Emmerich/Kleve. Seit Jahren versuchen zwei Emmericher ein neues Windrad im Kreis Kleve zu bauen. Vergebens. Sie blitzten in drei Städten ab. Das sind die Gründe.
- Seit mehreren Jahren versucht die Windrad Klein-Netterden Verw. GmbH im Kreis Kleve ein weiteres Windrad zu errichten.
- Die Investoren betreiben bereits vier Anlagen in Emmerich, die zum Teil Anfang der 2000er-Jahre errichtet wurden.
- Aktuell versucht die Windrad Klein-Netterden Verw. GmbH eine Freiflächen-Photovoltaikanlage und ein weiteres Windrad an der Autobahn in Emmerich zu platzieren.
Es ist zum Verzweifeln: Seit mehreren Jahren versucht die Windrad Klein-Netterden Verw. GmbH im Kreis Kleve ein weiteres Windrad zu errichten. Doch die beiden Investoren aus Emmerich handeln sich nur Ärger ein: in Kleve-Reichswalde, in Rees, in Kalkar – und vermutlich jetzt auch in Emmerich. Sie geben tausende Euro für Gutachten und Planungen aus und kommen am Ende nicht zum Ziel. Das Beispiel der Emmericher Investoren zeigt sehr schön: „So wird das nichts mit der geplanten Energiewende.“
Große Hürden für Investoren
Kosten für Windräder sind erheblich gestiegen
2016 kostete ein Windrad in der Erstellung vier Millionen Euro. Heute lägen die Kosten bereits bei sechs Millionen, so der Steuerberater.
Gerade das umkämpfte Stahlwerk in der Ukraine habe die Türme für viele Windkraftanlagen gebaut. Diese Kapazitäten fehlen jetzt.
Bei den aktuellen Strompreisen sei es natürlich attraktiv ein Windrad zu betreiben. Aber ein Strompreisdeckel würde auch die Erneuerbaren treffen. Rückzahlungen im Rahmen einer „Übergewinnsteuer“ seien auch rückwirkend denkbar.
Aufgrund der gestiegenen Zinsen und der nicht-garantierten Vergütungen (wie einst beim Erneuerbare Energien Gesetz) schauen auch Banken kritischer auf ein Neubauvorhaben. Sie wollen natürlich auch eine gute Verzinsung sehen.
Mit ihren Namen wollen die beiden nicht in die Zeitung, aber sie wollen erzählen, wie es ist, am Niederrhein ein Windrad zu errichten: „Die Planungszeiten sind enorm lang, das Risiko des Scheiterns ist extrem groß und bei der aktuellen Förderkulisse sagen die Banken auch eher Nein als Ja“, erzählt der 61-jährige Steuerberater, der mit seinem Kompagnon bereits vier Anlagen in der Hetter und an der A3 betreibt. Wer anno 2022 ein Windrad errichten möchte, der muss eine Menge Idealismus mitbringen – und ein dickes Portemonnaie.
Aktuell versucht die Windrad Klein-Netterden Verw. GmbH eine Freiflächen-Photovoltaikanlage und ein weiteres Windrad an der Autobahn in Emmerich zu platzieren. Aber auch hier zeichnen sich die ersten Probleme ab: Die Stadtverwaltung signalisiere ihnen, dass sie zeitlich zu stark eingebunden ist, um die Planung für ein Windrad entscheidend voranzutreiben. Also werde das Vorhaben auf die lange Bank geschoben. Zwar haben die politischen Ausschüsse bereits ihre Zustimmung signalisiert, aber die Verwaltung benötigt noch weitere Vorgaben von der Bezirksregierung, um ein allgemeines Konzept für Windenergieanlagen zu erstellen – und das dauert natürlich.
Zurzeit steht in Düsseldorf die Änderung des Landesentwicklungsplanes NRW beim Wirtschafts- und Klimaministerium an. Danach muss sich der Regionalrat Düsseldorf dazu äußern, dann die Bezirksregierung ehe die Stadt Emmerich weitere Vorgaben erhält.
Warum dauert das so lange?
Die beiden Investoren verstehen diese Haltung immer weniger. „Es sollten doch gerade mehr Kompetenzen in die Hände der Kommunen gelegt werden. Und jetzt sagen die Kommunen, sie brauchen noch weitere landesplanerische Vorgaben“, wundert sich der 67-jährige Investor. „Wir können nicht weitermachen, weil das Bauamt keine Zeit hat.“ Verkehrte Welt.
Dabei seien die bundes- und landespolitischen Weichen doch klar auf Erneuerbare Energien gestellt. Und dies sei auch bitter nötig: „Wir mögen jetzt durch den Winter kommen, aber was ist mit den Jahren 2024, 2025, 2026? Eine schnelle Alternative zum russischen Gas wird es nicht geben. Da müssen wir mit dem Ausbau der Windenergie vorankommen“, sagt der Investor.
In Deutschland ist alles extrem kompliziert
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Nur in Deutschland ist alles extrem kompliziert. Die Verfahren dauern lange, es gibt viele Beschwerden von Anwohnern, Vereinigungen oder wie in Kalkar von der Nato. Zudem gibt man sechsstellige Beträge für Fachgutachten aus – ohne die Gewähr zu haben, am Ende auch eine Baugenehmigung zu erhalten. „Und wenn man eine Baugenehmigung in den Händen hält, dann muss man im Rahmen eines Bieterverfahrens die Rechte für den Betrieb einer Anlage erwerben“, schildert der 67-Jährige Investor. Und auch da ist nicht immer ausgemacht, dass man den Zuschlag erhält. „Bürgerwindräder und kleinere Betreiber haben es so unglaublich schwer. Größere Investoren sind da klar im Vorteil“, sagt der 61-Jährige.
Repowering ist schwierig
Die Investoren betreiben bereits vier Anlagen in Emmerich, die zum Teil Anfang der 2000er-Jahre errichtet wurden. Ob sie diese Windräder noch einmal re-powern können – also gegen leistungsstärkere Windräder austauschen können – steht in den Sternen. In der Hetter werde man sicherlich keine Genehmigung mehr erhalten, so der Steuerberater. Daher sollen die bestehenden Anlagen so lange wie möglich laufen – so lange der Weiterbetrieb möglich ist, denn auch da gibt es strenge Regeln.
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