Kleve / Niederrhein. . Männer aus dem Raum Kleve – 26 Jahre, 27 und 33 Jahre – waren ohne Beute geblieben. Die modernen Panzerknacker gingen Mittwochnacht dem Mobilen Einsatzkommando des Landeskriminalamtes ins Netz
Leise rieseln die Geldscheine, wenn der Geldautomat in die Luft fliegen – so malten es sich wohl die modernen „Panzerknacker“ vom Niederrhein aus. Doch es klappte nicht. Unermüdlich sprengten sie in 13 Fällen im Kreis Kleve und Umgebung Tresore, doch sie blieben komplett ohne Beute. Gestern machten sich das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Kleve ein Weihnachtsgeschenk und setzten drei mutmaßliche Täter fest. Drei deutsche Männer aus dem Raum Kleve, 26 Jahre, 27 Jahre und 33 Jahre alt, gingen der Polizei ins ausgelegte Netz. Die Beamten schnappten die Verdächtigen gestern Nacht in Dorsten im Stadtteil Holsterhausen, knapp, bevor sie an einem Automaten erneut zuschlagen konnten. Dank intensiver Ermittlungsarbeit kam das LKA auf die Spur der Männer. Spezialisten des Mobilen Einsatzkommandos des Landeskriminalamts (LKA) hatten die Klever Bande in der Nacht auf Mittwoch bereits vor dem Zugriff observiert.
Das Mobile Einsatzkommando griff Mittwochfrüh gegen 3.30 Uhr zu. Nach Angaben des LKA und der Klever Staatsanwaltschaft werden dem Trio seit März 2015 folgende Geldautomaten-Sprengungen vorgeworfen: 23. März Sparkasse Kranenburg, 2. Juni Sparkasse Bedburg-Hau, 19. Oktober erneut Sparkasse Kranenburg, 27. Oktober Volksbank Goch, 30. Oktober Sparkasse Kleve, 18. November Volksbank Kevelaer, 19. November Volksbank Kalkar, 24. November Volksbank Alpen-Veen, 25. November Sparkasse Kevelaer, 6. Dezember Volksbank Emmerich, 8. Dezember Sparkasse Xanten, 18. Dezember Sparkasse Wesel, 22. Dezember Postfiliale Nettetal-Lobberich.
Wenn es auch nirgends Beute gab, es entstanden jeweils sehr große Sach- und Gebäudeschäden. Wird die Sparkasse als „Opfer“ die Täter auch dafür zur Rechenschaft ziehen? „In Abstimmung mit den Versicherungen wollen wir zivilrechtlich alle Ansprüche wegen der Schäden an Automaten und Gebäuden geltend machen. Aber ob bei den Tätern überhaupt etwas zu holen ist?“, zweifelt der Vorstandssprecher der Sparkasse Kleve, Ludger Braam. „Wir werden für einen Zivilprozess keine unnötigen Kosten produzieren, nur, um uns ein Urteil an die Wand zu hängen“, sagt er ganz pragmatisch.
Das Landeskriminalamt sieht eine besondere Schwere der Taten: Es sei „eine hohe Gefährdung unbeteiligter Passanten und Hausbewohner bei den unkontrolliert erfolgten Sprengungen immer gegeben“ gewesen.
Insgesamt wurden in diesem Jahr über 60 Geldautomaten in NRW gesprengt – in etwa jedem zweiten Fall nahmen die Täter Geld mit. Weil viele Tatorte in der Nähe der niederländischen Grenze liegen, gehen die Ermittler davon aus, dass ein Teil der Täter von dort komme. Allerdings könne es auch Nachahmungstäter geben, hieß es gestern.
Keine Farbpatronen
Mehrere Banken hatten in den letzten Monaten dann aus Sorge vor weiteren Taten die Vorräume mit Kontoauszug- und Geldautomaten nachts verschlossen. Die Sparkasse Kleve hatte außerdem die Tresore selbst baulich etwas verändert und dadurch die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Experten hatten die Banken aufgefordert, ihre Automaten mit Farbpatronen zu sichern, die die Geldscheine bei einer Sprengung einfärben und somit unbenutzbar machen. Die dafür nötigen Investitionen haben viele Banken aber bislang gescheut. Auch die Handhabung sei nicht so einfach, erklärt Braam auf NRZ-Nachfrage. „Die Farbkartuschen sollen ja erst explodieren, wenn es unlauteren Zugriff gibt. Wir haben darauf verzichtet, weil wir nicht wollten, dass uns selbst beim Austausch der Behälter um die Ohren fliegt“. Auch deuteten Versicherungen unterschiedlich, welches System als ‘sicher’ gelte.