Rees-Bienen. Schäfer Mark Ricken hat 400 Muttertiere, die auch die Deiche pflegen. Er will Zahl verdoppeln. Nur vom Schäfer-Dasein kann er aber nicht leben.

Sie sind „DeichHelden“. So steht’s auf einer großen Tafel an der L7 bei Praest. Gemeint sind die Schafe, die zur Pflege auf dem Deich zwischen Bislich und der niederländischen Grenze eingesetzt werden. Einer der Schäfer, Mark Ricken, lebt mit den Schafen in Rees-Bienen. Rund 400 Muttertiere hält er – es sollen 1000 werden. Der 36-Jährige liebt seinen Beruf. „Davon zu leben ist aber nicht leicht“, sagt er.

Der Schäfer steht im offenen Stall, schaut auf einen Großteil seiner Herde. „Die sind wegen des Wetters jetzt gerade nicht draußen“, erklärt Ricken. Kälte mache ihnen nichts aus, aber die Nässe. Während er einen Eimer mit Kraftfutter füllt, beobachtet Hütehund Karlchen dass Geschehen, hat auch eine kleine Katze im Blick, die vorbei huscht.

Schäfer arbeiten ohne Hütehunde auf dem Deich

„Karlchen ist unser Haus- und Hofhund“, lacht Josef Ricken. Er ist Senior-Schäfer, hat den Betrieb 1998 gegründet. Hunde, die die Schafe beschützen und lenken sollen wie bei anderen Kollegen, hatten die Rickens nie. „Wir haben da unsere eigene Philosophie“, erzählen die Männer. Denn Hütehunde wie ihr 14 Jahre alter Border Collie hätten ja die Aufgabe, die Tiere zusammen zu treiben. „Die stehen dann im Pulk und fressen nicht mehr“, erklärt der Schäfer.

Wenn es draußen sehr nass ist, sind die Schafe und Lämmer von Mark Ricken meist im Stall.
Wenn es draußen sehr nass ist, sind die Schafe und Lämmer von Mark Ricken meist im Stall. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Das Problem: Wenn Spaziergänger mit ihren Vierbeinern auf dem Deich unterwegs seien, würden die Schafe ähnlich reagieren, wenn sie die Hunde erblicken. „Dann ziehen sie sich gleich wieder zurück“, so die Beobachtung der beiden Schafhalter. Also statt mit Hunden die Herde zu umsorgen, haben die Rickens etwas anderes trainiert: „Wir schlagen auf den Eimer mit Kraftfutter. Das funktioniert prima“, sagen sie.

Hunde ohne Leine sind für die Schafe ein großes Problem

Und es klappt wirklich. Auf dem Deich, gleich hinter Wohnhaus und Schafstall an der L7, befinden sich gerade einige Tiere draußen. Als sie das Klopfen und die Rufe hören, kommen sie schnell angelaufen. Apropos Hunde beziehungsweise Hundehalter: Da hat Mark Ricken eigentlich gar keine so schlechten Erfahrungen gemacht. „Die allermeisten verhalten sich korrekt, haben ihre Vierbeiner an der Leine“, lobt er.

Doch es gebe leider die einigen Wenigen, die sich daneben benehmen würden, denen Rücksicht auf die Schafe fremd sei – und denen die Naturschutzgebiete gleich nebenan auch egal seien. „Gott sei Dank hat noch kein Hund ein Schaf direkt angegriffen“, meint Mark Ricken. Aber es komme eben immer wieder vor, dass freilaufende Vierbeiner die Schafe so in Panik versetzen würden, dass tragende Tiere in Gefahr gerieten, ihren ungeborenen Nachwuchs zu verlieren.

Selbst als Brautpaar fühlten sich Schäfer Mark Ricken und Ehefrau Sabrina in Gesellschaft ihrer Tiere wohl.
Selbst als Brautpaar fühlten sich Schäfer Mark Ricken und Ehefrau Sabrina in Gesellschaft ihrer Tiere wohl. © NRZ | Weber

Aber es gebe auch immer mehr Menschen, denen das nicht egal ist. Nachbarn etwa in Bienen, die Mark Ricken schnell informieren, sollten Tiere von Hunden gejagt werden. In Bergswick in Rees, wo der Schäfer ebenso wie bei Hüthum Weideflächen gepachtet hat, hätte sich sogar eine Gruppe von sechs Hundehaltern gefunden, die ihn über Vorfälle dort informieren würden. „Da war das früher besonderes schlimm mit freilaufenden Hunden und unangenehmen Haltern, die übrigens meistens nicht aus Rees kamen“, erinnert sich Josef Ricken.

Schäfer werden vom Deichverband mitbezahlt

Insgesamt stehen dem Schäfer für seine 400 Mutter- und 80 Jungtiere, 400 Lämmer sowie elf Deckböcke rund 80 Hektar Grünland zur Verfügung, die Hälfte davon auf und am Deich. „Gut ist, dass wir für unsere Arbeit am Deich vom Deichverband ab diesem Jahr bezahlt werden“, ist Mark Ricken erleichtert. Der wie alle anderen in der Familie noch Nebenjobs nachgeht, etwa als Melker. „Sonst würde es finanziell einfach nicht reichen.“

Es helfe auch nicht, dass Tiere zum Schlachter kämen, wenn etwa Muttertiere keinen Nachwuchs mehr bekommen könnten. Oder das die Schafe einmal im Jahr geschoren werden. „Da zahlen wir immer drauf“, wissen beide. Aber sie lieben halt ihre Schafe, es ist wie eine Berufung. Und haben auch Spaß daran, dass Familien mit ihren Kinder am Hof immer wieder gerade in der Coronazeit bei den elf Ziegen halt machen würden. „Deshalb haben wir da auch einen Futterautomaten aufgestellt“, lacht Mark Ricken.