Kleve/Bedburg-Hau. 180 Landwirte zogen am Dienstagmorgen von Bedburg-Hau nach Kleve und zurück. Was Organisatoren, Polizei und Autofahrer dazu sagten.
Das grüne Licht der Ampel leuchtete immer wieder auf, doch fahren konnte Dirk Pauls nicht. Zwei Warnleuchten, die Polizisten auf die Fahrbahn gestellt hatten, versperrten die Uedemer Straße am Abzweig zum Klever Ring. Also saß Dirk Pauls auf dem Fahrersitz des Kombis seines Arbeitgebers und wartete. Vom Klever Ring bog ein Traktor nach dem anderen links auf die Uedemer Straße ab. Gut 20 Minuten schaute sich Pauls bereits die Demonstration der Landwirte an, die ihren Protest gegen die geplante Subventionskürzung der Bundesregierung an diesem kalten Dienstagmorgen, 9. Januar, nach Kleve und Bedburg-Hau trugen.
Obwohl der Demonstrationszug nicht enden wollte und die Zeit im Dienst langsam verrann, blieb Dirk Pauls entspannt. „Diese Landwirte sorgen dafür, dass bei uns Brot und Milch auf dem Tisch stehen. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn sie mit einem friedlichen Korso demonstrieren“, sagte er. „Würde es Randale geben oder würden Anhänger von nicht so netten Parteien mitfahren, wäre das anders. Aber so habe ich absolut keinen Stress mit dem Warten“, meinte Dirk Pauls. „Die Bauern müssen auch ihre Kohle verdienen. Und dafür muss sich das Einkaufsverhalten der Menschen ändern. Nur billig, billig, billig geht nicht.“
Deutlich mehr Teilnehmende als erwartet
Möglicherweise nutzte nicht jeder der Autofahrer, die zwischen 6.30 und 9 Uhr an verschiedenen Stellen in Kleve und Bedburg-Hau im Stau standen, die Zeit für tiefergehende Gedanken, wie Dirk Pauls es tat. Aber Aufmerksamkeit erregte die große Bauerndemo in jedem Fall. Weit mehr als die angemeldeten 50 Teilnehmenden fanden sich zum Start am frühen Morgen auf den Parkplätzen der Sportanlage an der Dietmar-Müller-Sporthalle in Hau ein. Wie die Kreispolizei Kleve bestätigte, waren es letztlich 180 Traktoren, Lkw und Sattelschlepper, die sich gegen 6.20 Uhr auf der Antoniterstraße in langsame Bewegung setzten.
„Wir haben nicht erwartet, dass sich so viele unserem Aufruf anschließen werden“, sagte Sebastian Wellmanns, der die Demonstration gemeinsam mit Alexander Mott angemeldet hatte. Die beiden Landwirte aus Bedburg-Hau schauten kurz vor dem Beginn des Protestzuges bei eisigen minus sechs Grad Celsius ein wenig ungläubig auf die zahlreichen Fahrzeuge ihrer Kollegen, die mit ihren blinken Lichtern weithin sichtbar den dunklen Morgen erleuchteten. Aus dem ganzen Kreis Kleve und auch aus Isselburg kamen die Bauern zusammen.
Mitorganisator Wellmanns: „Nur die Spitze des Eisbergs“
Die zunächst von der Bundesregierung geplante und mittlerweile einkassierte Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft und die schrittweise Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel seien nur die Spitze des Eisbergs, meinte Sebastian Wellmanns, der mit seinem Vater Joachim einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb führt und zudem als Lohnunternehmer tätig ist. „Es geht um viel mehr“, meinte der Bedburg-Hauer und zählte beispielhaft die Vier-Prozent-Flächen-Stilllegungspflicht sowie neueste Auflagen bei den Geräusch- und Geruchsemissionen auf. „Wir wollen einfach unsere Arbeit vernünftig weitermachen können und Geld für unsere Produkte bekommen“, ergänzte Joachim Wellmanns.
Mit der offiziellen Anmeldung der Demonstration wolle man sich von den Klimaklebern abheben, sagte Mitorganisator Alexander Mott, der betonte: „Die Landwirtschaft ist bunt. Wir wollen hier keine Rechtsextremisten.“ Das Ziel des Protestzuges sei eine Entschleunigung, aber keine Blockade des Verkehrs.
Stau in der Klever Innenstadt
Und so rollten die Traktoren mit Tempo 15 bis 20 erst über die Felix-Roeloffs-Straße Richtung Berufskolleg und dann auf die Bundesstraße 9. Die Polizei sperrte immer wieder für 20 bis 30 Minuten Kreuzungen und Kreisverkehre sperren. Auf dem Klever Ring hielten sich die Auswirkungen erst noch in Grenzen, doch mit zunehmendem Berufsverkehr mussten viele Autofahrer Geduld aufbringen, bis der lange und langsame Demonstrationszug vorbeigezogen war.
Dies galt insbesondere, als der Konvoi gegen 7.30 Uhr über die Tiergartenstraße die Klever Innenstadt erreichte. Auf der Hafen- und Bahnhofstraße ging da kaum noch etwas. Autofahrer, Busse mit Schülern und Handwerker standen im Stau.
Fazit der Polizei fällt positiv aus
Als langsam der Morgen graute, fuhren die Landwirte – mit einem besonders lauten Hupkonzert – am Haus der Landwirtschaft vorbei und verließen über die Kalkarer Straße die City. Über den Klever Ring, die Uedemer Straße und die Schmelenheide ging es zurück zum Startpunkt nach Hau.
„Aus polizeilicher Sicht ist die Demonstration positiv verlaufen“, sagte Philipp Pütz, Sprecher der Kreispolizei Kleve. Dass mit 180 Teilnehmenden viel mehr als die angemeldeten 50 Landwirte beim Protest mitmachten, sei kein Problem gewesen. „Natürlich gehen die Zahlen deutlich auseinander. Dadurch hat sich die Demonstration in die Länge gezogen und die Beeinträchtigungen für den Verkehr wurden etwas größer. Aber die Teilnehmenden haben sich wie am Montag an die Vorgaben gehalten“, so Pütz. Zwischenfälle gab es während des Protestzuges am Dienstagmorgen nicht.
+++ Das hatte die NRZ vor der großen Bauerndemo berichtet +++
Am Dienstag sollten sich die Berufspendler in Kleve doch überlegen, lieber aufs Fahrrad zu steigen. Die Landwirte haben für den Berufsverkehr einen großen Traktorkorso mit 50 Teilnehmern angekündigt. Sie werden von Bedburg-Hau nach Kleve fahren und damit vermutlich den kompletten Berufsverkehr lahmlegen. Die Bauern demonstrieren erneut für den Erhalt ihrer Dieselsubventionen und die KFZ-Steuer-Befreiung.
50 Traktoren werden durch Kleve fahren
Die Demonstration ist zwischen 6 und 9 Uhr angemeldet. In den frühen Morgenstunden starten dann gut 50 Traktoren am Parkplatz der Dietmar-Müller-Sporthalle in Hau (Alte Landstraße). Von hier aus ziehen die Protestler über die Antoniterstraße zur morgens stark befahrenen Felix-Roeloffs-Straße. Dann geht es am Berufskolleg vorbei in Richtung Nassauerallee. Auf dieser Klever Hauptstraße fahren die Traktoren dann auf die Uedemer Straße. Sie fahren nicht in die Kreisstadt ein.
Von der Uedemer Straße geht es dann an der Verkehrsampel auf den Klever Ring. Hier fahren die Bauern am Kreisverkehr McDonalds vorbei und bewegen sich auf dem Ring in Richtung Hagebaumarkt Swertz. An der Kreuzung Tweestrom (ehemals Hotel Cleve) biegen die Trecker ab und bleiben auf dem Klever Ring. Sie überfahren die Spyckbrücke und biegen an der Gruftkreuzung in die Tiergartenstraße ein. Dann geht es in die City.
Mitten ins Zentrum von Kleve
Über die Tiergartenstraße führt dann der Weg auf die Kavarinerstraße und die Hafenstraße – unmittelbar im Zentrum Kleves. Von der Hafenstraße geht es dann auf die Bahnhofstraße und auf die Kalkarer Straße an den Autohäusern vorbei. Von hier aus nehmen sie wieder den Weg auf den Klever Ring.
Danach geht es über die Uedemer Straße und die Straße Schmelenheide in Hau wieder auf die Felix-Roeloffs-Straße. Zum Schluss treffen sich die Landwirte an der Dietmar-Müller-Sporthalle in Hau.
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