Kreis Kleve. Lebenshilfe und Caritas im Kreis Kleve fordern mehr Unterstützung. Ein Treffen mit Vertretern sollte Abhilfe schaffen. Was sonst droht.

Die Kindertageseinrichtungen stehen unter Druck. Insbesondere die unzureichende Refinanzierung dieser sorgt für Probleme, die bis zum Fachkräftemangel führen. Die Lebenshilfe Geldern/Kleve und der Caritasverband Geldern-Kevelaer luden nun Vertreter aus Politik und Verwaltung ein, um auf die zunehmende Notlage der Kitas zu verweisen. Auch eine Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) stand im Raum.

„Wenn gute Kitas keine Glückssache sein sollen, muss das derzeitige Finanzierungssystem des KiBiz dringend reformiert werden“, so die Verbände in ihren Forderungen. Einerseits propagiere der Staat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Sicherstellung einer verlässlichen Betreuung von Kindern sowie eine hochwertige Bildungsarbeit. Auf der anderen Seite stünden Träger finanziell mit dem Rücken zur Wand.

Kein Geld für Vertretung

„Die KiBiz-Pauschalen sind nicht auskömmlich, da sie die tatsächliche Gehaltsstruktur der tarifgebundenen Träger nicht abbilden“, erklärte Andrea Weyers, Fachbereichsleitung Inklusive Kindertageseinrichtungen Lebenshilfe Geldern und Kleve. Auf Grund der fehlenden Refinanzierung kann keine Dienstvertretung über die vorgeschriebene Mindestbesetzung hinaus aufgebaut werden. Eine ausreichende Betreuung der Kinder leide darunter.

Die angespannte Finanzlage in Land und Kommunen lasse kaum Spielraum. „Die Herausforderungen im System der Kindertagesbetreuung sind uns bewusst. Trotz knapper Kassen gibt das Land in diesem Jahr erstmals über 5 Milliarden Euro für frühkindliche Bildung aus. Damit hat sich der Anteil des Landes seit 2017 nahezu verdoppelt. Diese riesigen Summen zeigen gleichzeitig: Geld löst nicht alle Probleme“, betonte Stephan Wolters, Landtagsabgeordneter der CDU.

2030 sollen 20.000 Erzieher fehlen

Obendrein verhindere die KiBiz-Systematik die Modernisierung von Kindertageseinrichtungen, da sich der Mietzuschuss nicht an den tatsächlichen Marktbedingungen orientiere. Dies führe zu nicht refinanzierten Mietanteilen der Träger. „Eine Rücklagenbildung für Instandsetzung und Modernisierung ist unter diesen Bedingungen kaum möglich“, so Gerrit Hermans, Bereichsleiter Soziale Dienste des Caritasverbands Geldern-Kevelaer. Maßgeblich für die anerkennungsfähigen Mietkosten sollte daher nicht der Verbraucherpreisindex, sondern die tatsächlichen Bau- oder Mietkosten einer Einrichtung sein.

Die Institutionen fordern darüber hinaus eine Stärkung der Ausbildung von Nachwuchskräften, da angesichts des hohen Fachkräftebedarfs im Sozial- und Erziehungsbereich ein dringender Handlungsbedarf bestehe. „In NRW werden im Jahr 2030 voraussichtlich 20.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen“, bot Hermans düsteren Ausblick.

Uns allen steht beim Thema Kita das Wasser bis zum Hals. Uns hilft kein Rettungsschirm, kein kurzfristiges Geld, sondern nur eine langfristige Lösung
Karl Döring - Vorstand Caritas-Verband Geldern-Kevelaer

Ein Träger im Kreis Kleve hat die Ausbildung neuer Erzieherinnen und Erzieher bereits eingestellt. Karl Döring, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, fasst abschließend zusammen: „Uns allen steht beim Thema Kita das Wasser bis zum Hals. Uns hilft kein Rettungsschirm, kein kurzfristiges Geld, sondern nur eine langfristige Lösung.“

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