Emmerich. Wanderer, die ihre Wasserflasche gratis mit Trinkwasser auffüllen wollen, schauen in Emmerich meistens in die Röhre. Welche Alternative es gibt.

Fernreisen sind in der Corona-Pandemie nicht die erste Wahl. Stattdessen werden Kurzurlaube in der näheren Umgebung zur Alternative. Auch ausgedehnte Wanderungen oder mehrtägige Fahrradtouren (Stichwort Bikepacking) sind stark in der Beliebtheit gestiegen. Doch gerade wenn die Sonne scheint und die Temperaturen in die Höhe klettern, sollte bei körperlicher Bewegung auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung geachtet werden.

In Emmerich sind die öffentlichen Brunnen in der Stadt mit Warnhinweisen versehen

Diesem Bedürfnis sind einige Städte und Gemeinden nachgekommen, in dem sie an öffentlichen Stellen Trinkwasser kostenlos anbieten, so dass Wanderer oder Fahrradfahrer ihre Trinkflaschen ohne großen Aufwand und vor allem kostenfrei auffüllen können. Die erste europäische Bürgerinitiative hatte genau diesen Wunsch formuliert, der dann später vom Europäischen Parlament aufgegriffenen wurde.

In Emmerich gibt es dieses Angebot so nicht – im Gegenteil. Sowohl am Brunnen zwischen Rathaus und Stadtbücherei als auch am Brunnen am Großen Löwen sind Schilder kunstvoll eingearbeitet. „Kein Trinkwasser“ ist dort unmissverständlich zu lesen.

Was ein Schild „Kein Trinkwasser“ ganz genau bedeutet

Das Schild ist dabei nicht falsch, sagt aber auch nicht die ganze Wahrheit. Denn ob die Qualität des Wassers für den menschlichen Verzehr unbedenklich ist, kann schlicht nicht gesagt werden. Denn es handelt sich um Brunnenwasser. Und im Prinzip ist die Anbringung des „Kein Trinkwasser“-Schildes eine rechtliche Absicherung der Stadt.

Denn ohne ein Schild muss der Durstige davon ausgehen, dass es sich um Trinkwasser, sprich Leitungswasser, handelt. Per se kann auch Brunnenwasser Trinkwasser sein. Doch dafür müsste eine regelmäßige Überprüfung der Wasserqualität vorgenommen werden. Sollte jemand nach dem Genuss des Wassers erkranken, entfallen entsprechende Regressanforderungen gegen den Brunnenbetreiber, wenn es einen entsprechenden Warnhinweis gibt.

Es gibt einen Tipp, der im Internet kursiert

Nun wird aber in vielen Videos von Radreisenden oder Wanderern der Tipp gegeben, dass man Trinkwasser in Deutschland auf Friedhöfen bekommt. In Emmerich ist allerdings auf dem Friedhof an der Friedensstraße das nicht der Fall. Zumindest gibt es hier das Schild „Kein Trinkwasser“.

Auf dem Friedhof in Hochelten gibt es wegen der Höhenlage Leitungswasser und kein Brunnenwasser.
Auf dem Friedhof in Hochelten gibt es wegen der Höhenlage Leitungswasser und kein Brunnenwasser. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

In Hochelten ist die Situation eine andere. Durch die Höhenlage gibt’s dort kein Brunnenwasser. Wasser für die botanische Grabpflege kommt aus einem Hahn an der Kirchenmauer. René van Lier, ehrenamtlicher Brunnengeist am Drususbrunnen, hat schon oft beobachtet, dass Rennradfahrer das Gelände um St. Vitus gezielt ansteuern. „Die wissen meistens ganz genau, wo sie dort die Wasserflasche auffüllen können“, berichtet van Lier.

Für Hochelten ist das Thema auf der Agenda

Grundsätzlich ist das Thema auch bei Dr. Manon Loock-Braun auf der Agenda, die hier Bedarf erkannt hat. Emmerichs Tourismus-Chefin möchte daher eine Trinkwasser-Stelle an der neuen Tourist-Info in Hochelten schaffen. „Wichtig ist, dass es einfach erreichbar ist, und man nicht erst in das Gebäude reinkommen muss. Dann verfehlt es seine Wirkung“, so Loock-Braun, die allerdings bisher noch nicht erlebt hat, dass Wanderer in die Info kommen und fragen, ob sie ihre Trinkflasche am dortigen Wasserkran nachfüllen dürfen.

Gratis Trinkwasser gibt es in den Niederlanden an über 2000 Stellen

Dieser Trinkwasserspender ist im Bergherbos zwischen Beek und Stokkum auf dem Oude Eltenseweg zu finden.
Dieser Trinkwasserspender ist im Bergherbos zwischen Beek und Stokkum auf dem Oude Eltenseweg zu finden. © NRZ | Tenbörg

Einen Schritt weiter in diesem Bereich sind die niederländischen Nachbargemeinden von Emmerich. So gibt es dort öffentliche Wasserzapfsäulen: etwa in Spijk in der Nähe der Kirche, im Bergherbos zwischen Beek und Stokkum auf dem Oude Eltenseweg oder auch in ‘s-Heerenberg. Im Internet unter drinkwaterkaart.nl sind fast 2000 Stellen in den ganzen Niederlanden aufgeführt, an denen gratis Trinkwasser zu bekommen ist.

Nicht besonders im Kreis Kleve verbreitet

Ein im Prinzip ähnliches Projekt ist Refill Deutschland. Wobei hier oft Ladenlokale oder Verwaltungen angegeben sind, wo Durstige ihre Flaschen am Wasserkran nachfüllen dürfen. Allerdings muss dafür in der Regel das Geschäft betreten werden.

Besonders viele Refill-Stationen im Kreis Kleve gibt es aber zurzeit eh nicht. Das Autozentrum Ebber an seinen Standorten in Rees und Kleve macht mit, sowie in Kalkar Radsport Giltjes und die dortige Markt-Apotheke. In Goch ist My-Musthave und in Uedem die Kreis Abfallwirtschaft als Refill-Station aufgeführt.

>> Ein Trinkwasserbrunnen in Kleve

Im vergangenen Jahr hat die Stadt Kleve gemeinsam mit den Umweltbetrieben und den Stadtwerken am Fischmarkt in der Fußgängerzone einen Trinkwasserbrunnen aufgestellt.

Wichtig zu wissen: Damit Frostschäden gar nicht erst entstehen können, wird der Trinkwasserbrunnen in den Wintermonaten abgeschaltet.