‘s-Heerenberg. .

Am liebsten würde Peter Bresser hier jeden Tag arbeiten. Ein so reiches Archiv, mit so vielen historischen Dokumenten, gibt es nicht noch einmal in der Region. Aber wie das im Berufsleben nun mal so ist, Peter Bresser ist als festangestellter Archivar nicht nur für die eindrucksvolle Sammlung des Wasserschlosses Huis Bergh in ‘s-Heerenberg verantwortlich, sondern u.a. auch für das Stadtarchiv in Doetinchem: „Aber dieses Archiv ist natürlich eine seltene Perle“, sagt er. Für das Archiv von Huis Bergh hat Bresser unverkennbar eine Schwäche.

Viele mittelalterliche Dokumente

Auch wenn man es nicht vermuten mag: Das Archiv von Huis Bergh zählt zu den größen und ältesten Archiven in den Niederlanden und gilt vor allem als best dokumentierteste und vollständigste Sammlung mittelalterlicher Dokumente: „Ab 1450 sind alle Korrespondenzen und Wirtschaftsbücher der Grafen van den Bergh vollständig“, sagt Bresser. Und damit verraten die scheinbar unendlich vielen Akten, Urkunden, Regesten, Briefe, Kassen- und Wirtschaftsbücher eine Menge über die Historie des Niederrheins. Denn nicht nur die Grafschaft Bergh lässt sich hier gut erforschern, sondern auch die einst benachbarten Herzogtümer Kleve und Geldern, mit denen die Grafschaft viele wirtschaftliche und politische Beziehungen unterhielt.

Die Briefwechsel zwischen den Klever und Gelderner Herzögen und den Grafen van den Bergh lassen sich alle im Original in ‘s-Heerenberg finden. „Das ist schon etwas besonderes“, sagt Bresser. Das ältestes Dokument stammt aus dem Jahr 1227. An historischen Urkunden mit Siegelverschluss gibt es 2000 Exemplare.

Die alten Urkunden wurden bereits alle digitalisiert und sind auf der Internetseite www.huisbergh.nl einzusehen. Unglaubliche 20 000 Besucher verzeichnet die Archivseite im Quartal. „Man darf die Bedeutung nicht unterschätzen. Hier befinden sich viele Archivalien von regionaler und nationaler Bedeutung“, sagt Bresser.

Urkunden und Briefwechsel

So ist hier unter anderem auch ein Briefwechsel zwischen dem jungen Grafen Oswald van den Bergh und dem Bischof von Münster aus dem Jahr 1486 erhalten. Der Bischof sicherte dem Grafen seine militärische Unterstützung zu, wenn er in Konflikte mit den Herzögen von Kleve oder Geldern geraten sollte. Rechtlich gehörte die Grafschaft zwar zum Herzogtum Geldern, „aber man hat sich hier immer unabhängig gefühlt“, sagt Bresser.

Ein Blick ins digitale Archiv zeigt, dass in ‘s-Heerenberg auch die Heiratsurkunde von Arnold von Geldern und Katharina von Kleve aus dem Jahr 1423 aufgewahrt wird und dass hier zahlreiche Verträge zwischen den Klever Herzögen und den Grafen van den Bergh zu finden sind, sowie Briefe über Auseinandersetzungen über Zölle und Grenzfragen. Die Urkunden sind zum Teil sogar transkribiert worden: „Denn die alten Handschriften vor dem 18. Jahrhundert kann man eigentlich heute nicht mehr lesen“, sagt Bresser.

Die Bedeutung des Hauses sei so vielfältig für die Region: „Man könnte hierüber stundenlang erzählen“, sagt Bresser.