Emmerich/Rees. Die Stadtverwaltung Emmerich rechnet mit 500 bis 600 Geflüchteten. 180 Betten sollen bereitgestellt werden. Vielfältige Aufgaben stehen an.

Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze rechnet in den nächsten Wochen mit 500 bis 600 Geflüchteten aus der Ukraine, um die man sich kümmern müsse. Aktuell leben in Emmerich 112 Geflüchtete aus der Ukraine. Sie seien alle bei Privatpersonen untergekommen. Unter den 112 Geflüchteten befinden sich 69 Erwachsene und 43 Kinder unter 18 Jahren. „Die Masse sind Mütter mit Kindern“, so Hinze. „Wir bereiten uns darauf vor, dass der Zustrom noch massiver werden wird.“

Eine große Hilfe seien aktuell die vielen Initiativen aus der Bürgerschaft. „Ohne diese private Hilfe würde es die Verwaltung auch nicht schaffen“, betont Hinze. In Emmerich lebten auch bereits vor dem Krieg 30 Ukrainer, die sich jetzt vielfältig einsetzen würden. Unter anderen auch als Dolmetscher. „Was hier das Ehrenamt leistet ist schon à la bonne heure“, so Hinze.

Auch eine Turnhallen-Belegung ist nicht ausgeschlossen

Die Stadt werde nun in absehbarer Zeit ihren Wohnungsbestand aufstocken, um den geflüchteten Menschen aus der Ukraine eine Unterkunft anbieten zu können. Aktuell verfüge man über 70 Wohneinheiten. Das Ziel sei es, 150 bis 180 Betten anbieten zu können.

So wolle man unter anderem die alte Rettungswache für Geflüchtete herrichten und im schlimmsten Falle müsse wieder eine Turnhalle genutzt werden. Allerdings wolle man nicht wie 2015 die große Hansahalle nehmen, sondern sich auf kleinere Turnhallen beschränken, so Hinze. Er rechnet täglich damit, dass das Land Asylsuchende zuweist.

Wie traumatisiert sind die Kinder, die in Emmerich ankommen?

Mittlerweile gebe es einmal die Woche einen Runden Tisch mit der Caritas und der Initiative Elten hilft. Auch die Gruppierung um Botho Brouwer aus Dornick, soll bald an dem runden Tisch teilnehmen.

Wie hier auf einer Kundgebung in Emmerich am 11. März: Die Bürger zeigen sich solidarisch mit den ukrainischen Kriegsopfern.
Wie hier auf einer Kundgebung in Emmerich am 11. März: Die Bürger zeigen sich solidarisch mit den ukrainischen Kriegsopfern. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die nächsten Fragen, die geklärt werden müssten seien die der Kinderbetreuung. „Kinder brauchen Strukturen“, so Hinze. Hier müsse man jetzt erst einmal feststellen, ob man diese Kinder aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen überhaupt in eine Kita oder Schule schicken könne. „Inwieweit diese Kinder sich bereits von der Familie lösen können, muss individuell betrachtet werden“, so Hinze. Er erinnerte daran, dass sie ihre Heimat verlassen haben, einen Fluchtweg hinter sich haben und Familienangehörige und Freunde zurückgelassen haben. „Diese Kinder müssen erst einmal ankommen“, so Hinze.

Praktikumsstellen und Deutsch-Kurse sind gefragt

In den Kitas werde es eng werden. „Und wir haben auch einige unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, um die wir uns kümmern müssen“, so Hinze.

Die Stadt sei auch im Gespräch mit Unternehmen. Hier frage man ab, ob es Firmen gibt, die Arbeit in Form von Praktika anbieten können. Auch die Nachfrage nach Deutsch-Kursen werde hoch sein.

Die Stadt Emmerich gibt ab Freitag Barschecks heraus

In Emmerich werden die Flüchtlinge für die Übergangszeit bis zu ihrer Registrierung mit Lebensmittelgutscheinen versorgt. Diese werden je nach Haushaltsgröße verteilt und können beim Sozialamt beantragt werden. Diese Gutscheine belaufen sich zwischen 80 und 100 Euro. Wenn die Geflüchteten eine Aufenthaltsbescheinigung haben, dann haben sie auch ein Recht auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Das sind 367 Euro für einen Erwachsenen.

Ab Freitag wird auch die Stadt Emmerich dazu übergehen, Barschecks auszugeben. Wie hoch diese ausfallen werden, werde man sich im Einzelfall genau ansehen, so Sprecher Tim Terhorst. Um diese Schecks zu erhalten, müssen die Geflüchteten bei der Stadt Emmerich gemeldet sein. Am Mittwoch wurden im Rahmen eines Sondertermins die ersten ukrainischen Flüchtlinge in Emmerich angemeldet.

Probleme mit Gutscheinen in Kalkar

In Kalkar gab es jetzt einen Fall, dass die Filialen von dm und Lidl die Gutscheine der dortigen Stadtverwaltung nicht anerkannt haben, beziehungsweise Restbeträge des Gutscheins nicht bar ausgezahlt haben. „Uns sind bis dato noch keine Unregelmäßigkeiten bekannt“, sagt Emmericher Stadtsprecher Tim Terhorst.

In Rees erhalten die Flüchtlinge aus der Ukraine bereits Bargeld vom Sozialamt, wenn sie sich beim Einwohnermeldeamt registriert haben – ganz unabhängig von der Registrierung bei der Ausländerbehörde des Kreises Kleve. Den Flüchtlingen stehen dann dann Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu. Dieses Gesetz sieht einen Regelsatz für Erwachsene in Höhe von 367 Euro vor. Als Grundlage gilt der Stadt Rees ein Schreiben des NRW-Ministeriums vom 8. März, in dem es heißt, dass die „Leistungserbringung erfolgt ab Bekanntwerden der Bedürftigkeit, also grundsätzlich ab Vorsprache bei der Leistungsbehörde“.

In Rees hat man sich bewusst gegen eine Gutscheinlösung ausgesprochen: „Für die Menschen ist es besser, wenn sie nicht auch noch im Supermarkt Ärger haben. Die haben schon genug Sorgen“, sagt Stadtsprecher Jörn Franken.

86 Geflüchtete in Rees untergebracht

Aktuell gibt es in Rees 86 Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. 50 Personen seien in Übergangsheimen untergebracht worden, der Rest ist in privaten Wohnungen untergekommen. Die Stadtverwaltung Rees achte darauf, inwiefern die Geflüchteten besser in einem Übergangsheim untergebracht werden können oder in einer Wohnung. So gebe es eine Großfamilie mit 13 Personen, die nun in einer eigenen Wohnung lebt: „Andere brauchen mehr Unterstützung“, sagt Franken.

Wer einen Ansprechpartner in Emmerich sucht, der kann sich telefonisch unter der Nummer 02822/751700 melden (vormittags) oder auf der Internetseite der Stadt suchen. Dort gibt es auf der Startseite einen Button „Informationen für Freiwillige und Vertriebene aus der Ukraine“. Die Caritas macht für Emmerich die Erstberatung und informiert unter anderem über Behördenangelegenheiten der Stadt, des Ausländeramtes oder Betreuungsfragen für die Kinder (Schule, Kindergärten)