Kreis Kleve. Besonders Gesellen freuen sich: Seit Oktober bekommen Friseure im Kreis Kleve mehr Lohn. Wie sich das auf Personalsituation und Preise auswirkt.
Das Handwerk rund ums Haar ist eines der ältesten der Welt. Nur wer jahrelange Ausbildung durchläuft, versteht Kamm und Schere richtig einzusetzen. Kein Wunder also, dass die meisten Menschen auf einen regelmäßigen Besuch beim Profi angewiesen sind. Obwohl es ohne sie nicht geht, gehören Friseure jedoch noch immer zur unteren Lohngruppe .
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Die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) setzte nun durch, dass ein guter Schnitt deutlich mehr wert ist. Mit dem Friseur- und Kosmetikverband Nordrhein-Westfalen verständigte sich die Gewerkschaft auf einen neuen Tarifvertrag, der ab Oktober gilt. Besonders Gesellen erwartet eine deutliche Lohnsteigerung von 10,10 Euro auf 12,65 Euro pro Stunde.
„Erhöhung ist mehr als angebracht“
„Das ist mehr als angebracht“ , freut sich Friseurmeister Alexander Scholten, Inhaber des gleichnamigen Salons in Emmerich. Er sei großer Befürworter der neuen Tarifverträge. Dass seine Mitarbeiter dadurch mehr Geld zum Leben haben sei ein wichtiger Vorteil, jedoch nicht der einzige: „Glücklicherweise gewinnt die Branche auch an Anerkennung. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Dass das längst überfällig ist, zeigte besonders die haarsträubende Zeit der Corona-Lockdowns. Zwischen missglückten Selbstexperimenten und sehnsüchtigem Warten auf die Öffnung der Salons lernten viele das Selbstverständliche schätzen.
„Nach den Lockdowns war der Ansturm riesig“, erklärt Linda Bödigheimer, Inhaberin der Haarmonie Kleve. Auch sie reagiert positiv auf die höheren Löhne, die ihren Angestellten bald zustehen. Trotzdem fehle noch einiges, um das Berufsbild zu wahren. So nahm das Interesse an Ausbildungen im Friseurwesen in den vergangenen Jahren stark ab. „Viele sehen den Beruf als Notlösung, was unglaublich schade ist. Solche Bewerbungen nehme ich dann auch bewusst nicht an“, macht Bödigheimer auf das Problem aufmerksam.
Hoffnung auch auf mehr Wertschätzung
Die niedrige Entlohnung bringe so schnell den Ruf mit sich, die Arbeit eines Friseurs sei weniger wert. „Ich hoffe natürlich, dass sich das ändert. Die neuen Regelungen können das allein jedoch nicht bewirken“, erklärt die Friseurmeisterin.
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Eine der wenigen Auszubildenden ist Mia Thomas. Sie folgt bereits seit vergangenem Jahr ihrer kreativen Leidenschaft. Im Salon Hendrix in Goch lässt sie sich zur Friseurin ausbilden. Der Betrieb und das Handwerk könnten schöner nicht sein. „Dass es bald auch noch bessere Verdienstaussichten gibt, finde ich natürlich super“, ergänzt sie. Gerade jetzt, wo das Leben für alle teuerer wird, komme die Lohnerhöhung gelegen. Insbesondere die Erhöhung der Energiekosten erwarte man in der unteren Lohngruppe nämlich bangend. Die Umstände werden sich zwangsläufig auch auf die Preise für einen Haarschnitt auswirken.
Banger Blick auf die steigenden Energiekosten
„Da spielen die neuen Verträge nur ganz wenig mit rein. Vielmehr ist es die Marktsituation“, sagt Friseurmeisterin Sabrina Neustifter vom Neustifter Salon in Rees. Ob waschen oder föhnen - die steigenden Wasser- und Stromkosten der Salons wird letztlich auch der Kunde spüren. „Die Lohnerhöhung ist etwas positives, über das man sich freuen sollte. Es kommt zu Preissteigerungen, aber daran ist sie nicht schuld“, verdeutlicht Neustifter.
Das bestätigen auch die anderen Salons im Kreis. Wie viel teurer die Pflege des Eigenbildes sein wird, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass die Branche nach der Pandemie einen verdienten Lichtblick genießt...