarten-Eintritt bereits inklusive und zu finden direkt gegenüber dem Erdmännchen-Gehege.
Alexandra Bottenbruch vom Kalkarer Studio 20.21 hat die Ausstellung in Kleve in Kooperation mit dem Tiergarten geplant: „Da die Erdmännchenskulpturen der Ausstellung bei Interesse auch käuflich zu erwerben sind und durch neue Erdmännchen in anderen Farben ersetzt werden, haben wir hier im Tiergarten eine sehr lebendige Ausstellung geschaffen, die auch mehrmals zu einem Besuch einlädt und ein toller Start für die Kooperation zwischen dem Studio 20.21 und dem Tiergarten Kleve ist.“
Orange? Das ist die Farbe des Tiergartens Kleve
Die besten Fotos der echten Erdmännchen und Hörl-Erdmännchen
Zum Start hat Ottmar Hörl erstmal 15 silberne und 15 orangene (Kunst-)Erdmännchen gegenüber den echten Verwandten platziert. Dass die Farbe orange gewählt wurde, liegt jedoch nicht an die vielen niederländischen Gästen, wie Tiergartenleiter Martin Polotzek versichert: „Orange ist die Farbe unseres Tiergartens.“
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Übrigens: Die echten Erdmännchen interessierten sich beim Besuch von Künstler Ottmar Hörl weniger für ihre „Verwandten“ aus Plastik, sondern viel mehr für den Künstler selber. Vielleicht lag dies aber auch am Futter, das der 73-Jährige mit ins Gehege gebracht hatte.