Emmerich. Schüler, Eltern und Lehrer sind gegen eine Unterbringung der Oberstufe der Gesamtschule in Containern. Was die Politik jetzt beschlossen hat.
Was in den Schülerköpfen vorging, als sie hörten, dass sie demnächst in Containern unterricht werden sollen, ließ sich auf der jüngsten Sitzung des Schulausschusses erahnen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es hier schon mal so voll war“, meinte Vorsitzende Elisabeth Braun (SPD) beim Blick durch den Emmericher Ratssaal, wo etliche Besucher keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten.
Protestplakat hochgehalten
Zwischenzeitlich wurde ein Protestplakat hochgehalten: „Wir werden eingesperrt. Ohne Ja zu sagen.“, hieß es zum Ansinnen, dass die Oberstufe der Gesamtschule die Paaltjessteege verlässt und während der Kernsanierung am Grollschen Weg in Containern auf der Rasenfläche am Gymnasium untergebracht wird.
In der Einwohnerfragestunde merkte ein Vertreter der Elternschaft sogar an, dass die Stadt für psychologische Unterstützung der Gesamtschüler sorgen müsse, wenn die zeitweise Unterbringung in Containern beschlossen werde. Ein Äußerung, die bei den anwesenden Vertretern der Verwaltung zu optischen und akustischen Verwunderungen führte.
Politik meldet Beratungsbedarf an
Ein möglicher Beschluss war zu diesem Zeitpunkt aber bereits lange vom Tisch. Christopher Papendorf hatte direkt zu Beginn der Sitzung für die BGE Beratungsbedarf angemeldet. In den politischen Gremien Emmerichs ist es dann guter Brauch, dass kein Beschluss gefasst wird. Gleichwohl wurde auch deutlich, dass auch die anderen Fraktionen noch beraten möchten.
Aufgrund der Vielzahl der anwesenden Einwohner – Schüler, Lehrer, Referendare und Eltern – wurde zumindest in die Diskussion eingestiegen. Wobei es zunächst einmal um Kosteneinsparungen bei der Sanierung ging.
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Das ausführende Architekturbüro hatte dann auch den Rotstift gespitzt und kam auf ein Einsparpotenzial von über 900.000 Euro. „Hauptsächlich durch Minderungen in der Qualität“, erläuterte Architekt Stefan Greuel. Einige Vorschläge wurden von der Verwaltung verworfen, so dass am Ende ein Einsparpotenzial von 730.00 Euro identifiziert wurde.
Andererseits besserten die Planer aufgrund der geopolitischen Lage an anderen Stellen nach. Die ursprünglichen Planungen bei Wärmetechnik und Energie seien so aktuell nicht mehr sinnvoll. Dadurch würden die Baukosten dann wieder steigen. „Mehr oder weniger ist es ein Nullsummenspiel“, sagte Greuel zur Sanierung, die mit rund 17 Millionen Euro – Stand heute – zu Buche schlagen wird.
Sanierung im laufenden Schulbetrieb ist keine Option
An der Kernsanierung am Grollschen Weg führt kein Weg vorbei. Stephan Glapski, Fachbereichsleiter Immobilien bei der Stadt Emmerich, machte klar, dass eine Sanierung im laufenden Schulbetrieb allerdings keine Option sei. Allein der Baustellenlärm wäre völlig inakzeptabel. Da aber kein anderes Schulgebäude zurzeit frei sei, bliebe die Containerlösung alternativlos.
Bürgermeister Peter Hinze unterstrich, welche – auch finanziellen – Anstrengungen die Stadt Emmerich in der Vergangenheit für die Gesamtschule geleistet habe. Außerdem an die Schüler gerichtet: „Ich biete gerne an, dass wir uns noch mal zusammensetzen.“ Der Bürgermeister drückte aber auch in Bezug auf den Beginn der Kernsanierung aufs Tempo: „Die Schule soll auch irgendwann mal fertig werden.“
Ein sehr vielsagenden Beitrag lieferte übrigens Judith Flegel, Rektorin der Liebfrauenschule, wo schon länger Container zusätzlich im Einsatz sind. „Unsere Container haben eine sehr hohe Qualität. Da herrscht ein höherer Standard als in den Klassenräumen.“
>>> Awo müsste Gymnasium verlassen
Laut Vorlage ist geplant, dass ab dem Schuljahr 2024/25 die Oberstufe der Gesamtschule die Paaltjessteege verlässt und während der Bauphase am Gymnasium untergebracht wird. Auf der Rasenfläche am Gymnasium werden in Containern sechs Unterrichtsräume, je ein Fachraum Naturwissenschaften und Kunst, ein Lehrerzimmer und zwei Büros errichtet.
Die Jahrgänge 8 bis 10 der Gesamtschule wechseln vom Grollschen Weg dann zur Paaltjessteege. Auf dem Parkplatz Neuer Steinweg sind in Containern zwei Fachräume Naturwissenschaften, drei Fachräume Technik und ein Vorbereitungsraum Technik zu errichten. Die Kosten für diese Interimslösung werden auf rund zwei Millionen Euro geschätzt.
In der Sitzung des Fachausschusses erklärte Fachbereichsleiter Stephan Glapski nebenbei, dass bei dieser Lösung auch die Awo ihre Räumlichkeiten am Gymnasium aufgeben müsste. Sollte ein entsprechender Beschluss von der Politik gefasst werden, müsste die Kündigung der Awo zum 31. Dezember erfolgen.