Kleve/Nimwegen. Ermittlungen nach der Geldautomatensprengung am EOC in Kleve dauern an. Polizei in Nimwegen prüft nach spektakulärem Einsatz einen Zusammenhang.
Geldautomatensprengungen erschüttern derzeit wieder im wahrsten Sinne des Wortes den Kreis Kleve. Nach der kleinen SB-Filiale der Sparkasse Rhein-Maas am EOC in Kleve, die in der Nacht auf den 13. Juni vollständig zerstört wurde, traf es nun das Gebäude der Volksbank Emmerich-Rees in Millingen.
Die Ermittlungen zur Automatensprengung am EOC dauern derweil an. Klar ist mittlerweile, dass die Automaten zwar zerstört bzw. stark beschädigt wurden, die weiterhin unbekannten Täter jedoch kein Bargeld stehlen konnten. Das bestätigte die Kreispolizei Kleve der NRZ auf Anfrage. Zum weiteren Stand der Ermittlungen hielt sich die Behörde „aus ermittlungstaktischen Gründen“ bedeckt.
Spektakulärer Polizeieinsatz in Nimwegen
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Nach einem spektakulären Polizeieinsatz gegen mutmaßliche Geldautomatensprenger in Nimwegen vom 18. Juni rückt eine mögliche Verbindung zu der Tat wenige Tage zuvor in Kleve in den Blickpunkt. In Nimwegen war ein schwarzer VW Golf mit hoher Geschwindigkeit aus einer Garagenbox unter einem Wohnkomplex geflüchtet und hatte sich auch von Schüssen der eingesetzten Polizisten nicht stoppen lassen. Laut der Polizei wurden in der Garage explosive Materialien gefunden, die für Geldautomatensprengungen geeignet sind. Darüber berichteten unter anderem die Zeitung „De Gelderlander“ und der Lokalrundfunk „Omroep Gelderland“.
Zeugen hatten in Kleve ebenfalls einen dunklen VW Golf mit niederländischem Kennzeichen gesehen, der vom Tatort in Richtung Hoffmannallee gefahren war. Zudem sollen in der Garage in Nimwegen auch Klever Nummernschilder gefunden worden sein. Dazu wollte die Nimweger Polizei auf NRZ-Anfrage keine Angaben machen. Sie bestätigte jedoch, mögliche Zusammenhänge zu prüfen und mit der Kreispolizei Kleve zusammenzuarbeiten.
+++ So berichteten wir über die Geldautomatensprengung am EOC in Kleve +++
In Kleve ist in der Nacht auf Dienstag, 13. Juni, gegen 2.20 Uhr an der Flurstraße am EOC ein Geldautomat der Sparkasse Rhein-Maas gesprengt worden. Durch die Wucht der Detonation wurde die kleine SB-Filiale vollständig zerstört, das Häuschen ist über den Bankautomaten zusammengebrochen. Auch die angrenzenden Gebäude sind stark beschädigt. Verletzt wurde bei der spektakulären Sprengung glücklicherweise niemand.
Nach ersten Erkenntnissen der Kreispolizei Kleve konnten die unbekannten Täter keine Beute machen. „Die Automaten scheinen intakt geblieben zu sein. Wir können aber noch nicht zu 100 Prozent ausschließlich, dass Bargeld gestohlen wurde“, sagte Polizeisprecher Philipp Pütz am Dienstagmorgen.
Zeugen sahen dunklen VW Golf mit niederländischem Kennzeichen flüchten
Zu diesem Zeitpunkt sicherten Polizisten am Ort der Zerstörung noch Spuren. Die Kripo Kalkar hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet Zeugen, die verdächtige Beobachtungen im Zusammenhang mit der Sprengung gemacht haben, sich unter 02824 880 zu melden. Laut bisher vorliegenden Zeugenaussagen flüchtete kurz nach der Sprengung ein dunkler VW Golf mit niederländischem Kennzeichen vom Tatort in Richtung Hoffmannallee.
Ein Anwohner hatte in der Nacht einen lauten Knall gehört und die Polizei informiert, sagte Sprecher Philipp Pütz. „Es hat richtig Wums gemacht“, meinte auch Ludger Braam, Sprecher der Sparkasse Rhein-Maas. Ihm zufolge wird ein Statiker am Dienstag die angrenzenden Gebäude der Intensivfahrschule S-Drive und des Autobedarfs Caldenhoven kontrollieren.
Sparkasse denkt übers Einfärben der Geldscheine nach
Der Geldautomat der Sparkasse wurde bereits 2015 gesprengt. Auch damals entstand ein enormer Schaden. Die Sparkasse wird jetzt mit der Polizei das weitere Vorgehen besprechen und überlegen, welche Maßnahmen zu treffen sind: „Der Standort ist schon gut frequentiert“, so Braam. Allerdings mache es auch keinen Spaß, „wenn alle Nase lang“ eine Sprengung vollzogen werde.
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Die Sparkasse denkt auch über weitere Techniken nach wie Vernebelung der Filiale, das Verkleben oder Einfärben der Geldscheine. „Wir schauen da schon sehr genau hin“, sagte Braam. Gegen den finanziellen Schaden ist die Sparkasse versichert. Zur genauen Schadenshöhe kann sie zurzeit noch keine Angaben machen.
Fahrschule ist deutlich stärker beschädigt als 2015
Martin van der Giet, Inhaber der Intensivfahrschule S-Drive, wurde noch in der Nacht von der Polizei am Telefon über die erneute Geldautomatensprengung in direkter Nachbarschaft zu seinem Geschäft informiert. Am Morgen konnte er die Zerstörung nur aus rund 30 Metern Entfernung begutachten, weil die Spurensicherung noch zugange war.
Was aber schon klar ist: „Die Schäden sind diesmal deutlich größer als noch 2015. Damals hat die Wand zwischen Fahrschule und der SB-Filiale noch standgehalten, jetzt ist sie weg“, sagte van der Giet. Auch die große Scheibe zur Flurstraße ist zerborsten. Eine Kehrmaschine der USK sammelte am Morgen die unzähligen Glassplitter ein.
Fahrstunden laufen wie geplant
„Es ist, wie es ist. Der Automat liegt eben schön abgelegen“, stellte Fahrlehrer Martin van der Giet lakonisch fest. „Wir machen das Beste aus der Situation.“ Die Sparkasse habe ihm bereits ein Ersatzgebäude für die kommende Zeit angeboten. Der Theorieunterricht am Dienstag und Donnerstag fällt aus, in Kooperation mit der Kraftfahrerausbildungsstätte (KAS) an der Kalkarer Straße kann aber zumindest der aktuelle Intensivkurs weiterlaufen. „Wir haben ein gutes Miteinander“, sagte van der Giet dankbar. Die Fahrstunden sollen alle wie geplant durchgeführt werden.
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