Kalkar. Die Container zur Unterbringung von Flüchtlingen werden im Reisemobilpark Kalkar aufgestellt. Wann die Anlage voraussichtlich aufgebaut wird.

Es gab zwar eine Alternative, doch am Ende fiel die Entscheidung eindeutig aus: Der Kalkarer Stadtrat hat in einer Sondersitzung am Donnerstagabend, 28. September, einstimmig entschieden, die Containeranlage zur Unterbringung von geflüchteten Menschen auf dem jetzigen Wohnmobilstellplatz am östlichen Rand der Innenstadt aufstellen zu lassen. Der Reisemobilpark Kalkar soll dafür an dieser Stelle aufgegeben werden und möglicherweise an einem anderen Ort neu eröffnen. Die Container, für die sich der Rat wegen der kurzfristig erwarteten Zuweisungen von Flüchtlingen in hoher Zahl vor zwei Wochen ausgesprochen hatte, sollen Ende dieses Jahres oder zu Beginn des neuen Jahres aufgestellt werden.

Die Stadt Kalkar hat die mobile Anlage bereits bei der Firma Bolle aus dem westfälischen Telgte bestellt und eine Lieferzusage für Anfang bis Mitte November erhalten, teilte Thomas Mülling, Leiter des städtischen Gebäudemanagements, mit. Die Container werden eingeschossig in zwei getrennten Einheiten aufgestellt und bieten jeweils 18 Quadratmeter große Zimmer sowie eine Gemeinschaftsküche. Betten, Matratzen, Tische, Stühle und Metallschränke gehören zum Paket, das die Stadt Kalkar für zunächst zwei Jahre anmietet. Insgesamt 60 Menschen finden in den Containern eine Unterkunft.

Die Stadt Kalkar hat zur Unterbringung von geflüchteten Menschen eine Containeranlage bestellt, die ähnlich wie die hier abgebildete Anlage aussieht.
Die Stadt Kalkar hat zur Unterbringung von geflüchteten Menschen eine Containeranlage bestellt, die ähnlich wie die hier abgebildete Anlage aussieht. © Stadt Kalkar | Bolle System- und Modulbau GmbH

Aufwendige Anschlussarbeiten sind notwendig

Bevor die Anlage per Kran aufgestellt werden kann, sind Anschlussarbeiten für Frisch- und Abwasser sowie Strom nötig. „Für diese Tiefbauleistungen haben wir schon die Zusage von der Kalkarer Firma Völkers Bau bekommen, Gewehr bei Fuß zu stehen. Geschäftsführer Johannes Fehlemann hat mir zugesichert, dass er dafür andere Projekte liegen lassen wird“, sagte Christoph Dames, Leiter des Fachdienstes Planen, Bauen und Grünordnung.

Mit dem schnell gefassten Ratsbeschluss kann die Stadt Kalkar nun den Bauantrag vorbereiten und stellen. Vom Kreis Kleve sei eine Baugenehmigung in Aussicht gestellt worden, so Dames. Realistisch sei eine Aufstellung der Container im Dezember 2023 oder im Januar 2024. Genaue Kosten dafür konnte er dem Rat noch nicht nennen.

Vertrag mit Reisemobilpark-Pächter wird gekündigt

Am Freitag wollte sich die Stadtverwaltung mit Jürgen Cronauer, dem Pächter des Reisemobilstellplatzes, treffen, um die Kündigung des eigentlich bis Mitte 2025 gültigen Vertrages zu besiegeln. „Er ist über die Situation informiert. Wir werden ihn in gewisser Weise entschädigen müssen, aber im Gesamtzusammenhang sind das Peanuts“, sagte Bürgermeisterin Britta Schulz. „Wir müssen ein Opfer bringen und haben für Alternativen auch schon unsere Fühler ausgestreckt.“ Thomas Mülling berichtete vom Interesse des Unternehmens Wolters Reisemobile, eventuell an der Kastellstraße einen Wohnmobilstellplatz zu betreiben. „Das ist aber noch völlig unausgegoren“, sagte er.

Trotz der Aufgabe des jetzigen Reisemobilparks hinter dem Sportplatz bevorzugte die Verwaltung für die Containeranlage klar diesen Standort, vor allem weil die Fläche teilweise bereits befestigt und Infrastruktur vorhanden ist. Man habe zwar auch viele andere Möglichkeiten geprüft, berichtete Mülling und zählte unter anderem verschiedene Flächen in Kehrum, den Schafweg 2 und auch die Ruine des ehemaligen Hauses Manier an der Xantener Straße auf. Die einzige ernsthafte Alternative war jedoch das Außenlager des Bauhofes am Bovenholt.

Was gegen den Standort am Bovenholt spricht

Das Außenlager des Bauhofs am Bovenholt in Kalkar.
Das Außenlager des Bauhofs am Bovenholt in Kalkar. © Niklas Preuten

Dagegen sprachen allerdings zahlreiche Punkte. So hätte die Fläche komplett aufgeschottert werden und die Erschließung über knapp 250 Meter von der Straße Bovenholt erfolgen müssen. „Ein erheblicher Kostenfaktor“, stellte Christoph Dames fest. Neben Schüttgütern und -boxen lagern dort zudem rund 500 Kubikmeter Mutterboden, die hätten bewegt werden müssen.

Unisono folgten die Ratsfraktionen der Präferenz für den Wohnmobilstellplatz, zumal sich dieser in den 1990er Jahren schon einmal als Ort für eine Containeranlage bewährt hatte. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Manuela Bühner-Lankhorst betonte, dass neben der Unterbringung auch die Integration wichtig sei. „Das erfordert die Einstellung von Personal oder externe Unterstützung.“ Die Verwaltung habe dafür bereits mit einem Träger Kontakt aufgenommen, antwortete Stefan Urselmans, der Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste.

Arbeitskreis für langfristige Lösung wird nach den Herbstferien eingerichtet

Ein Bau für die Ewigkeit sollen die Container gleichwohl nicht sein, deshalb forderten mehrere Ratsmitglieder, im beschlossenen Arbeitskreis möglichst schnell eine langfristige Lösung zur Unterbringung der Flüchtlinge zu finden. Nach den Herbstferien werde diese Arbeitsgruppe eingerichtet, ließ sich Bürgermeisterin Britta Schulz schließlich entlocken.

>> Aktuelle Flüchtlingszahlen

Bis zur 42. Kalenderwoche (16. bis 22. Oktober) werden der Stadt Kalkar nur zwei geflüchtete Menschen pro Woche zugewiesen. „Danach wird es wieder vermehrte Zuweisungen geben. Wie viele genau, teilt uns die Bezirksregierung nicht mit“, sagte Stefan Urselmans. Zuletzt war von zehn bis 15 Personen pro Woche die Rede.

Aktuell ist die Stadt Kalkar verpflichtet, 132 weitere Flüchtlinge aufzunehmen. „Die Zahl geht derzeit rapide nach oben“, so Urselmans. „Die Landeseinrichtungen sind voll, deshalb gibt es die vermehrten Zuweisungen an die Kommunen“, erklärte Bürgermeisterin Britta Schulz.