Tolkamer/Lobith. In Lobith und Tolkamer wird mit Mittelalter-Spektakel an den Zollerlass des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. vor 800 Jahren erinnert.

In der europäischen Geschichte gibt es einige Herrscher, die den Beinamen der Große tragen. Friedrich II., Kaiser des römisch-deutschen Reiches ab 1220, gehört nicht dazu. Der Staufer trug allerdings schon zu Lebzeiten noch bedeutendere Ehrentitel. Er wurde stupor mundi (Das Staunen der Welt) und principum mundi maximus (Größter unter den Fürsten der Erde) genannt.

Friedrich II. hatte seinen Lebensmittelpunkt in Italien

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Im Laufe der Jahrhunderte ist das Leben und Wirken Friedrichs II. im Gegensatz zu seinem Großvater Friedrich I., Beiname Barbarossa, in Deutschland ein wenig in Vergessenheit geraten. Ein Grund könnte sein, dass der Kaiser sich von seinen 39 Regierungsjahren 28 Jahre in Italien aufhielt und zudem noch zwei Jahre auf Kreuzzug im Heiligen Land weilte.

Nichtsdestotrotz fielen in seine Herrschaftszeit etliche Entscheidungen, die erhebliche Einflüsse auf die Städte nördlich der Alpen hatten. So auch für die Region um das heutige Lobith in den Niederlanden, das damals im römisch-deutschen Reich lag und Lobede genannt wurde.

Wunsch von Graf Gerard III. von Geldern

Vor 800 Jahren regierte in der damaligen Grafschaft Geldern Gerard III., der es als rentabler ansah, Zoll nicht mehr in Arnheim zu erheben, sondern in Richtung Lobith und Tolkamer zu verlegen. Dafür benötigte er die Zustimmung des Kaisers. Am 3. April 1222 stimmte Friedrich II. dem Wunsch des Grafen zu.

Ab diesem Zeitpunkt mussten die Schiffe ihren Zoll in Alt-Lobith entrichten, das am Fuße des Eltenbergs gelegen war. Der Rhein floss damals noch einige Hundert Meter weiter in östlicher Richtung. Erst im Jahr 1307 wurde die Zollstation wegen eines neuen Flusslaufes in die Gegend des heutigen Lobiths verlegt. Dort wurde dann auch eine Festung gebaut: Het Tolhuys.

Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. brennen Het Tolhuys nieder

Im weiteren Verlauf der Weltgeschichte kam es schließlich am 12. Juni 1672 zur Schlacht bei Tolhuys. Die Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. siegten. Die Burg Het Tolhuys wurde niedergebrannt.

Wobei das niederländische Wort Tol (zu Deutsch: Zoll) klar darauf hinweist, wofür diese Burg gebaut wurde. Tolkamer hieß im Übrigen ursprünglich Zollkammer und kam dann mit Spijk und Lobith erst im Jahr 1817 zum Königreich der Niederlande.

Drie Keer Niks sorgen für die Musik

Da die Geschichte der drei Dörfer ohne den Erlass Friedrichs II. vor 800 Jahren eine andere geworden wäre, wird das Ereignis ganz groß gefeiert. Der Auftakt ist am kommenden Wochenende. Am Sonntag, 8. Mai, wird es auf dem Gelände der Schützengesellschaft Excelsior, Sportlaan 14 in Lobith, eine großes Mittelalter-Spektakel geben. Um 12.30 Uhr gibt es einen Umzug, anschließend wird auch die Übergabe der Urkunde nachgespielt.

Neben einem Kunsthandwerkermarkt und einigen Ritter-Darbietungen gibt es auch Aktivitäten für Kinder sowie einen mittelalterlichen Sechskampf. Für die Musik sorgen DJ Djaell sowie die bekannte Band Drie Keer Niks, deren Gitarrist Paul Mulder extra ein Lied zum Thema geschrieben hat.

>> Weitere Termine im Jubiläumsjahr

Vom 1. Juli bis zum 28. August macht am Steiger von Tolkamer das imposante Museumsschiff Vlotburg fest.

Ein Sommerkarneval wird am Freitag, 26. August, im Festzelt an der Europakade in Tolkamer ab 19 Uhr gefeiert. Einen Tag später spielen an gleicher Stelle The Stolling Rones und am Sonntag, 28. August, gibt es dort ein Schützentreffen.

Weiter Informationen zu den geplanten Aktivitäten im Jubiläumsjahr gibt es im Internet unter 800jaartol.nl.