Emmerich. Schulkonferenz lehnt eine jahrelange Unterbringung vieler Gesamtschüler in Containern deutlich ab. Schüler und Eltern vehement gegen die Pläne.
Die Schulkonferenz der Städtischen Gesamtschule Emmerich lehnt nach gründlicher Überlegung und Diskussion den Vorschlag für die Übergangslösung während der Kernsanierung am Standort Grollscher Weg deutlich ab. Das erklärt Schulleiterin Christiane Feldmann im Namen der Schulkonferenz in einer kurzen Pressemitteilung.
Schulkonferenz ist bereit, an einer tragfähigen Lösung mitzuarbeiten
„Gerne sind die Mitglieder der Schulkonferenz – Schüler/ Schülerinnen, Elternvertreter/ Elternvertreterinnen und Lehrer/ Lehrerinnen – bereit, an tragbaren Lösungen mitzuarbeiten“, heißt es weiter. In der jetzigen Planung wären viele Schüler jahrelange in Containern an den geplanten Standorten für die Jahrgänge 8 bis 10 und die Oberstufe untergebracht.
Die Schulkonferenz ist ein Gremium, in dem Schüler, Eltern und Lehrer vertreten sind. Das Votum der Schulkonferenz dient der Politik lediglich als Empfehlung. Am Ende entscheidet der Rat.
Schulleitung sieht die Gefahr, „dass die Schule daran auseinander brechen kann“
Auf NRZ-Nachfrage führt der stellvertretende Schulleiter Johannes Völlm aus, was auf der Schulkonferenz besprochen wurde: „Es gab vielfältige Gründe sich gegen die jetzigen Pläne auszusprechen. Die Schulkonferenz einigte sich darauf, sich kurz und prägnant dazu zu äußern.“
Besonders Oberstufen-Schüler und Eltern liefen Sturm gegen die Planung, die Schüler über zwei Jahre in Containern zu beschulen. Die Schulleitung, die in diesem Gremium lediglich moderiere, habe „so einen starken Gegenwind bekommen. Wir sehen die Gefahr, dass die Schule daran auseinander brechen kann. Es ist eine kleine Oberstufe, aber sie ist sehr wichtig für uns“, so Völlm.
Bauzeit von zwei Jahren? Ob das realistisch ist?
Es werde hinterfragt, ob die Bauzeit von zwei Jahren wirklich eingehalten werden könne – heutzutage gebe es ja häufig Verzögerungen am Bau: „Es besteht die Möglichkeit, dass Schüler hier die Oberstufe besuchen, aber das Oberstufengebäude niemals zu Gesicht bekommen“, berichtet Völlm aus der Schulkonferenz. Als Paket sei die Planung für die Konferenz nicht tragbar gewesen. Zu bedenken sei hier, dass diese Generation durch Corona schon erhebliche Nachteile im Schulalltag ertragen musste. Das deutliche Signal an die Politik sei mit dem Votum jedenfalls gesendet.
+++ Das hatte die NRZ bisher berichtet +++
Der Schulausschuss soll dem Rat in der Sitzung am Donnerstag, 14. September, empfehlen, den Umbau des Gesamtschul-Gebäudes am Grollschen Weg mit einigen Einsparpotenzialen zu beauftragen. Wie berichtet ist ein Neubau schlicht zu teuer und für Emmerich derzeit nicht leistbar. Auf Antrag der CDU wurde ein Baustopp beschlossen.
Ein Runder Tisch zum Thema kam im Februar zusammen und gab der Verwaltung vier Aufträge: Kosteneinsparungen von drei bis fünf Prozent ermitteln; Kosten für Interimslösungen ermitteln, damit der Schulbetrieb geregelt weiterläuft; Unterhaltungsmaßnahmen an Grundschulen benennen und die Kosten schätzen; sowie den Bedarf für den Offenen Ganztag ab 2026 (wenn es das Recht auf einen Ganztagsplatz gibt) benennen und die nötigen Bauvolumina ableiten. Die Ausschussvorlage liefert dazu bereits Ergebnisse.
>> Einsparmöglichkeiten Grollscher Weg
Bei der Kostengruppe für Herrichtung, Erschließung, Baukonstruktion, Bauwerk, Technische Anlagen, Außenanlage – bisher auf 17,69 Millionen Euro taxiert – haben die Planer ein Einsparpotenzial von über 900.000 Euro ermittelt. Die Vorschläge wurden mit der Verwaltung diskutiert, sodass davon nun 730.000 Euro eingespart werden könnten (entspricht 95,9 Prozent)
Umgeplant wurde der Bereich Wärmeenergie mit Blick auf die Änderung des Gebäudeenergiegesetzes. Hier entsteht nun eine Luftwärmepumpe. Außerdem ein vollflächiges Gründach mit maximal möglicher Photovoltaik-Belegung. Dennoch würden die Kosten auf 99,5 Prozent gesenkt werden können.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich und Umgebung
Bei der Ausstattung und den Kunstwerke könne jetzt noch kein Einsparpotenzial aufgezeigt werden, weil dies in enger Zusammenarbeit mit der Schule und deren Bedarf ausgearbeitet werden muss. Interimsanschaffungen sollen jedenfalls weitergenutzt werden.
>> Interimskosten Grollscher Weg
Für die Sanierung des Standortes müssen die Klassen 8 bis 10 in der Bauzeit anderweitig untergebracht werden. Die Kosten dafür werden auf etwa zwei Millionen Euro geschätzt.
Stand jetzt ab dem Schuljahr 2024/25. Der Plan ist: Die Oberstufe der Gesamtschule verlässt die Paaltjessteege und wird während der Bauphase am Gymnasium untergebracht. Auf der Rasenfläche am Gymnasium werden in Containern sechs Unterrichtsräume, je ein Fachraum Naturwissenschaften und Kunst, ein Lehrerzimmer und zwei Büros errichtet. Die Jahrgänge 8 bis 10 wechseln dann zur Paaltjessteege. Auf dem Parkplatz Neuer Steinweg sind dennoch in Containern zwei Fachräume Naturwissenschaften, drei Fachräume Technik und ein Vorbereitungsraum Technik zu errichten.
>> Maßnahmen Grundschulen 2024 und 2025
Die von der Politik genannte „bauliche Vernachlässigung“ einiger Emmericher Grundschulen konnte sich im Austausch mit den Schulleitern zum Teil nicht bestätigen. Im Rahmen der Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2024/2025 werden die baulichen Maßnahmen näher skizziert, die anstehen. Es wird mit Kosten von über eine Million Euro in 2024 und über einer halben Million in 2025 gerechnet.
>> Erweiterungsbedarf OGS
Die Politik hatte zudem die Sorge geäußert, dass der die Grundschulen ab 2026 den dann gesetzlich vorgeschriebenem Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung nicht gerecht werden könnten. Dem widerspricht die Verwaltung. Im Schulentwicklungsplan seien nach dem Kölner Raumprogramm bereits Raumpotenziale aufgezeigt worden, heißt es.
Keinen zusätzlichen Raumbedarf haben die Rheinschule und der Eltener Standort der St. Georg-Schule. Hier müssten nur Räume umgestaltet werden, wofür Mittel bereitgestellt werden sollten.
An der Leegmeerschule wird der ehemalige Treffpunkt Heilig-Geist aktuell umgestaltet und künftig als Mensa sowie für die Nachmittagsbetreuung genutzt. Auch das Lehrerzimmer wird schon erweitert. Damit sei genügend Raum vorhanden. Für die Liebfrauenschule wurde die Erweiterung bereits beschlossen. Die Ausschreibung für einen Architekten läuft.
Ausbau in Hüthum nötig, langfristig auch in Praest
Am Standort Hüthum hat die St. Georg-Schule einen größeren Raumbedarf für Unterricht, Betreuung, Mensa und Küche. Hier soll eine Erweiterung für 600 bis 800 Quadratmeter vorbereitet werden.
Die Michaelschule Praest hat jetzt noch keinen Raumbedarf (im Moment nur fünf Klassen), aber es wird eine volle Zweizügigkeit auf Dauer erwartet. Deshalb sollen 2025 erste Planungen für einen Ausbau bedacht werden. Der Mehrbedarf liegt zwischen 700 und 900 m2.