Goch-Kessel. Verwaltung stellte sich Bürgerfragen zur möglichen Schulschließung in Kessel. Bei der Diskussion um die Zukunft des Dorfs kochten Emotionen hoch.

Das Interesse war sehr groß, etwa 140 Besucher waren in den Saal des Restaurants Rhodos in Kessel gekommen, viele davon in gelben Westen. Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm hatte beschlossen, sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Wie berichtet, hat die Verwaltung dem Rat vorgeschlagen, den Schul-Teilstandort Kessel aufzulösen und eine neue Grundschule in Asperden zu bauen. Das hatte heftige Reaktionen bis hin zu einer Drohmail ausgelöst.

Die Gründe für die Entscheidung der Verwaltung erläuterten Knickrehm, der Leiter des Vermögensbetriebes der Stadt Goch Wolfgang Jansen und Schulfachbereichsleiterin Judith Boell hier noch einmal. Die Niers-Kendel-Schule soll dreizügig werden, der Raumbedarf steigt wegen der Verpflichtung zum Offenen Ganztag bis 2029, man bräuchte bei zwei Teilstandorten mehr Personal, das ohnehin schwierig zu finden ist, die Kesseler Kinder machten pro Jahrgang höchstens eine halbe Klasse aus, Asperden sei von Nierswalde und dem äußeren Gocher Westen zentraler gelegen. Zudem könne man während der Bauphase ohne Beeinträchtigung weiter unterrichten, ein Neubau orientiere sich an den aktuellsten pädagogischen Konzepten mit offen gestalteten Räumen. Und: Die anderen Schulstandorte könne man baulich nicht erweitern, so dass der zusätzliche Zug an der Niers-Kendel-Schule unumgänglich sei.

Bürgermeister Ulrich Knickrehm (Mitte), der Leiter des Vermögensbetriebes der Stadt Goch Wolfgang Jansen und Schulfachbereichsleiterin Judith Boell beantworteten Bürgerfragen zur Zukunft der Grundschule in Kessel.
Bürgermeister Ulrich Knickrehm (Mitte), der Leiter des Vermögensbetriebes der Stadt Goch Wolfgang Jansen und Schulfachbereichsleiterin Judith Boell beantworteten Bürgerfragen zur Zukunft der Grundschule in Kessel. © Andreas Daams

Bürger brachten viele Gegenargumente vor

Die Bürgerinnen und Bürger brachten in der weitgehend sachlichen Debatte eine Menge Gegenargumente vor. Die reichten von der Flächenversiegelung bei einem Neubau über eine kostengünstigere Sanierung bis zur Auto-Situation beim Bringen und Abholen. Die Kesseler befürworteten die kurzen Wege, die Möglichkeiten, sich nach der Schule direkt zum Spielen mit Freunden zu treffen. „Und was passiert mit dem Schulgebäude?“, fragte ein Besucher. Hieran machten sich weitere Befürchtungen fest: Dass man auch die Turnhalle oder den Kindergarten schließen könne.

Mit Verweis auf Hassum und Nierswalde, wo es auch keine Schulen mehr gibt, aber sehr wohl Turnhallen, versuchte Knickrehm, diese Befürchtung zu zerstreuen. Der Kindergarten in Kessel, so Boell, müsse dort sogar neue Räumlichkeiten finden, weil eine dauerhafte zusätzliche Gruppe eingerichtet werden soll. Die Ironie dabei: Die Schule kommt dafür nicht in Betracht, und zwar aus baulichen Gründen.

Emotionen kochten hoch

Eifrig stritt man darüber, was für die Kinder am besten sei, aber darunter schimmerten bei einigen Redebeiträgen auch tieferliegende Sorgen mit: So gebe es im Spargeldorf Kessel nur noch einen Spargelbauern und zwei Restaurants, außerdem werde es immer schwieriger, Menschen für Vereinsarbeit zu begeistern. Und dann schließt auch noch die Schule. Da wurde es manchmal dann auch sehr emotional: „Habt ihr darüber nachgedacht, was ihr den Kindern antut?“

Und was man denn mache, wenn in ein paar Jahren noch mehr Klassen benötigt werden, ob man dann noch eine Schule in Goch neu bauen müsse: „Niemand kann in die Glaskugel schauen“, sagte Knickrehm. Er regte an, dass aus der Kesseler Bevölkerung Initiativen für eine Nutzung des Schulgebäudes entstehen.

Schulausschuss diskutiert am 9. Mai im Kastell

Entscheiden muss nun am Dienstag, 9. Mai, um 18 Uhr der Schulausschuss im Gocher Kastell. „Die Verwaltung hat da nur eine Stimme, nämlich meine“, sagte Knickrehm. „Die Politiker können dort vielleicht anders entscheiden, emotionaler.“ Und an Emotionen dürfte bei diesem Thema weiterhin kein Mangel sein.