Rees. Im Sozialausschuss Rees berichtete Fachbereichsleiter Becker zur Flüchtlingssituation. Warum die Lage angespannt ist und was man für 2024 plant.
In seiner letzten Sitzung des Sozialausschusses Rees berichtete Michael Becker, der jetzt scheidende Leiter des Fachbereichs Arbeit und Soziales, über die aktuelle Flüchtlings- und Wohnungssituation der Stadt Rees.
Demnach leben (Stand 18. September) aktuell 464 Flüchtlinge in der Stadt, 35 mehr als im April, 73 mehr als im Oktober vergangenen Jahres. 299 Flüchtige sind dezentral untergebracht, 165 leben in Übergangsheimen (33 mehr als noch im April 2023). In den Übergangsheimen sind die Zahlen um mehr als die Hälfte gestiegen, in den dezentralen Unterbringungen bleiben sie dagegen stabil.
Familiennachzüge müssen berücksichtigt werden
Bei den derzeit 156 syrischen Flüchtlingen wird es nicht bleiben, denn hier sind nach Becker die Familiennachzüge noch zu berücksichtigen. „Der Zuwachs ist spürbar, insbesondere der der Familiennachzüge. Das macht uns Kopfschmerzen“, so Becker. Meist handele es sich um mehrköpfige Familien. „Heute ist eine fünfköpfige eingetroffen, in der letzten Woche eine sechsköpfige. Das ist schwer abzuschätzen. Wir werden uns aber auf zeitnahe Nachzüge einrichten müssen.“
Die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge ist rückläufig (-9), die syrischen Flüchtlinge haben die ukrainischen überholt. Die Stadt Rees habe eine Überfüllungsquote von derzeit 115 Prozent, das entspräche 60 Personen, bei der Wohnsitzbindung herrsche eine Untererfüllung von 55 Prozent, das heißt 154 Personen müssten (Stand heute) noch aufgenommen werden. Die Verteilmasse würde immer größer, so Becker.
Stadt Rees mietet vermehrt Wohnungen an
Aus diesem Grund habe die Stadt Rees vermehrt Wohnungen angemietet. Nach Beckers Rechnung gibt es freie Plätze in den Übergangsheimen, aber auch in den dezentralen Wohnungen. In den Übergangsheimen am Melatenweg seien noch 67 Plätze frei, echte belegbare Plätze aber nur 45. Aufgrund von Personenstrukturen dürfe man hier nicht rein rechnerisch vorgehen, denn das Zusammenleben müsse auch funktionieren.
Sieben Wohnungen hätten innerhalb kürzester Zeit angemietet werden können, die zurzeit noch leer stünden, hier seien noch 50 Plätze verfügbar. Insgesamt könne also auf 95 freie Plätze zurückgegriffen werden. „Das hört sich nach viel an, wenn aber die Familiennachzüge erfolgen, geht es ganz schnell“, befürchtet Becker. Man habe parallel auch noch die „normalen“ Zuweisungen.
Keine Angebote für höhere Mieten
Becker betont: „Die Anmietung der Wohnungen erfolgt zu normalen Mietkonditionen.“ Man würde keine höheren Mieten anbieten. Große Wohnungen seien bevorzugt, weil sie an Familien mit bis zu zehn Personen vergeben werden könnten, „damit nehmen wir den deutschen Familien keinen Platz weg, denn diese Größe ist hier eher selten.“ Bei fünfköpfigen Familien müsse man abwägen, wie weit man hier „reingrätschen“ dürfe. „Letztendlich bleibt nichts anderes übrig, wenn die Zuwanderung immer stärker wird“, so der Fachbereichsleiter.
Zuweisungen und Nachzüge würden bleiben, daher habe man sich entschlossen, ein weiteres Holzhaus am Melatenweg errichten zu lassen, finanziert mit Landesmitteln. Man hoffe auf eine Fertigstellung bis Ende 2024, auch um die Belegung von Turnhallen zu vermeiden.
Brief an die Landesregierung – mehr Unterstützung für die Kommunen gefordert
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Bürgermeister Sebastian Hense verweist zum Thema nochmals auf den Austausch in der Bürgermeisterkonferenz und den gemeinsamen Brief an die Landesregierung. „Egal wie die Kommunen das organisieren, ob zentral oder dezentral, stehen wir vor dem Problem, dass wir das bald nicht mehr leisten können.“
Es würde immer schwieriger, Wohnraum zu finden. Andere Kommunen wären schon so weit, Turnhallen zu schließen oder diese als Unterbringung für Flüchtlinge zu nutzen. „Wir brauchen als Kommunen insgesamt Hilfe, mehr Unterstützung. Da sind wir alle vereint.“