Emmerich. . Am 1. März 1817 wurde durch einen Tausch Emmerich vergrößert. Borghees, Leegmeer, Speelberg und Klein-Netterden waren vorher niederländisch.

  • Die Niederländer wollten Spijk und Tolkamer haben, da sie den Preußen den Deichbau nicht zutrauten
  • Vor dem Tauschgeschäft verlief die preußisch-niederländische Grenze mitten durch Emmerich
  • Ein Grenzstein steht noch an seinem originalen Ort: nämlich an der Hüthumer Heide

Dass Borghees, Speelberg, Leegmeer und Klein-Netterden zu Emmerich, ja, sogar zu Deutschland gehören, stellt heute keiner mehr in Frage. Dabei waren diese Teile Emmerichs mal niederländisch. Und sind sozusagen nur als Tauschmasse vor 200 Jahren überhaupt erst deutsch geworden.

Bernhard Lensing vom Emmericher Geschichtsverein kann die Historie aufwärmen. 1815 wurde beim Wiener Kongress Europa neu verteilt, nachdem Napoleon wortwörtlich sein Waterloo erlebte. Der Niederrhein ging an die Preußen. Emmerich war zuvor sogar französisch. Die Enklaven Huissen, Liemers und Wehl, die zum Klever Herzogtum gehörten, sollten nun niederländisch werden.

Preußen wollten Spijk und Tolkamer nicht abgeben

So sehen die Grenzsteine aus, die einst die Grenze zwischen Preußen und den Niederlanden markierten. Dieser steht heute im Schlösschen Borghees – nicht der originale Standort.
So sehen die Grenzsteine aus, die einst die Grenze zwischen Preußen und den Niederlanden markierten. Dieser steht heute im Schlösschen Borghees – nicht der originale Standort. © Bernhard Lensing

Dies wurde am 1. Juni 1816 vertraglich besiegelt. Doch Spijk und Tolkamer gehörten noch zum preußischen Kleve, schildert Lensing. „Die Niederländer hatten Angst. Sie wollten das Gelände am Rhein haben. Sie trauten den Preußen den Deichbau nicht zu“, so Lensing.

Die Preußen allerdings wollten Spijk und Tolkamer nicht abgeben. Die Niederländer boten nun Schenkenschanz den Klevern an. Im 80-jährigen Krieg mit Spanien im 17. Jahrhundert war das ein wichtiges Fort. Schenkenschanz lag noch viel näher am Rhein, der von dort aus kontrolliert werden konnte.

Doch der Krieg war längst vorbei, die Schanz entbehrlich. Den Preußen reichte das noch nicht. Also kam das Grenzgebiet zu ‘s-Heerenberg ins Spiel. Und tatsächlich ließen sich die Preußen auf diesen Tausch ein, wodurch Emmerich größer wurde.

Die Grenze war mitten in Emmerich

Am 1. März 1817, vor 200 Jahren, wurde in Kleve der Vertrag geschlossen, der Borghees, Speelberg, Leegmeer, Hohe Sorge (heute Teil von Leegmeer) und Klein-Netterden den Preußen zuschlug.

Hulhuizen, Lobith, ‘s-Gravenwaard, Bylandse Waard, Kyferwaard, Kekerdom und Leuth wurden niederländisch. Die Niederländer unterschrieben etwas zähneknirschend, weil sie einen hohen Preis für ihr Deich-Gelände zahlten.

Ein weiterer Grenzstein steht am Haus Hassent

Ein Grenzstein in der Emmericher Innenstadt zeigt, wo einst die Grenze war. Nämlich im Bereich Seufzerallee/Dederichstraße: „Da verlief die Grenze. Das muss man sich mal vorstellen. Bis zum alten Friedhof, dem heutigen Gisbert-Lensing-Park, war Emmerich. Dahinter Holland. Emmerich hätte sich nicht mehr ausdehnen können, sagt Bernhard Lensing.

Ein weiterer Grenzstein steht am Haus Hassent in Hüthum, dieser wurde dorthin versetzt. Der einzige Grenzstein, der an seinem ursprünglichen Standort steht, ist an der Hüthumer Heide, 200 Meter hinter dem Krieger Denkmal am Hoher Weg.

>>GRENZEN HABEN HEUTE NOCH BEDEUTUNG

Die damalige Grenze zwischen Borghees und Hüthum, die Preußen und die Niederlande trennte, ist noch heute die Gebietsgrenze der beiden Emmericher Ortsteile.

Auch die Landwehr, die einst als Grenze zwischen Klein-Netterden und Vrasselt diente, ist noch heute Ortsgrenze.

In dem Vertrag vom 1. Juni 1816 wurde auch die Religionsfreiheit festgeschrieben. Die Niederlande waren calvinistisch. In den Enklaven Huissen, Liemers und Wehl lebten und leben noch heute viele Katholiken.