Kreis Kleve. Am Pfingstwochenende wurden Leiharbeiter in Emmerich und Goch auf das Coronavirus getestet. Noch stehen die Ergebnisse dazu aus.

In Emmerich und Goch sind am Pfingstwochenende zahlreiche Leiharbeiter in Sammelunterkünften auf das Coronavirus getestet worden. Die Ergebnisse der Tests, die allesamt Arbeiter betreffen, die in der niederländischen Fleischindustrie tätig sind und im Kreis Kleve wohnen, standen am Dienstag noch aus.

Damit kam eine neue Wendung in die Debatte um die Leiharbeiter, da nun also doch Reihentestungen vorgenommen wurden, die zunächst nicht vorgesehen waren. Die Maßnahmen des Kreises Kleve erfolgten in Abstimmung mit der Bezirksregierung Düsseldorf. Diese Testungen werden, so Landrat Wolfgang Spreen, möglicherweise tausende Menschen betreffen.

In Elten ist es dabei am Montagnachmittag zum Eklat gekommen. Der Vermieter einer Leiharbeiter-Unterkunft wollte das Kontrollteam nicht hinein lassen und habe behauptet, die Bewohner hätten kein Interesse an den Kontrollen. Bürgermeister Peter Hinze hat sofort die Polizei rufen lassen und diese hat für den Zugang gesorgt. „Die Leute waren dankbar, dass sie nun getestet werden. Es ist unfassbar. Hier geht es nur ums Geld“, sagte ein entsetzter Hinze zur NRZ.

Leiharbeiter im Kreis Kleve: Land schickte Unterstützung

Zurück zu den Kontrollen im Allgemeinen: Der Landrat hatte das Land Nordrhein-Westfalen über den Krisenstab der Bezirksregierung um personelle Unterstützung für die Kontrollen dieser Sammelunterkünfte gebeten. Diese Unterstützung wurde nun durch das Land NRW gewährt. Nach NRZ-Informationen soll Düsseldorf dem Landrat nahe gelegt haben, eine Belastungsanzeige zu tätigen.

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Ursprünglich sollten zwei externe Teams für Testungen am Pfingstsonntag und am Pfingstmontag zur Verfügung stehen. Diese Testungen wurden durch das Gesundheitsamt des Kreises Kleve in kürzester Zeit vorbereitet. Schlussendlich standen die beiden Teams der Stadt Krefeld zu je drei Personen zunächst nur am Pfingstsonntag zur Verfügung. Aufgrund der bereits erfolgten Vorbereitungen übernahmen dann kurzfristig zwei mobile Probenentnahme-Teams des Kreises Kleve die Testungen am Pfingstmontag.

Kontrollen der Leiharbeiter-Unterkünfte in Emmerich am Pfingstmontag

Am Pfingstsonntag wurden die Probenentnahmen in allen priorisierten Sammelunterkünften in Goch abgeschlossen. Hierbei handelt es sich um Unterkünfte mit Indexfällen und Sammelunterkünfte von Leiharbeitern, die in der niederländischen Fleischindustrie tätig sind. Am Pfingstmontag waren die beiden Teams des Kreises Kleve zur Testung der Leiharbeiter in Emmerich am Rhein unterwegs.

„Ich danke insbesondere den beiden Helfer-Teams aus Krefeld sowie den freiwilligen Helfern aus dem Kreisgebiet vom Deutschen Roten Kreuz, vom Malteser Hilfsdienst und von der Johanniter-Unfall-Hilfe für die kurzfristige Bereitschaft, den Kreis Kleveerneut zu unterstützen“, so Landrat Spreen.

Leiharbeiter-Problematik: Bezirksregierung rief beim Kreis Kleve an

Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze erfuhr am Sonntag, dass es Montag doch die Testungen in Emmerich geben sollte: „Ich habe am Freitagvormittag mit dem Ministerium telefoniert und darauf hingewiesen, dass es uns nicht um die Überprüfung der Wohnungen geht, das könnten wir nach dem Baurecht mit unserem Ordnungsamt selbst. Aber es geht um die Kontrollen nach dem Infektionsschutzgesetz, wofür wir den Kreis Kleve brauchen.“

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Auf diese Kontrollen warte Hinze seit drei Wochen. Am Freitagnachmittag habe es einen Rückruf gegeben. Es soll ein Gespräch zwischen der Bezirksregierung dem Kreis Kleve gegeben haben: „In Düsseldorf ist man sich der Situation im Kreis Kleve bewusst“, sagt Hinze.

Die Leiharbeiterfirma Horizon-Groep mit ihren 9000 Angestellten hat allein in Emmerich 30 Immobilien angekauft oder angemietet, wo Leiharbeiter wohnen. Deshalb erwartet Peter Hinze ebenfalls sehr viele nötige Tests in Emmerich. Der Personaldienstleister aus Velp, der viele Mitarbeiter am Schlachthof Groenlo beschäftigt, wurde von einem grenzüberschreitenden Behördentean nun dazu aufgefordert, kurzfristig seine vollständigen Listen aller Mitarbeiter mit Wohnadressen zu übermitteln.

Lokaler Corona-Lockdown? Derzeit noch nicht absehbar

Ob es zu einem lokalen Lock-Down im Kreis kommen müsse, sei derzeit „Kaffeesatzleserei. Da sind wir noch ein Stück von weg“. Ausrufen müsste dies der Kreis Kleve als Untere Gesundheitsbehörde. Sicherlich in Absprache mit der Bezirksregierung.

Derweil kommt der Kreis Kleve am Pfingstmontag, Stand 12.30 Uhr, auf 709 labortechnisch bestätigte Corona-Fälle. Die vier neuen Fälle sind allesamt Leiharbeiter. Übrigens: Auch von den 75 Tests vergangener Woche in Emmerich liegen noch nicht die Ergebnisse konkret vor.

Coronavirus: Das sind die Gesamtzahlen im Kreis Kleve

Von den 709 Indexfällen – also labortechnisch bestätigte Fälle insgesamt, inklusive der gesundeten und verstorbenen Personen – sind 42 in Bedburg-Hau, 86 in Emmerich am Rhein, 90 in Geldern, 60 in Goch, 31 in Issum, 29 in Kalkar, 41 in Kerken, 60 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 95 in Kleve, 12 in Kranenburg, 52 in Rees, 15 in Rheurdt, 60 in Straelen, 8 in Uedem, 14 in Wachtendonk und 14 in Weeze. Die Zahl der gesundeten Personen führt der Kreis Kleve nicht nach Kommunen auf.

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Die 7-Tage-Inzidenz entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner. In diesem Zeitraum gab es im Kreisgebiet 50 neue labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen. Dies ergibt im Kreis Kleve eine 7-Tage-Inzidenz von 16,0.

Wie sieht’s im Kreis Borken aus? Entspannt. Hier sind derzeit noch 121 Personen mit Corona infiziert. 939 sind gesundet, 38 verstorben. In Isselburg sind 13 Personen infiziert, 22 sind gesundet, zwei verstorben.