Kalkar. Carlos Ferreira Alves arbeitet derzeit im historischen Stadtkern in Kalkar. Warum der Naturstein-Pflasterer ein gefragter Fachmann ist.

An der lauten und sichtlich PS-starken Rüttelmaschine steht ein braun gebrannter, kräftiger, untersetzter Mann und achtet konzentriert darauf, dass jedes Stück Naturstein – hier Kopfsteinpflaster – auch perfekt in seinem Splittbett liegt. Carlos Ferreira Alves gehört zu den wenigen Pflasterern, die es überhaupt noch gibt. Mit Kollegen – ebenfalls aus Portugal und auch aus Italien – arbeitet er seit fünfeinhalb Monaten am Kalkarer Markt, um den historischen Stadtkern noch schöner zu gestalten, als er es ohnehin schon ist.

Dafür ist er zurzeit dabei, die mehr als ein Kilogramm schweren Steine per Hand Stück für Stück in den Straßenverlauf am Kalkarer Marktplatz einzufügen, die Fugen mit Sand und Splitt zu verfüllen und mit dem Rüttler festzusetzen. Viele, viele tausend Steine liegen noch vor ihm, die ebenfalls noch eingebaut werden müssen. Aber Millionen andere hat er bereits perfekt auf dem Markt verlegt.

Der neu gepflasterte Marktplatz in Kalkar.
Der neu gepflasterte Marktplatz in Kalkar. © Anke Gellert-Helpenstein

Rheinkieselsteine und Kopfsteinpflaster

Das waren allerdings Rheinkieselsteine, die sind gewichtstechnisch zwar sehr viel leichter, aber dennoch schwerer zu verlegen als Kopfsteinpflaster. Fast wie bei einem Mosaik. Rheinkiesel halten sich an keinerlei Farbe, Form und Größe. Doch der Portugiese hat’s geschafft und schaut – auch wenn er das nicht zugeben will – schon mit ein wenig Stolz auf die mehrere Tausend Quadratmeter große Fläche im historischen Stadtkern Kalkars, der nun schon im neuen Outfit mit alten Kieseln glänzt.

Johannes Fehlemann. Geschäftsführer der dafür zuständigen Baufirma Völkers Bau GmbH, ist voll des Lobes über Carlos Ferreira Alves und seine Handwerkskollegen aus Portugal und Italien. „Sie arbeiten mit so viel Fleiß und Motivation. Das ist schon auffallend. Sie machen ihren Job einfach mit Leidenschaft.“ Und deswegen wohl auch so gut.

Die Familie lebt in Magdeburg

Diese Steine werden rund um den Kalkarer Marktplatz verlegt.
Diese Steine werden rund um den Kalkarer Marktplatz verlegt. © Anke Gellert-Helpenstein

Gelernt hat Alves sein Handwerk gemeinsam mit seinem besten Kumpel. „Und ich kann nichts anderes. Hab’ nie etwas anderes gelernt“, verrät er. Was allerdings eine Untertreibung ist. Denn er kann damit eine ganze Menge – sein Beruf Naturstein-Pflasterer hat Seltenheitswert, weswegen seine Arbeitskraft in Frankreich und Deutschland hoch geschätzt wird. Und Alves entsprechend fleißig verlegt.

Derweil wartet seine Familie jedes Wochenende auf seine Rückkehr in Magdeburg. Jeden Freitag nimmt er dafür die 470 Kilometer lange Reise hin und natürlich auch wieder zurück nach Kalkar auf sich. Seine Frau Sandra lebt dort mit den Kindern Franzesko (9) und Leonardo (7). Der älteste Sohne Ruben (22) ist in Portugal. „Wir haben dort auch ein Haus und fahren jetzt wieder für drei Wochen dorthin. Und natürlich ein paar Wochen über Weihnachten“, erzählt der Handwerker, der sich an den Wochenenden und in der Urlaubszeit in seiner Heimat ganz besonders auf die portugiesische Kost freut.

Pflasterarbeiten werden noch zwei Monate dauern

Apropos freuen. Bei der Arbeit ist Alves die meiste Zeit gut gelaunt. Das schlägt nur um, wenn’s Stress auf der Baustelle gibt und/oder mal Anlieger und Passanten so gar kein Verständnis für die Arbeiten, den zeitweisen Krach und den Staub haben. Was aber selten vorkommt, wie der Portugiese meint. Die doch teils sehr heißen Sommertage machen ihm dabei nicht ganz soviel aus. Auch wenn’s ruhig etwas kühler sein dürfte. Schließlich kann er sich gegen kühlere Temperaturen wärmer anziehen – anders herum wird’s schwieriger.

Speziell mit den Pflasterarbeiten in Kalkar wird er noch rund zwei Monate beschäftigt sein, schätzt Fehlemann, der froh ist, dass er die Handwerker für das Großprojekt Kalkarer Markt gewinnen konnte. Es liegt ihm gleich doppelt am Herzen – schließlich ist es auch Fehlemanns Heimatstadt.

Der Marktplatz in Kalkar hat schon neue Form angenommen.
Der Marktplatz in Kalkar hat schon neue Form angenommen. © Anke Gellert-Helpenstein

Und mit jedem Stein, den der Portugiese Carlos Ferreira Alves hier verlegt, bleibt auch Kalkar ein kleines Stück als Heimat, zumindest als Arbeitsheimat in seinem Herzen, bevor er dann wieder zur nächsten Baustelle zieht, die sicher bereits irgendwo sehnsüchtig auf den Pflasterer wartet.