Essen. Der Protest der Landwirte stößt auf Beifall in der Bevölkerung. Dabei könnten die Bürger selbst dazu beitragen, dass es den Bauern besser geht.
Die Protestwoche der Landwirte hat an Rhein und Ruhr am Montag mit bildstarken Kundgebungen begonnen, die Zahl der Teilnehmer war hoch. Die Polizei meldet trotz teils erheblicher Verkehrsbehinderungen einen friedlichen Verlauf.
Anders als in Ostdeutschland scheinen die Versuche der Unterwanderung und Instrumentalisierung von Rechtsaußen in NRW noch nicht gefruchtet zu haben.
In der Bevölkerung scheinen die Bauern – trotz ihrer Blockadeaktionen – großen Rückhalt zu genießen, anders als die jungen Leute, die sich für den Klimaschutz auf die Straßen kleben.
Es scheint, als gebe es noch immer ein verklärtes und romantisierendes Bild von einer Landwirtschaft, die längst unter der Federführung des Bauernverbandes zu einer Agrarindustrie geworden ist.
Die Bauern sollten sich dem globalen Markt stellen, „wachsen oder weichen“ hieß das unsolidarische wie kalte Motto der vergangenen Jahrzehnte.
Jedes Jahr werden die bäuerlichen Betriebe mit Milliarden an Subventionen gestützt, die nach der schieren Größe der Betriebe verteilt werden. Gleichzeitig werden die Bauern mit Bürokratie erstickt und vom Preisdiktat des Handels zerquetscht.
Diejenigen, die jetzt im Internet die aktuellen Proteste beklatschen, könnten etwas ganz Einfaches für die Landwirtschaft tun, wenn sie es ernst meinten: Sie könnten nachhaltig produzierte regionale Produkte zu fairen Preisen kaufen.
Die Politik wiederum sollte die Bauern nicht wie aktuell mit kurzfristigen Subventionsstreichungen überfahren, die nur der Stopfung von Haushaltslöchern dienen. Sie sollte mittel- und langfristig die Subventionspolitik so umgestalten, dass sie den kleineren und umwelt- wie klimaverträglich wirtschaftenden Betrieben hilft.
Ohne Bauern keine Zukunft. Dieser Slogan der Demonstranten stimmt. Sie sollten aber ihre Proteste auch gegen die eigenen Funktionäre richten, die die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren auf einen völlig falschen Weg gesteuert haben.