Wesel. .
Eine Stadt am Niederrhein. Von 10 000 Bewohnern waren die Hälfte Soldaten. Der französische Sonnenkönig Louis XIV wollte sie einnehmen, preußische Könige kamen vorbei und später auch Napoleon.
Diese Stadt, gelegen an zwei Flüssen, ist natürlich keine andere als Wesel. Im 18. Jahrhundert war es eine schwer bewaffnete Festungsstadt und ein wichtiger strategischer Ort für das Königreich Preußen. Die Bedeutung Wesels hat im historischen Vergleich eher ab- als zugenommen, und auch die politische Prominenz lässt sich nur selten blicken, es sei denn, es ist gerade Wahlkampf. Dennoch: Wer genau hinsieht, findet noch immer etliche Spuren aus der Zeit Wesels unter preußischer Herrschaft. Das zeigte am Samstagnachmittag eine spannende Stadttour, geleitet vom kundigen Helmut Langhoff, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Preußen-Museums.
Die Tour startete an der Zitadelle. Das Wort kommt vom italienischen Wort „cittadella“ und hieß ursprünglich „kleine Stadt“. Tatsächlich war die Zitadelle Wesels so etwas wie eine Stadt in der Stadt. Insgesamt war es hier klein, beengt und absolut vom Militär dominiert. Wenn Kaufleute zu spät vor einem der Stadttore ankamen, waren die schon geschlossen, und die Soldaten ließen nicht mit sich reden. Auch damit hängt der Niedergang der reichen Hansestadt Wesel zusammen, das trotz seiner Lage nicht sonderlich attraktiv für den Handel war.
Ungehobelte Manieren
Friedrich Wilhelm I. baute die militärische Stärke seines Reiches aus. Soldatenkönig nannten sie ihn deshalb. Er war ein häufiger Besucher Wesels. Angenehm im Umgang war er nicht unbedingt. Wie gegenwärtiger Literatur zu entnehmen ist, schleuderte er unliebsamen Zeitgenossen bisweilen entgegen: „Soll mir im arß lequen.“
Ein besonders schlechtes Verhältnis hatte er zu seinem Sohn Friedrich II., später Friedrich der Große. Ihn hielt er für zu weich. Mehrfach verhinderten Offiziere, dass der Vater seinen Kronprinzen aus Wut umbrachte. Friedrich II. musste Schläge ertragen. Einmal schreibt er: „das maul etliche tage geschwollen gewesen“. Sogar Folter drohte der harte Vater ihm an. Ein aus Verzweiflung geschmiedeter Fluchtplan flog auf, Friedrich II. saß deshalb im Jahr 1730 in Wesel im Gefängnis.
Helmut Langhoff klärte die Teilnehmer seiner Tour auch darüber auf, was es mit dem Begriff Esplanade auf sich hat. Heute ist sie bekanntlich eine Straße in der Innenstadt. Damals war es ein breites Feld, das zwischen Festungsanlage und der Stadt lag. Wichtig für die Soldaten, um freie Sicht und freies Schussfeld zu haben.