Hochelten. Beim Streit zweier Schwestern auf dem Eltenberg vor 1000 Jahren ging es um Macht und Moneten. Selbst der Kaiser versuchte zu vermitteln.

Die Vorstellung über ein gottgefälliges Leben als Christ hat sich im Laufe der Jahrhunderte extrem geändert. Dabei müssen gar nicht solche Extreme wie die Kreuzzüge als negative Beispiele herhalten. Auch in der heutigen Grenzregion am Niederrhein wurde gemordet und gebrandschatzt. Rivalen – auch innerhalb der eigenen Familie – wurden brutal aus dem Weg geräumt.

Erbitterter Streit zweier Schwestern aus Elten

Wie etwa beim erbitterten Streit zweier Schwester auf dem Eltenberg vor 1000 Jahren. Die Rede ist von Adela von Hamaland und und ihrer älteren Schwester Luitgard, die um die erste Jahrtausendwende nach Christi Geburt lebten. Der Vater der beiden Schwestern ist Graf Wichmann von Hamaland. Auch wenn es sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen lässt, gehen heutige Forscher davon aus, dass der Graf mit Kaiser Otto I. über einige Ecken verwandt war.

Die Verbindung zum Herrscherhaus sollte weitreichenden Einfluss auf die Geschichte Eltens haben. Denn Graf Wichmann hatte keinen Erben – also genauer gesagt keinen männlichen Erben. Um den territorialen Besitz für seine Familie zu erhalten, griff er zu einem Kniff. In Hochelten gründete er ein Frauenstift. Als erste Äbtissin von Elten setzte er seine Tochter Luitgard ein.

Heiliger Vitus ist Namenspatron

Die Stiftsdamen waren aber keine Nonnen im modernen Sinne, sondern vielmehr weltliche Politikerinnen, die eine enorme Machtfülle besaßen. So gehörten dem Stift, das den Heiligen Vitus als Patron führte, 17 Höfe und weiterer Streubesitz in vier Grafschaften an.

Elten war damals eine der wichtigsten Adressen im ostfränkisch-deutschen Kaiserreich. Erst recht seit jenem Tag im Dezember 973 als Wichmann mit seiner Tochter Luitgard den nun herrschenden Kaiser Otto II. in Nimwegen aufsuchte. Denn der mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu verheiratete Kaiser unterstellte das Stift vom Eltenberg seinem königlich-kaiserlichen Schutz. Zudem verlieh er Immunität. Das hatte zur Folge, dass die Stiftsdamen das Recht der freien Äbtissinnenwahl hatten. Das noch junge ursprüngliche Familienstift war damit ein Reichsstift geworden.

Vermittlung von Kaiser Otto II.

Nach dem Tode Wichmanns – die Quellen geben an, dass er an einem 20. Juni starb zwischen den Jahren 973 und 983 – kam es zum Streit zwischen seinen beiden Töchtern. Während Luitgard als Äbtissin eine gemachte Frau war, hatte Adela das vermeintliche schlechtere Los gezogen. Sie forderte daher einen Teil der gestifteten Familienbesitztümer von ihrer Schwester, der Äbtissin, zurück. Selbst die Vermittlung von Kaiser Otto II. sollte nichts nützen und der Erbschaftsstreit eskalierte.

Burg der Schwester niederbrennen lassen

Auch interessant

Die beiden Schwestern packten sich wahrlich nicht mit Glacéhandschuhen an. Äbtissin Luitgard ließ die Burg ihrer Schwester während deren Abwesenheit niederbrennen. Kurze Zeit später starb Luitgard. Sie war vergiftet worden. Zeitzeugen vermuteten, dass Adela einen Giftmord in Auftrag gegeben hatte. Zur Rechenschaft wurde sie freilich nie gezogen. Ganz im Gegenteil.

Als der neue Kaiser Otto III. im Jahr 996 den Streit mit einem Machtwort beendete, erhielt Adela einen Teil ihres Erbes zurück. Gleichwohl blieb auch das Stift Elten bestehen. Es wurde dann nach vielen Wendungen erst im Jahr 1811 aufgehoben.

Laut Legende Leichnam in Rhein geworfen

Adela, die in zweiter Ehe Graf Balderich von Drenthe heiratete, war in ihrem weiteren Leben nochmals in einen Mordkomplott verwickelt. Ihr genaues Todesdatum ist nicht überliefert, wohl aber, dass sie in Köln starb und im Dom beigesetzt wurde. Ein Legende besagt, dass ihr Leichnam später ausgegraben und in den Rhein geworfen wurde. Die Kölner wollten so eine Naturkatastrophe abwenden.