Emmerich. Die Feuerwehr in Emmerich rückte im Jahr 2021 zu 54 Einsätzen nach Alarmierung einer Brandmeldeanlagen aus, obwohl es nur sechsmal brannte.

Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule, auf der das Funktionieren einer Gesellschaft fußt. Das lässt sich kaum irgendwo besser erkennen als bei der Freiwilligen Feuerwehr. Der Einsatz, der von den Feuerwehrleuten in Emmerich geleistet wird, ist dabei enorm – fast schon ein Vollzeitjob. Denn an den 365 Tagen des Jahres 2021 wurden in Emmerich und seinen Ortsteilen 326 Einsätze abgearbeitet.

Die Freiwillige Feuerwehr Emmerich hatte im Jahr 2021 insgesamt 91 Brandeinsätze

Dabei sind die Einsätze höchst unterschiedlich. Von den Verantwortlichen wurde nun die genaue Einsatzstatistik veröffentlicht. 91-mal rückten die Kameraden zu einem Brandeinsatz aus.

Doch vor allem eine Zahl lässt aufhorchen: Durch die industrielle Prägung Emmerichs rückt die Feuerwehr im Vergleich zu ähnlich großen Städten häufiger zu Einsätzen aus, nachdem eine Brandmeldeanlage ausgelöst hat. Im vergangenen Jahr sind so 48 Einsätze zusammengekommen.

48 Fehl- oder Täuschungsalarmierungen durch Brandmeldeanlagen

Um es klar zu sagen: Bei diesen 48 Einsätzen handelt es sich um so genannte Fehl- oder Täuschungsalarmierungen. Sprich: Es gab keinen Brand. „Das ist in der Tat so“, bestätigt Wehrleiter Martin Bettray eine entsprechende Anfrage der NRZ. Von den 91 „echten“ Brandeinsätzen wurden wiederum sechs durch eine Brandmeldeanlage angezeigt.

„Diese sechs Brände konnten alle in der Entstehungsphase detektiert und mit geringem Aufwand gelöscht werden“, heißt es dazu von der Wehrleitung. Gleichzeitig zeigt es aber auch, wie hochkomplex Brandmeldeanlagen funktionieren.

Handwerkerarbeiten können Alarm versehentlich auslösen

Christian Knorr, Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Emmerich, zeigt einen Objektplan, der bei einem Einsatz durch eine Brandmeldeanlage im erstausrückenden Fahrzeug mitgeführt wird.
Christian Knorr, Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Emmerich, zeigt einen Objektplan, der bei einem Einsatz durch eine Brandmeldeanlage im erstausrückenden Fahrzeug mitgeführt wird. © NRZ | Torsten Tenbörg

Denn bei den Fehl- beziehungsweise Täuschungsalarmen liegt in der Regel keine Schlampigkeit oder gar böse Absicht vor. So gibt es Arbeitsbedingungen oder -umgebungen, die für Brandmeldeanlagen keine guten Voraussetzungen darstellen. „Es kann schon reichen, dass in einer Firma gebohrt wird und durch die Staubbildung dann der Alarm ausgelöst wird, wenn vergessen wurde, die Brandmeldeanlage herunterzufahren“, erläutert Zugführer Christian Knorr. Auch ein technischer Defekt lasse sich nicht zu 100 Prozent ausschließen.

In Emmerich gibt es überproportional viele Brandmeldeanlagen

Die Besonderheit in Emmerich liegt darin, dass es in der Stadt überproportional zur Einwohnerzahl und Größe viele Brandmeldeanlagen gibt. Aktuell sind es 72 aufgeschaltete Brandmeldeanlagen, was bedeutet, dass die Alarmierung direkt bei der Kreisleitstelle angezeigt wird. Hinzu kommen noch mal zwölf nicht aufgeschaltete Brandmeldeanlagen.

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Entsprechend ist die Belastung für die Freiwillige Feuerwehr enorm. Es gab auch schon Jahre mit mehr als 100 Einsätzen nach Alarmierungen durch Brandmeldeanlagen. Wobei hier auch gesagt werden muss: Wird die Anlage nicht regelmäßig gewartet und löst deshalb aus, wird der Einsatz dem Betreiber in Rechnung gestellt.

Dies ist aber eine Ausnahme. Allerdings ist der Betrieb einer Brandmeldeanlage kostenintensiv – sowohl bei Anschaffung und Installation als auch im laufenden Betrieb. Allein fünfmal im Jahr muss eine Wartungsfirma in den entsprechenden Betrieben vorbeischauen.

Firmenschlüssel ist im Feuerwehrschlüsseldepot hinterlegt

Der Einsatz bei Alarmierung durch eine Brandmeldeanlage ist genau getaktet. Zunächst einmal wird bei der Ankunft am Einsatzort im Feuerwehrschlüsseldepot der Firmenschlüssel entnommen, so dass die ausrückenden Kameraden auch in der Nacht schnell die Lage erkunden können. Eben um möglichst schnell in den betroffenen Bereich zu gelangen, gibt es den Feuerwehrobjektplan, der je nach Objekt recht umfangreich sein kann, wie etwa beim Krankenhaus.

Objektpläne auch digital auf dem Tablet abrufbar

Im Einsatzleitwagen werden die Pläne von allen Objekten mit Brandmeldeanlage in Papierform vorgehalten.
Im Einsatzleitwagen werden die Pläne von allen Objekten mit Brandmeldeanlage in Papierform vorgehalten. © NRZ | Torsten Tenbörg

Im Einsatzleitwagen werden die Pläne von allen Objekten mit Brandmeldeanlage in Papierform vorgehalten. Im Feuerwehrgerätehaus wird zudem die entsprechende Karte für das erstausrückende Fahrzeug vorgehalten. Zudem sind die Pläne mittlerweile auch in digitaler Form auf einem Tablet abrufbar. „Das sieht auf den ersten Blick vielleicht recht kompliziert aus“, sagt Knorr, „aber ich gehe lieber in einen großen Betrieb mit solch einem Plan, als wenn ich zum Einsatz in ein Privathaus gerufen werde, wo ich nicht weiß, was mich im nächsten Zimmer erwartet.“

Wo einmal in Emmerich Schindluder betreiben wurde

Der Betrieb einer Brandmeldeanlage wird in der Regel von der Bauaufsicht gefordert und/oder ist eine Auflage der Versicherung. Ein Missbrauch der Anlagen, wie vorsätzliches Auslösen, ist in Emmerich eine absolute Ausnahme. Vor einigen Jahren war das öffentlich zugängliche Parkdeck am Rheinpark-Center mit einem Druckmelder ausgestattet, der immer wieder böswillig gedrückt wurde. „Damals wurde dann in Rücksprache mit der Bauaufsicht entschieden, diese Druckmelder zu deaktivieren“, erinnert sich Bettray.

>>> Weitere Zahlen der Einsatzstatistik

Ein weiterer Aspekt in der Einsatzstatistik 2021 sind Technische Hilfeleistungen, die zu 144 Einsätzen führten. 19-mal gab es einen ABC-Einsatz. Brandsicherheitswachen wurden 19-mal besetzt. Fünfmal war das Feuerlöschboot im Jahr 2021 im Einsatz.

Bei den Bränden konnten insgesamt 13 Personen gerettet werden, für eine Person kam leider die Hilfe der Feuerwehrleute zu spät. Im Bereich der Technischen Hilfsleistungen konnten sieben Personen gerettet werden, jedoch konnte vier Personen nicht mehr geholfen werden. Insgesamt unterstützten die Kameraden der Emmericher Wehr den Rettungsdienst 33-mal, davon insgesamt zwölfmal mit der Drehleiter.