Goch. Der Gocher Schulausschussvorsitzend erhielt anonyme Drohungen wegen der geplanten Schließung der Schule in Kessel ein. 100 Gelbwesten im Ratssaal.
Fast 100 Besucher waren auf die Tribüne des Gocher Ratssaals gekommen, die meisten mit übergezogenen gelben Westen. Ein deutlicher Anklang an die französische Gelbwestenbewegung von 2018 und 2019, den Protest der Bürger gegen die Politik. Das große Thema des Ausschusses für Schule, Kultur und Digitalisierung war der Plan der Gocher Verwaltung, den Teilstandort Kessel der Gemeinschaftsgrundschule Niers-Kendel zu schließen und beide Standorte, also Kessel und Asperden, in einem Neubau in Asperden zusammenzuführen.
Anonyme Drohung gegen den Ausschussvorsitzenden
Dagegen hatte sich in den vergangenen Monaten großer Widerstand nicht nur aus Kessel geregt. Offenbar war es aber nicht bei sachlichen Auseinandersetzungen geblieben: „In den letzten Tagen ist Unschönes passiert“, erklärte Jerome Vermaten, der Vorsitzende des Ausschusses, zu Beginn der Sitzung. Es habe eine anonymisierte E-Mail an ihn gegeben, die man nur als Drohung auffassen könne. „Das ist ein Zeichen der Verrohung unserer Gocher Miteinanderschaft“, empörte er sich. Er rief alle Beteiligten dazu auf, sich von so etwas zu distanzieren. „Hass und Hetze haben in dieser Stadt keinen Platz“, sagte er unter großem Applaus.
Dem stimmte Katharina Pleines (CDU) ausdrücklich zu: „Wir machen das ehrenamtlich“, sagte sie. „Manchmal ringen wir hart miteinander, aber wir können uns danach alle noch in die Augen sehen und miteinander ein Bier trinken gehen.“ So wie mit dieser E-Mail könne man nicht miteinander umgehen.
Es bleiben noch viele Fragen offen
Wie es nun weitergeht mit der Niers-Kendel-Schule – ob Erweiterung beider Standorte, Erweiterung nur des Standortes Asperden mit Aufgabe des Standortes Kessel oder der von der Gocher Verwaltung und dem Schulamt für den Kreis Kleve priorisierten Neubaus in Asperden –, bleibt nach der jüngsten Sitzung allerdings offen. Hatten doch Lars Wagner und die Bürgerinitiative Kessel in der Beschlussdrucksache zahlreiche Unstimmigkeiten und Fragen aufgetan. Die wurden auch nach Meinung der SPD-Ausschussmitglieder bislang nicht vollständig geklärt.
Daher beantragte Jennifer Lorenz (SPD) eine Vertagung der Beschlussfassung, damit die Verwaltung die Unstimmigkeiten bei der Kostenkalkulation ausräumen kann. „Ich möchte die Diskussion nur einmal führen und nicht zweimal“, sagte sie. Bitter für die Besucher: Sie mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Neuordnung der Gocher Schullandschaft
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Einstimmig hatte der Ausschuss zuvor die Neuordnung der Gocher Schullandschaft beschlossen. Demnach sollen die Gemeinschaftsgrundschule Arnold Janssen wie bislang zweizügig bleiben und die Gemeinschaftsgrundschule Liebfrauen dreizügig. Die Katholische Bekenntnisgrundschule Liebfrauen, die vor mehr als 15 Jahren mal vierzügig war, bleibt ebenfalls dreizügig, obwohl es hier zuletzt immer deutlich mehr Anmeldungen gab. Die abgelehnten Kinder konnten bislang aber immer an ihre zweite Wunschschule kommen.
Aufgestockt auf vier Eingangsklassen wird die Gemeinschaftsgrundschule Freiherr-von Motzfeld, und die Gemeinschaftsgrundschule Niers-Kendel, bislang zweizügig, soll künftig dreizügig werden. „Dies sind die jeweiligen Obergrenzen“, stellte Fachbereichsleiterin Judith Boell klar.
Die nächste Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Digitalisierung ist am 9. Mai um 18 Uhr im Gocher Rathaus.