Emmerich. Jörn Bartels beendet sein Schweigen: Der Emmericher reagiert nun nach der Klausurtagung erstmals ausführlich auf seinen Bruch mit der BGE.

Lange hat er mehr oder minder geschwiegen. Nun wendet sich Politiker Jörn Bartels mit einer längeren Pressemitteilung an die Öffentlichkeit – und regiert damit unter anderem auf die kürzliche Klausurtagung der Partei. Zur Erinnerung: Im Dezember war es zum Bruch zwischen BGE und Bartels gekommen. Seither ist Ratsmitglied Bartels fraktionslos.

Mit Spannung habe er die Äußerungen und Vorgehensweisen der BGE auf ihrer Klausurtagung erwartet. „Anwesend waren lediglich zehn Personen, was aufgrund der aktuellen und vergangenen Geschehnisse im Verein und Fraktion sehr wenig ist…“, stellt Bartels fest.

Bartels: „Niemand interessiert sich für diese Art Ego-Probleme“

„Ich möchte auch gar nicht so sehr auf einzelne Inhalte oder Aussagen eingehen, da ich der Meinung bin, dass es für die Wähler in Emmerich primär wichtig ist gute Ergebnisse und Entscheidungen für die Stadt zu erzielen, niemand interessiert sich für diese Art Ego-Probleme“, resümiert Bartels.

Fakt sei, die Fraktion und der Verein BGE habe sich kontinuierlich verkleinert, alle Personen die die BGE verließen, taten dies anscheinend aus gleichen Gründen. Fakt sei auch, dass es keinerlei Bestrebungen gab einzelne Personen jetzt in der laufenden Wahlperiode abzuwählen. „Die BGE bedarf aber einer grundlegenden Erneuerung“, ist Bartels überzeugt.

Bartels wurde aufgefordert sein Amt niederzulegen

Und diesen möglichen Prozess müsse man auch mal ansprechen. Was er auch getan habe. Und das auch mit den aktiven Protagonisten. „Das Ergebnis aus diesen Zukunftsgesprächen war, dass sich eine einzelne Person derart angegriffen gefühlt hat und ich aufgefordert wurde direkt mein Amt niederzulegen“, so Bartels. Und erklärt weiter: „Nun es dürfen nur sehr wenige Personen darüber entscheiden, welcher Weg der vermeintlich richtige ist, dies wurde gemacht, es gab eine Mehrheit (nicht einstimmig)“.

Das Resultat: „Ich bin nun kein Teil der BGE-Fraktion mehr und werde auch den Verein BGE verlassen“, teilt Bartels mit. Jeder könne sich sicher sein, dass sein Fokus nicht auf Posten oder auf ich persönlich, sondern auf dem Wohle der Stadt Emmerich lieg – „und dies werde ich auch weiter verfolgen“.

Abschiedsworte an die BGE

Bartels richtet auch noch Worte an seine einstige Partei. „Ich wünsche der BGE dennoch alles Gute und gehe nicht im Groll, es passte Zwischenmenschlich und von der Zukunftsausrichtung einfach nicht mehr mit meinen Wertevorstellungen zusammen“.

++++++++++++ Das berichtete die NRZ am 22. Dezember+++++++++++++++

Es war schon vor dem Split zwischen der BGE-Fraktion und Jörn Bartels, dass die Bürgergemeinschaft Emmerich zur Jahrespressekonferenz eingeladen hat. Entsprechend hat die BGE hier natürlich andere Themen im Sinn, zeigt sich aber an einer Aufarbeitung interessiert: Bei der Klausurtagung am Dienstag, 10. Januar, 17 Uhr, bei Franz in der Societät darf die Presse dabei sein: „Wir werden das aufarbeiten und über die Gründe für die Abwahl sprechen.“

Trotzdem hat die NRZ einige Kritikpunkte, die BGE-Mitglieder über Jahre in persönlichen Gesprächen wiederholt vorgetragen haben, angesprochen. Joachim Sigmund sei als Führungsperson zu militärisch dominant, hieß es: „Ich bin sehr stringent in meinem Denken und in meinem Vorgehen. Ich bin 66 Jahre alt. Ich bin so, wie ich bin“, entgegnet Sigmund. Ob er denn die Tendenz habe, die Dinge alleine bestimmen zu wollen: „Das stimmt nicht“, sagt er eindeutig. Die Themen würden im Verein intensiv und oft besprochen.

Papendorf: „Keiner ist so allumfassend vorbereitet wie Sigmund“

Manch ein Kritiker sagt, die Anträge der BGE seien meist zu 100 Prozent Sigmund und nicht BGE. Hier sprangen ihm sofort die Fraktionskollegen zur Seite: „Das kann nicht sein. Das Thema Sportentwicklungsplan zum Beispiel kam von mir“, sagte Steffen Straver, der auch 2. Vorsitzender des Vereins ist. „Wenn es beim Thema 2. Jugendeinrichtung nach Joachim Sigmund gegangen wäre, dann hätte die BGE dazu heute eine andere Haltung“, nannte Christopher Papendorf, stellvertretender Fraktionschef, Geschäftsführer und Vereinsvorsitzender, ein weiteres Beispiel.

Der auch eine Lanze für die Arbeit Sigmunds bricht: „Keiner ist so allumfassend vorbereitet wie Sigmund. Mein Eindruck ist, dass andere eher nicht gut vorbereitet sind.“

Dass Joachim Sigmund mal gesagt haben soll, er könnte sich auch vorstellen, nach der Hälfte der Amtszeit den Fraktionsvorsitz abzugeben, „ist so nicht dokumentiert. Das ist kein Thema. Die Voraussetzungen dafür seien auch nicht gegeben, sagt die Fraktion“, so Sigmund unter Zustimmung von Papendorf und Straver. Abwesend war Fraktionskollege Udo Tepaß übrigens nur, weil er am Donnerstag seinen 78. Geburtstag feierte.

Über Details der aktuellen Meinungsverschiedenheiten, so habe man sich auch mit Jörn Bartels geeinigt, spricht die BGE-Fraktion nicht.

+++ Das berichtete die NRZ am 21. Dezember +++

Er möchte keine Schlammschlacht, keine öffentlich ausgetragenen Streit. Gegenüber der NRZ deutet Jörn Bartels aber an, warum es zum Bruch zwischen ihm und er BGE-Fraktion gekommen ist. Das Ratsmitglied wird wie berichtet künftig fraktionslos, aber durchaus noch als Mitglied des Vereins Bürgergemeinschaft Emmerich am Ratstisch sitzen.

„Ich bin mit der Ausrichtung der BGE bezüglich der Themen, dem Führungsstil und dem Generationswechsel nicht einverstanden. Die BGE müsste sich für die Kommunalwahl 2025 besser aufstellen“, sagt Bartels. Er habe sich intern für einen Prozess ausgesprochen, was nicht angenommen wurde: „Damit kann ich leben. Wir hatten danach noch konstruktive Gespräche geführt, uns dann aber einvernehmlich getrennt. Wir können uns noch in die Augen schauen und grüßen“, unterstreicht der 40-Jährige. Am Ende müsse der Wähler entscheiden, ob die BGE den richtigen Weg gehe.

Simon Terhorst und Barthel Robitzsch ziehen Konsequenzen

Ferner ist Barthel Robitzsch nicht mehr Sachkundiger Bürger für die BGE. Simon Terhorst hat einen anderen Weg gewählt: „Ich habe meine Mitgliedschaft in der BGE-Fraktion beendet. Ich bleibe aber für den Verein als Sachkundiger Bürger aktiv.“ Im Schulausschuss sowie im Ausschuss für Umweltschutz und Klima. Im Ausschuss für Stadtentwicklung sei er bisher als Stellvertreter für Maik Leypoldt aufgestellt. Bisher war er praktisch fast immer in den Sitzungen im Einsatz. Hier sei das künftige Vorgehen noch zu klären. „Ich bin seit zwei Jahren dabei. Ich habe mir es anders vorgestellt. Hat halt nicht gepasst. Ich gehe nicht im Groll“, erklärt Terhorst.

Weitere Mitstreiter denken nach NRZ-Informationen ebenfalls nach, ob sie noch weitermachen wollen. Teils wollen sie sich öffentlich nicht äußern. Am 10. Januar trifft sich die BGE nicht-öffentlich zur Klausurtagung und stellt hier sicherlich die Weichen für die Zukunft.

+++ So berichtete die NRZ zuvor +++

Die Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) meldet, dass ihr Ratsmitglied Jörn Bartels der am 12. Dezember - nach ihrer formellen Auflösung - neu gegründeten BGE-Ratsfraktion in dieser Wahlperiode nicht beitreten, sondern zukünftig fraktionslos am Ratstisch Platz nehmen wird.

Dies habe Bartels dem Fraktionsvorstand am Montag, 19. Dezember, im persönlichen Gespräch mitgeteilt, heißt es von Seiten der Bürgergemeinschaft. Die BGE-Ratsfraktion besteht damit seit dem 12. Dezember aus vier Ratsmitgliedern.

Jahresklausurtagung der Bürgergemeinschaft im Januar

Die Zukunft der BGE und den aktuellen Sachstand zum laufenden Generationswechsel werden der Verein und die Fraktion mit den BGE-Mitgliedern während der offenen Jahresklausurtagung 2023 am Dienstag, 10. Januar 2023, ab 17 Uhr bei „Franz“ in der Societät diskutieren und das weitere Vorgehen - über die laufende Wahlperiode hinaus - gemeinsam besprechen.

Diese satzungsgemäße Klausurtagung wird derzeit durch den Vereinsvorstand vorbereitet. Die Einladungen hierzu erfolgen zeitgerecht.“, so Fraktionsvorsitzender Joachim Sigmund in einer aktuellen Presseerklärung der BGE.

>>> So berichtete die NRZ ursprünglich über den Knatsch in der BGE-Fraktion

Bei der Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) hat es gewaltig gerumst. Genauer gesagt in der Ratsfraktion. Der bisherige stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jörn Bartels wurde abgewählt. Besonders pikant: Die Abwahl erfolgte auf Antrag des Fraktionsvorsitzenden Joachim Sigmund.

Christopher Papendorf ist neuer BGE-Fraktions-Vize

Über die personellen Änderungen innerhalb der Ratsfraktion informierte am Dienstagvormittag der BGE-Vereinsvorsitzende Christopher Papendorf die Presse. Papendorf wurde dann zum neuen Stellvertreter des Fraktionsvorsitzenden und zugleich Fraktionsgeschäftsführer gewählt – einstimmig. Joachim Sigmund ist bis 2025 Fraktionsvorsitzender der BGE. Unterstützung gibt es vom neu gewählten Fraktionsassistenten Steffen Straver. Zum Zeitpunkt der Wahlen des Fraktionsvorstandes hatte Jörn Bartels im Übrigen die Sitzung bereits verlassen.

Es gab eine „lange, kontroverse Diskussion“

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Bei den Gründen zum Krach innerhalb der Fraktion bleibt die BGE schmallippig. Wörtlich heißt es, dass Jörn Bartels eine persönliche Aussprache im Fraktionsvorstand am Montagabend, 12. Dezember, abgelehnt habe. Dann „erfolgte nach langer, kontroverser Diskussion in der Fraktionsversammlung und nach Stellungnahme von Jörn Bartels auf Antrag von Joachim Sigmund die Abwahl von Jörn Bartels als stellvertretender Fraktionsvorsitzender“.

Grundsätzlich scheint von Seiten des neuen Fraktionsvorstandes die Tür für Bartels noch nicht komplett verschlossen zu sein. Schließlich wurde der ehemalige Fraktionsvize für den kommenden Montag, 19. Dezember, zu einer Aussprache in Fraktionsbüro eingeladen.

Klausurtagung der Bürgergemeinschaft Emmerich

Nach dem nun vollzogenen personellen Paukenschlag dürfte auch der 10. Januar 2023 besonders spannend werden. Denn zu diesem Termin erfolgt die Klausurtagung 2023 der BGE. Zur Klausurtagung werden alle Mitglieder der BGE eingeladen. Dem Vernehmen nach rumort es gewaltig an der Basis der BGE. Viele Mitglieder des Vereins sind nicht damit einverstanden, wie die BGE nach außen repräsentiert wird. Andererseits ist es wohl auch so, dass nur wenige der Mitglieder bereit sind, politische Verantwortung in den Gremien der Stadt Emmerich zu übernehmen.

Nach vielen Jahren des politischen Erfolges lief es zuletzt für die im März 1994 gegründete Bürgergemeinschaft Emmerich nicht mehr rund. Bei den Wahlen 2020 kam Joachim Sigmund bei seinem zweiten Anlauf auf das Bürgermeisteramt nur noch auf 7,9 Prozent der Stimmen, 2015 lag sein Stimmenanteil noch bei 27,1 Prozent.

Mehrere prominente Mitglieder haben der BGE den Rücken gekehrt

Die BGE erhielt bei der Kommunalwahl 2020 auch nur noch 9,92 Prozent der Stimmen. Schon damals verabschiedete sich mit André Spiertz ein Urgestein aus der BGE-Fraktion mit dem Hinweis: „dass die Verantwortlichen, die unser – ich sag jetzt mal – desaströses Wahlergebnis zu verantworten hatten, nicht bereit waren, die politische Verantwortung zu tragen“.

Überhaupt hat die BGE im Laufe der vergangenen Jahre einige bekannte Köpfe verloren. So wechselte Sandra Bongers zur CDU (2016). Gerd Bartels und der mittlerweile verstorbene Manfred Brockmann traten 2017 aus der BGE aus und gründeten die Ratsgemeinschaft Unabhängige Wähler Emmerich (UWE). Schon im Zuge dieser Personalien hatte die Bürgergemeinschaft viel damit zu tun, dass Bild einer völlig zerrütteten Gruppe in der Öffentlichkeit zu korrigieren.