Rees/Emmerich/Isselburg. Erbentag hat auf seiner letzten Sitzung in Rees in alter Zusammensetzung den Haushalt verabschiedet. Verbandsbeiträge bleiben fast unverändert.

Es war die letzte Sitzung des amtierenden Erbentages, der noch bis Ende März im Amt ist. Und auch für dieses Haushaltsjahr konnten die 47 Mitglieder des höchsten Gremiums des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze einen zum Vorjahr fast unveränderten Verbandsbeitrag beschließen. Die Hebesätze für den Hochwasserschutz sinken sogar um 7,48 Prozent, für Schöpfwerke (plus 2 Prozent) und Gewässer-Instandhaltung (plus 1,8 Prozent) steigen sie leicht an. Unterm Strich beträgt die jährliche Verbandsumlage für ein durchschnittliches Einfamilienhaus 74 Euro und somit 3,50 Euro weniger als im Jahr 2021. „Das ist seit Jahren ein konstant bezahlbarer Hochwasserschutz“, kommentierte der Geschäftsführer des Deichverbandes, Holger Friedrich, die Zahlen.

Der Haushaltsplan mit einem Gesamtvolumen von 16,4 Millionen Euro wurde ausführlich vom Fachbereichsleiter Marcus Schaffeld vorgestellt. Auf den Hochwasserschutz entfällt auch 2022 wieder der größte Anteil, und zwar 12,8 Millionen Euro. „Das meiste Geld, exakt zehn Millionen Euro, fließt dabei in die Deichsanierung“, erläuterte Schaffeld Friedrich im Bürgerhaus Rees, wo der Erbentag erneut coronabedingt stattfand. Grunderwerb sowie Bau- und Planungskosten schlagen hier besonders zu Buche, und zwar für die Sanierung der Spundwand im Industriehafen Emmerich sowie auch für den Planungsabschnitt im Bereich Dornick/Kläranlage Emmerich.

Noch 30 Prozent des Deiches müssen saniert werden

Die Spundwand, für die die Arbeiten vor etwa zwei Jahren begonnen hatten, sei zwar mittlerweile fertiggestellt, betonte Friedrich, „aber eigentlich müsste die Deichsanierung weiter sein“, fügte er an. Es bereite ihm schon Sorgen, dass der eigentlich anvisierte Zeitplan von Düsseldorf immer weiter verschoben werde. War die Fertigstellung zunächst für 2025 vorgesehen, ist jetzt von 2028 die Rede.

Der Deich zwischen Bienen und Praest wurde bereits saniert. Noch fehlen aber gut 15 Kilometer zwischen Wesel und Landesgrenze.
Der Deich zwischen Bienen und Praest wurde bereits saniert. Noch fehlen aber gut 15 Kilometer zwischen Wesel und Landesgrenze. © Deichverband | Deichverband Bislich-Landesgrenzel

Wobei seit 1999 bislang gut 70 Prozent der 45 Kilometer Deichstrecke von Bislich bis zur Landesgrenze saniert sind. 30 Prozent, sprich gut 15 Kilometer, zwischen Wesel und Landesgrenze müssen noch auf Vordermann gebracht werden, was etwa 50 bis 60 Millionen Euro kosten wird. „Das muss so schnell wie möglich umgesetzt werden, sonst wird die dringend notwendige Sanierung immer teurer“, beschwor Friedrich, der Angst vor weiteren Verzögerungen hat, den zügigen Ausbau des dringend benötigten Hochwasserschutzes. Wobei 80 Prozent der Summe vom Land gefördert wird.

Deichverband in Emmerich kauft neuen Bagger für 300.000 Euro

Der Eigenanteil des Deichverbandes von 20 Prozent ist durch langfristige Förderkredite oder eigene Rücklagen zu zahlen. Wobei der Deichverband, der in diesem Jahr keine neuen Kredite zur Finanzierung aufnehmen muss, dennoch weitere Schulden tilgen kann. „Weil wir ältere Darlehn mit einem günstigeren Zinssatz umwandeln werden“, so Schaffeld. Hatte der Deichverband, der pro Jahr seine Schuldenlast um 570.000 Euro tilgt, Anfang des Jahres noch 11,6 Millionen Schulden, werden es so am 31. Dezember nur noch 9,4 Millionen Euro sein.

Auf über 950.000 Euro steigt der diesjährige Beitragsbedarf für den Bereich Gewässer und Gewässer-Unterhaltung. „Das erledigen wir ja mittlerweile fast ausschließlich mit eigenen Mitarbeitern, was sich unterm Strich rechnet“, erläuterte der Fachbereichsleiter Verwaltung, Marcus Schaffeld. Aber natürlich stünden auch Investitionen in notwendige Maschinen an, wie in diesem Jahr gut 300.000 Euro für den Kauf eines neuen Baggers zur Pflege der rund 350 Kilometer langen Entwässerungsgräben.

Im nächsten Erbentag sitzt erstmalig auch eine Frau

Der Erbentag kam im Bürgerhaus Rees zusammen.
Der Erbentag kam im Bürgerhaus Rees zusammen. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Inwieweit die dramatisch gestiegenen Energiekosten noch zu Korrekturen im Haushaltsplan führen können, ist unklar. „Den Ukraine-Krieg haben wir in unsere Berechnungen nicht einkalkulieren können“, sagte Marcus Schaffeld mit Blick etwa auf die Preise für Diesel, mit denen ja bei Hochwasser auch die Pumpen der drei Schöpfwerke betrieben werden, sowie der Fuhrpark.

Die Mitglieder des Erbentages, zu dem neben den 47 ständigen Mitgliedern auch 27 Ersatzdelegierte zählen, erhielten am Schluss der Sitzung als Dank für ihre fünfjährige Amtszeit eine kleine Anerkennung seitens des Deichverbandes. Der übrigens erstmalig bei der konstituierenden Sitzung des neuen Erbentages im April dann auch eine Frau begrüßen kann.